Zwischen Israel und der Türkei wachsen die Spannungen wegen des militärischen Vorgehens im Gazastreifen. Das Außenministerium in Jerusalem rief am Samstag seine Diplomaten in der Türkei zurück. "Angesichts der schwerwiegenden Äußerungen aus der Türkei habe ich die Rückkehr der diplomatischen Repräsentanten angeordnet, um eine Neubewertung der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei vorzunehmen", teilte Außenminister Eli Cohen per X (ehemals Twitter) mit.
Schwere Vorwürfe gegen Israel
Zuvor hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einer der größten pro-palästinensischen Kundgebungen seit Beginn des Krieges massive Vorwürfe erhoben: "Israel begeht seit 22 Tagen Kriegsverbrechen, aber die westlichen Führer sind nicht einmal in der Lage, Israel zu einem Waffenstillstand aufzufordern, geschweige denn darauf zu reagieren", sagte Erdogan in Istanbul vor Hunderttausenden Anhängern. "Wir werden der ganzen Welt sagen, dass Israel ein Kriegsverbrecher ist."
"Jene, die Krokodilstränen wegen der getöteten Zivilisten im Ukraine-Krieg vergießen schauen still und leise dem Tod tausender unschuldiger Kinder in Gaza zu", zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Erdogan. "Der hauptsächliche Schuldige hinter dem Massaker in Gaza ist der Westen."
In seiner Rede bekräftigte Erdogan, aus seiner Sicht sei die radikal-islamische Hamas, die den Gazastreifen beherrscht, keine terroristische Organisation. Israel bezeichnete er als Besatzungsmacht. Damit steht die Türkei in Gegensatz zu vielen Nato-Verbündeten, der Europäischen Union und einigen Golfstaaten, wo die Hamas als terroristisch eingestuft wird.
Zuvor forderte Erdogan ein Ende israelischer Angriffe im Gazastreifen . "Israel muss diesen Zustand des Wahnsinns sofort beenden und seine Angriffe einstellen", schrieb der Präsident in einem Post auf der Plattform X, vormals Twitter.
Die Türkei hat zwar den Tod von rund 1.400 israelischen Zivilisten durch den Hamas-Angriff vom 7. Oktober verurteilt, der die derzeit laufende israelische Offensive auslöste. Nun wirft Erdogan allerdings einigen westlichen Ländern vor, Israel bedingungslos zu unterstützen. Dies ist unter anderem in Israel und in Italien auf scharfe Kritik gestoßen.
Die Türkei selbst führt seit vielen Jahren Krieg in den Nachbarländern Syrien und Irak - wo sie gegen den Willen der Zentralregierungen in Damaskus und Bagdad verschiedene Kurden-Milizen bekämpft.