Technologie

US-Politiker drängen auf verschärftes Chip-Embargo gegen China

Der Kampf zwischen den USA und China um die technologische Führung steht vor seiner nächsten Runde. US-Parlamentarier drängen auf ein Verbot der Weiterentwicklung eines in der Volksrepublik weit verbreiteten Computerchip-Typs.
06.10.2023 17:10
Aktualisiert: 06.10.2023 17:10
Lesezeit: 2 min
US-Politiker drängen auf verschärftes Chip-Embargo gegen China
Xi Jinping (re.), Präsident von China, und US-Präsident mit Joe Biden. (Foto: dpa) Foto: Lintao Zhang

In einem überparteiligen Aufruf fordern US-Politiker Präsident Joe Biden auf, US-Firmen die Arbeit an sogenannten „RISC-V“-Prozessoren zu verbieten. „Wenn wir unsere Exportkontrollen nicht ausweiten, wird China uns eines Tages als Weltmarktführer im Chipdesign überholen“, warnte der republikanische Senator Marco Rubio. Sein demokratischer Kollege Mark Warner äußerte sich ähnlich und forderte einen Paradigmenwechsel.

Die Basis-Technologie der RISC-V-Chips ist quelloffen (Open Source). Das bedeutet, sie kann von jedem ohne Lizenzgebühren genutzt und weiterentwickelt werden. Eine gemeinnützige Stiftung in der Schweiz koordiniert die weltweiten Bemühungen. Auf der RISC-V-Architektur basierende Chips kommen in zahlreichen Geräten vom Smartphone bis zum Hochleistungsrechner für Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz. Die ursprünglich an der Universität von Kalifornien in Berkeley entwickelte Technologie konkurriert mit derjenigen des Chip-Designers ARM, für die Nutzer aber Lizenzgebühren zahlen müssen.

Lizenzpflicht gefordert

Mike Gallagher, republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus und Vorsitzender des Ausschusses zum strategischen Wettbewerb zwischen den USA und China, forderte eine Lizenzpflicht für jede US-Person oder Firma, die mit chinesischen Organisationen an der RISK-V-Technologie arbeiten will. Das zuständige Handelsministerium prüft nach eigenen Angaben „ständig die Technologielandschaft und das Bedrohungsumfeld und bewertet kontinuierlich, wie unsere Exportkontrollpolitik am besten angewendet werden kann, um die nationale Sicherheit zu schützen und Kerntechnologien zu sichern.“

Für Huawei-Manager ist RISC-V der Grundpfeiler für die Entwicklung chinesischer Chips. Der umstrittene Technologie-Konzern hatte erst vor einigen Wochen mit einer neuen Smartphone-Generation aufhorchen lassen, deren Prozessoren aus heimischer Produktion Experten zufolge westlichen Produkten technologisch ebenbürtig sind.

Aber auch zahlreiche westliche Firmen bedienen sich der Technologie. So entwickelt Qualcomm gemeinsam mit europäischen Autobauern Spezialchips auf Basis von RISC-V. Die Alphabet-Tochter Google will ihr Smartphone-Betriebssystem Android modifizieren, damit es auch auf Chips mit dieser Technologie läuft. Bislang sind in Handys fast ausschließlich ARM-Prozessoren verbaut. Die beiden US-Konzerne wollten sich zu einem möglichen RISC-V-Embargo nicht äußern.

Kritiker warnen, dass eine Beschränkung durch die USA die Zusammenarbeit mit China bei anderen offenen technologischen Standards erschweren könnte. Außerdem behindere es die Bemühungen der USA und Europas, günstigere und vielseitigere Chips zu entwickeln. Für Jack Kang, Manager bei einem Startup, dass RISC-V-Technologie nutzt, käme ein solcher Schritt einer „ungeheure Tragödie“ gleich. „Das wäre so, als würde man uns verbieten, im Internet zu arbeiten. Es wäre ein großer Fehler in Bezug auf Technologie, Führung, Innovation, Unternehmen und Arbeitsplätze, die geschaffen werden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shein, Temu & Co. betroffen: EU erhöht Kosten für Billigpakete aus Drittstaaten
12.12.2025

Um die Flut günstiger Online-Pakete aus Ländern wie China einzudämmen, beschließt die EU eine neue Importabgabe. Ab Juli 2026 sollen...

DWN
Politik
Politik Regierung reagiert auf Cyberangriffe: Russlands Botschafter einbestellt
12.12.2025

Nach einer Reihe hybrider Angriffe, darunter Falschnachrichten, manipulierte Videos und eine Hacker-Attacke, hat die Bundesregierung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Flix bestellt 65 neue Fernzüge: Ausbau ab 2028 geplant
12.12.2025

Flix will das Fernverkehrsangebot deutlich ausbauen: Das Unternehmen hat beim spanischen Hersteller Talgo bis zu 65 neue Züge geordert....

DWN
Politik
Politik Regierung startet Onlineportal für Bürgerfeedback
12.12.2025

Die Bundesregierung will Bürger und Unternehmen stärker in die Verwaltungsarbeit einbeziehen. Über das neue Portal „Einfach machen“...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU setzt auf Kreislaufwirtschaft: Mehr Rohstoffe aus Schrottautos
12.12.2025

Die EU will die Wiederverwertung von Fahrzeugen deutlich verbessern. Unterhändler des Europäischen Parlaments und der Mitgliedsstaaten...

DWN
Immobilien
Immobilien Hausbrände verhüten: Wie Sie sich vor Feuer schützen
12.12.2025

Jährlich gibt es in Deutschland um die 200.000 Haus- und Wohnungsbrände. Eine verheerende Zahl, insbesondere wenn man bedenkt, dass die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen in Deutschland steigen weiter um 5,7 Prozent
12.12.2025

Die Pleitewelle in Deutschland reißt nicht ab: Im November stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent,...

DWN
Finanzen
Finanzen Lufthansa-Aktie hebt nach Kaufempfehlung ab: Worauf Anleger nun achten müssen
12.12.2025

Die Lufthansa-Aktie springt nach einer Kepler-Kaufempfehlung auf ein Hoch seit August 2023. Doch hinter dem Kursschub lauern Tarifrisiken,...