Politik

Ankara erhebt schwere Vorwürfe gegen Israel und den Westen

Die türkische Regierung übt massive Kritik an Israels Vorgehen gegen die Hamas. Diese, so Präsident Erdogan, sei eine Befreiungsorganisation. Auch andere Länder der Region sind empört.
25.10.2023 14:34
Aktualisiert: 25.10.2023 14:34
Lesezeit: 2 min
Ankara erhebt schwere Vorwürfe gegen Israel und den Westen
Zwischen der Türkei und Israel nehmen die Spannungen zu. (Grafik: istockphoto.com/ffikretow) Foto: ffikretow

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet die radikal-islamische Hamas als eine Befreiungsorganisation. In einer Rede vor Abgeordneten seiner AK-Partei sagt Erdogan: „Die Hamas ist keine terroristische Organisation. Die Hamas ist eine Befreiungsgruppe, die kämpft, um ihr Land zu schützen“, zitiert Reuters den türkischen Präsidenten.

Erdogan fordert eine umgehende Feuerpause. Die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen müssten sofort beendet werden, ebenso die Angriffe auf israelisches Gebiet.

Reise nach Israel abgesagt

Israel habe die guten Absichten der Türkei ausgenutzt, fügt Erdogan hinzu. Er werde daher nicht wie geplant nach Israel reisen. „Wir haben kein Problem mit dem israelischen Staat. Aber wir haben Probleme mit Israels Politik gegenüber den Palästinensern.“

Eine israelische Bodenoffensive im Gazastreifen wird dem türkischen Außenminister zufolge den Konflikt in ein Massaker verwandeln. Unterstützer von Israels Taten unter dem Vorwand der Solidarität machten sich zu Mittätern von Israels Verbrechen, sagte Hakan Fidan laut Reuters bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem katarischen Außenminister in Doha.

Damit meint Fidan in erster Linie die US-Regierung und mehrere europäische Staatschefs, welche nach dem Angriff der Hamas auf Israel das Selbstverteidigungsrecht des Staates unterstreichen und darüber hinaus auch bereit sind, militärische Hilfe zu leisten. Neben US-Präsident Joe Biden waren auch Bundeskanzler Scholz, der britische Premier Sunak und Frankreichs Präsident Macron zu Besuchen in Israel.

Die US-Streitkräfte haben zudem zwei Flugzeugträgergruppen ins östliche Mittelmeer entsandt - eine Maßnahme, welche die türkische Regierung ebenfalls kritisiert.

Jordanien kritisiert Haltung des Westens

Zuletzt hatten zahlreiche Länder die Bombardements Israels und die Reaktionen westlicher Regierungen darauf scharf kritisiert. Neben Katar - das der wichtige Förderer der Hamas ist - kritisierte Jordanien zuletzt einen Doppelstandard, den es im Westen mit Blick auf die universellen Menschenrechten gäbe.

German Foreign Policy zitiert Jordaniens König Abdullah II. mit den Worten: „Die Botschaft, die die arabische Welt hört, ist laut und klar“: „Palästinensische Leben zählen weniger als israelische. Unsere Leben zählen weniger als andere Leben. Die Anwendung des internationalen Rechts ist nur eine Option, und Menschenrechte haben Schranken – sie enden an Grenzen, sie enden bei Rassen, sie enden bei Religionen.“

Saudi-Arabien hatte die noch von der Trump-Administration initiierte Normalisierungspolitik gegenüber Israel nach dem Beginn des von der Hamas ausgelösten Krieges eingefroren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...