Technologie

EU-Kommission verlängert Glyphosat-Zulassung um zehn Jahre

Lesezeit: 1 min
16.11.2023 10:39  Aktualisiert: 16.11.2023 10:39
Die Europäische Kommission verlängert die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in der Europäischen Union um weitere zehn Jahre.
EU-Kommission verlängert Glyphosat-Zulassung um zehn Jahre
Junge Pflanzen, die nach der Getreideernte gekeimt haben, stehen auf einem Feld. Das aus dem Mähdrescher gefallene Getreide und die Samen der unerwünschten Beikräuter haben gekeimt. Auf die frischen grünen Blätter wurde dann ein Totalherbizid mit dem Wirkstoff Glyphosat ausgebracht. Dadurch sterben die grünen Pflanzen ab (links) und verfärben ihre Blätter charakteristisch gelb. Der Landwirt kann so vor einer neuen Saat auch die langlebigen Wurzelunkräuter eliminieren. (Foto: dpa)
Foto: Axel Seidemann

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Europäische Kommission verlängert die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in der Europäischen Union um weitere zehn Jahre. Die Zulassungsverlängerung erfolge auf Grundlage umfassender Sicherheitsbewertungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sowie der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), erklärte die EU-Kommission am Donnerstag. Sie beschloss zugleich neue Bedingungen und Einschränkungen. Dazu gehören ein Verbot der Verwendung von Glyphosat als Trockenmittel vor der Ernte und die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen zum Schutz von Nichtzielorganismen.

Die EU-Mitgliedsstaaten hatten sich zuvor in einer zweiten Abstimmung im Berufungssauschuss erneut nicht einigen können. Bei der Abstimmung war eine qualifizierte Mehrheit von 15 der 27 EU-Länder für die Verlängerung oder Ablehnung der Zulassung von Glyphosat erforderlich. Bereits vor einem Monat konnten sich die Länder nicht zu einer eindeutigen Stellungnahme durchringen. Deshalb war nun die EU-Kommmission am Zug. Sie hatte bereits eine Verlängerung der Zulassung, die noch bis zum 15. Dezember läuft, um weitere zehn Jahre vorgeschlagen.

"Die Mitgliedstaaten sind für die nationale Zulassung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel zuständig", machte die Kommission deutlich. Sie könnten deren Verwendung weiterhin auf nationaler und regionaler Ebene einschränken, "wenn sie dies aufgrund der Ergebnisse von Risikobewertungen für erforderlich halten, insbesondere unter Berücksichtigung der Notwendigkeit, die biologische Vielfalt zu schützen." Die Ampel-Regierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, Glyphosat in Deutschland bis Ende 2023 vom Markt zu nehmen.

Glyphosat zählt zu den weltweit am meisten eingesetzten Herbiziden und wurde vom US-Konzern Monsanto entwickelt, den Bayer 2017 übernahm. Der Leverkusener Agrar- und Pharmakonzern begrüßte die Entscheidung der Kommission. "Diese erneute Genehmigung ermöglicht es uns, Landwirten in der gesamten Europäischen Union weiterhin eine wichtige Technologie für die integrierte Unkrautbekämpfung zur Verfügung stellen zu können." Für Bayer sind seine glyphosathaltigen Roundup-Unkrautvernichter ein bedeutender Umsatzbringer. Mit dem Monsanto-Zukauf handelten sich die Leverkusener allerdings auch eine Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids ein.

Behörden weltweit, darunter die US-Umweltbehörde EPA und die Europäische Chemikalienagentur, haben Glyphosat als nicht krebserregend eingestuft. Die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte im Juli eine erneute Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters in der Europäischen Union als unkritisch bewertet. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik EU-Partner übt Kritik: Kanzler Scholz rief Putin aus "Position der Schwäche" an
18.11.2024

Mit seinem Anruf bei Wladimir Putin sorgt Kanzler Olaf Scholz bei EU-Partnern für Unmut. Der litauische Außenminister Landsbergis sieht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifeinigung: Mehr Geld für Lufthansa-Bodenpersonal
18.11.2024

Einigung für das Personal an den ostdeutschen Flughäfen von Dresden und Leipzig. 240 Euro pro Monat mehr (rückwirkend seit Oktober 2024)...

DWN
Finanzen
Finanzen Ermittler decken mutmaßlichen Millionenbetrug mit Diesel auf
18.11.2024

Es geht um 37 Millionen Liter Schmieröl, Falschgeld und filmreife Aktionen: Ist mit unversteuertem Kraftstoff aus Osteuropa dem deutschen...

DWN
Politik
Politik Bündnisverteidigung für KSK nun "ganz klar der Schwerpunkt"
18.11.2024

Der Angriff Russlands auf die Ukraine ändert die militärischen Verteidigungsszenarien. Für Spezialkräfte bedeutet es auch, in der Tiefe...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Schwarmintelligenz flüchtet von X zu Bluesky - nur Robert Habeck ist zurück auf Seite(n) Elon Musks
18.11.2024

Social Media gewinnt Wahlen. Wer gehört werden will, muss raus auf den Marktplatz der Meinungen. Das ist längst nicht allein die...

DWN
Politik
Politik Joe Biden erlaubt Ukraine Angriffe auf Ziele in Russland - Baerbock begrüßt Entscheidung
18.11.2024

Washington weicht die Beschränkungen für Angriffe der Ukraine mit US-Waffen auf russische Ziele auf. Konkret soll es um den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Olivenernte besser als im schlechten Jahr 2023 - Öl wird billiger
18.11.2024

Die Olivenöl-Preise sind in den vergangenen Jahren explodiert. Nun erwarten spanische und griechische Produzenten eine verhältnismäßig...

DWN
Technologie
Technologie Gorleben-Schließung rückt näher: Rückbau-Plan genehmigt!
18.11.2024

Das Bergwerk in Gorleben, einst als potenzielles Endlager für hochradioaktiven Atommüll untersucht, steht vor der endgültigen...