Finanzen

Dax nähert sich Allzeithoch - „Zinssenkungseuphorie“

Der Dax hat die Marke von 16.300 Punkten geknackt und nähert sich einem neuen Allzeithoch erreicht. Denn Anleger spekulieren auf baldige Zinssenkungen in den USA und in Europa.
01.12.2023 12:35
Aktualisiert: 01.12.2023 12:35
Lesezeit: 2 min

Die Hoffnung auf schon bald sinkende Zinsen in den USA und im Euro-Raum haben dem Dax zum Wochenschluss noch einmal Rückenwind verliehen. Der deutsche Leitindex knackte die Marke von 16.300 Punkten und notierte in der Spitze 0,9 Prozent fester bei 16.357 Zählern. Auf Wochensicht kommt er auf ein Plus von knapp zwei Prozent.

"Die Märkte sind beiderseits des Atlantiks in Zinssenkungseuphorie", urteilten die Analysten der Helaba. Aus Sicht von Jürgen Molnar von Robomarkets dürfte die 16.300 für den Dax nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Allzeithoch sein. Zuletzt hatte der Dax Ende Juli mit 16.528,97 Punkten einen Rekordwert markiert. Der EuroStoxx50 notierte am Freitag 0,7 Prozent fester.

Die zuletzt sinkenden Inflationszahlen in der Euro-Zone und in den USA hatte die Erwartung vieler Anleger verstärkt, dass der Kampf gegen den Preisanstieg gewonnen ist und erste Zinssenkungen nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen dürften. Für den Dollar ging es daher bergab - er verlor 0,2 Prozent auf 103,27 Punkte. Der Euro erholte sich etwas von seinen jüngsten Verlusten und notierte mit 1,0902 Dollar minimal im Plus.

Nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann muss die geldpolitische Wende für die Gemeinschaftswährung nicht unbedingt ein Nachteil sein. Typischerweise sei die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eher langsam und verhalten, schreibt der Experte in einem Kommentar. "Die EZB wartete länger als die meisten anderen Zentralbanken, bevor sie mit Zinserhöhungen begann."

Sollte sie nun auch im kommenden Jahr der US-Notenbank Fed – diesmal in Richtung niedrigerer Zinsen - hinterherlaufen, dürfte die kommende geldpolitische Phase laut Leuchtmann eher günstig für die Euro-Wechselkurse ausfallen. Neue Hinweise auf das weitere Vorgehen der US-Notenbanker erhofften sich die Anleger von Äußerungen des Fed-Chefs Jerome Powell, die im Tagesverlauf erwartet wurden.

BECHTLE UNTER DRUCK

Bei den Einzelaktien sorgten vor allem die Nebenwerte für Bewegung. Ein optimistischerer Ausblick für 2025 trieb Jenoptik um mehr als vier Prozent in die Höhe. Sie waren damit Spitzenreiter im MDax. Der Technologiekonzern sieht seine Ebitda-Marge 2025 nun bei 21 bis 22 Prozent, nachdem er bislang von rund 20 Prozent ausgegangen war. Auf der Verliererseite stachen Bechtle heraus, die im MDax zeitweise mehr als sechs Prozent nachgaben. Der IT-Dienstleister hat nach eigenen Angaben Wandelanleihen in einem Gesamtnennbetrag von 300 Millionen Euro platziert.

An der Börse in Stockholm stürzten die Aktien der angeschlagenen Streamingplattform Viaplay ins Bodenlose. Die Titel brachen um rund 82 Prozent ein, nachdem der schwedische Konzern angekündigt hatte, im Rahmen eines Rettungsplans neues Eigenkapital beschaffen und seine Schulden umstrukturieren zu wollen.

BESCHLUSS DER OPEC+ VERUNSICHERT ÖL-ANLEGER

Am Ölmarkt versuchten sich die Anleger einen Reim auf den jüngsten Opec+-Beschluss zu den geplanten Produktionskürzungen zu machen. Die Opec+, zu der neben den Mitgliedern des Öl-Exportkartells Opec weitere Förderländer wie Russland gehören, haben sich nach Angaben von Delegierten am Donnerstag auf freiwillige Förderkürzungen von insgesamt rund zwei Millionen Barrel pro Tag (bpd) für Anfang nächsten Jahres geeinigt.

Die Märkte zweifelten an der Quotendisziplin der OPEC+, meint Jochen Stanzl von CMC Markets. Das Nordseeöl Brent verlor bis zu 0,9 Prozent auf 80,13 Dollar je Fass. Das US-Öl WTI notierte mit 75,36 Dollar je Barrel zeitweise 0,8 Prozent schwächer. Am Donnerstag waren die Preise nach den Opec+-Beratungen bereits deutlich ins Minus gedreht. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle
25.11.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle, während Exporte sinken und Verbraucher sparen. Ökonomen hoffen zwar auf eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell weiter auf hohem Niveau: Kurs steigt deutlich über 4.100 Dollar – Blick geht zur Fed
25.11.2025

Der Goldpreis zieht weiter an und überschreitet wieder wichtige Marken. Doch hinter dem jüngsten Sprung stehen mehr als nur kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Großprojekt Suedlink: Baubeginn trotz jahrelanger Debatten
25.11.2025

Nach jahrelangen Diskussionen fällt heute im thüringischen Wasungen der offizielle Startschuss für den Bau der Stromautobahn Suedlink,...

DWN
Politik
Politik Putins Risikooffensive: Warum 2027 zum Wendepunkt für Europa werden kann
25.11.2025

Ein zunehmend risikofreudiger Kreml und eine bröckelnde amerikanische Schutzgarantie treffen auf ein Europa, das gefährlich unvorbereitet...

DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmwirkstoff ohne Alzheimer-Erfolg: Novo-Nordisk-Studie enttäuscht Anleger
24.11.2025

Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat mit seinem Abnehmmittel Semaglutid in einer Alzheimer-Studie einen Rückschlag erlitten. Die...