Politik

Biden trifft Xi: Beendet Washington den Konfrontationskurs gegenüber China?

Vor dem Treffen zwischen Biden und Xi signalisiert die US-Regierung Entgegenkommen. Spürt man in Washington, dass die Anti-China-Strategie zu einer internationalen Isolation führen könnte?
15.11.2023 10:45
Aktualisiert: 15.11.2023 10:45
Lesezeit: 2 min
Biden trifft Xi: Beendet Washington den Konfrontationskurs gegenüber China?
Vor dem Treffen zwischen Biden und Xi signalisieren die USA Entegenkommen. (Foto: istockphoto.com/farosofa) Foto: farosofa

US-Präsident Joe Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen sich am Mittwoch in Kalifornien. Dabei soll es öffentlichen Aussagen zufolge vor allem darum gehen, die sehr angespannten Beziehungen beider Länder zu stabilisieren.

Die Zusammenkunft ist im Großraum San Francisco geplant und findet am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) statt. Biden und Xi haben sich seit dem G20-Gipfel vor einem Jahr im indonesischen Bali nicht mehr persönlich gesehen. Von US-Seite hieß es, Ziel des Gespräches sei es, den Wettbewerb beider Länder verantwortungsvoll zu gestalten, Kommunikationskanäle zu sichern und ein Abdriften in einen Konflikt zu vermeiden.

Das Treffen wird voraussichtlich erst am deutschen Abend beginnen und soll mehrere Stunden dauern. Informationen zum Verlauf des Treffens werden erst in der deutschen Nacht zu Donnerstag erwartet.

Der Globale Süden emanzipiert sich

Zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind die Beziehungen seit langem sehr angespannt. Ein von den USA im Jahr 2018 begonnener und seitdem intensivierter Handelskonflikt, Spionagevorwürfe, Spannungen rund um Taiwan und Chinas Haltung im Ukraine-Krieg hatten das Verhältnis auf einen Tiefpunkt gebracht.

In den vergangenen Monaten bemühten sich beide Seiten allerdings, die Kommunikation untereinander wieder zu beleben. Dem Treffen der Präsidenten gingen zahlreiche Zusammenkünfte zwischen hochrangigen Regierungsmitgliedern beider Länder voraus.

Der geostrategische Hintergrund stellt sich folgendermaßen dar: immer mehr Länder sind nicht mehr bereit, dem Westen politisch zu folgen. Dies zeigt sich nicht nur am Beispiel des Ukraine-Krieges, sondern auch aktuell beim Gaza-Krieg. Ebenso wie mit Blick auf die Ukraine nimmt eine Mehrheit der Länder weltweit auch hier eine andere Position als die USA und ihre Verbündeten aus Europa, Kanada, Australien, Japan und Südkorea ein.

Zudem organisieren sich viele Entwicklungsländer zunehmend in Strukturen, die als Alternative zu den westlich dominierten Systemen konzipiert sind. Einige Staaten versuchen darüber hinaus, die Abhängigkeit vom US-Dollar schrittweise zu reduzieren.

Dem Westen droht die Isolation

Folker Hellmeyer kommentiert zu den Hintergründen des Treffens und der Stoßrichtung, die Beziehungen zu verbessern im Hellmeyer Report:

Es ist nach Jahren der einseitigen Eskalation seitens der USA (Sanktionen ohne Rechtsgrundlagen (WTO), hybrider Wirtschafts- und Finanzkrieg, asymmetrische Anwendung des Völkerrechts, Infragestellung des vom Westen 1971 verursachten völkerrechtlichen Status Taiwans – UN-Resolution 2758, seitdem ist Taiwan nicht mehr in den Vereinten Nationen vertreten und China hat das volle Vertretungsmandat) zu begrüßen, dass die USA das Format der Diplomatie bemühen wollen.

Derartige politische Lastwechsel kommen nicht aus dem „Nichts“. Erkennen die USA, dass ihre Geopolitik der letzten 15 Jahre nicht die gewünschten Ziele erreichte, dass im Gegenteil heute die USA und der Westen isolierter sind, dass der Westen wirtschaftlich immer weiter zurückfällt (siehe IWF-BIP Prognosen, Anteile an der Weltwirtschaft, Anteile an Weltwohlstand), das der unipolare Machtanspruch der USA (totalitär?) zwar von Europa (Souveränität!?!), aber nicht vom Globalen Süden akzeptiert wird?

Wie wahrhaftig ist ein derartiger Lastwechsel in der Politik? Ist es ein Eingeständnis des Scheiterns? Losgelöst von diesen Aspekten ist der Kurs in Richtung Diplomatie positiv, denn Frieden ernährt, während Unfrieden verzehrt. Naivität sollten sich jedoch weder China noch der Globale Süden hingeben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Aufwertung: Sind jetzt Firmengewinne in Gefahr?
04.07.2025

Der starke Euro wird für Europas Konzerne zur Falle: Umsätze schrumpfen, Margen brechen ein – besonders für Firmen mit US-Geschäft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Facebook greift auf Ihre Fotos zu – viele merken es nicht
04.07.2025

Eine neue Funktion erlaubt Facebook, alle Fotos vom Handy hochzuladen. Die meisten Nutzer merken nicht, was sie wirklich akzeptieren. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...