Wirtschaft

Schwaches EU-Geschäft: Deutsche Exporte fallen unerwartet

Die deutschen Exporte sind im Oktober wegen des mauen Europa-Geschäfts überraschend den zweiten Monat in Folge gesunken. Ökonomen hatten einen Anstieg erwartet.
04.12.2023 10:19
Aktualisiert: 04.12.2023 10:19
Lesezeit: 2 min

Die deutschen Exporte sind im Oktober durch ein maues Europa-Geschäft überraschend den zweiten Monat in Folge gesunken. Sie fielen um 0,2 Prozent zum Vormonat auf 126,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg von 1,1 Prozent gerechnet, nachdem es im September mit minus 2,5 Prozent ein deutliches Minus gegeben hatte. Die Importe gaben im Oktober unerwartet den fünften Monat in Folge nach, und zwar um 1,2 Prozent auf 108,6 Milliarden Euro.

"Die Exportflaute setzt sich fort", sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. In den ersten zehn Monaten fielen die Ausfuhren um 0,8 Prozent schwächer aus als im Vorjahreszeitraum und summierten sich auf gut 1,3 Billionen Euro. "Insbesondere die wirtschaftliche Abkühlung in der EU trifft die deutsche Exportwirtschaft hart", sagte Treier.

In die EU-Mitgliedstaaten wurden im Oktober Waren im Wert von 67,9 Milliarden Euro verkauft, ein Rückgang von 2,7 Prozent zum Vormonat. Wichtigster Abnehmer von Waren "Made in Germany" blieben die USA. Das Geschäft mit der weltgrößten Volkswirtschaft wuchs um 5,7 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Die Ausfuhren nach China nahmen um 1,5 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zu, die nach Großbritannien stiegen um 5,6 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro.

"SCHWACHE WELTKONJUNKTUR STEHT AUFSCHWUNG ENTGEGEN"

Angesichts der Exportschwäche steigt die Wahrscheinlichkeit für eine anhaltende Konjunkturflaute in Deutschland. Das Muster der vergangenen Quartale aus "leichtem Schrumpfen, Stagnation und sehr bescheidenem Wachstum" dürfte sich fortsetzen, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die schwache Weltwirtschaft steht einer Exportbelebung weiter entgegen", ergänzte der Chefökonom der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger.

Zumindest die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich im November den zweiten Monat in Folge verbessert, was eine Stabilisierung signalisiert. Das Barometer für die Exporterwartungen stieg auf minus 3,8 Punkte, von minus 6,3 Punkten im Oktober, wie das Münchner Ifo-Industrie bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. Das ist der höchste Wert seit einem halben Jahr.

"Die Exportwirtschaft kann aber immer noch keine Dynamik entwickeln", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Eine größere Teilhabe an dem wirtschaftlichen Aufschwung in vielen Ländern steht noch aus." Der exportabhängigen Industrie macht die maue Weltkonjunktur zu schaffen. Viele Zentralbanken haben ihre Leitzinsen wegen der hohen Inflation kräftig angehoben, was Kredite für Investitionen in deutsche Exportschlager wie Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge deutlich verteuert und damit die Nachfrage dämpft. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Warum der Chipriese plötzlich um seinen Ruf kämpfen muss
14.12.2025

Die enormen Kursgewinne von Nvidia haben den Chipkonzern zum Symbol eines Marktes gemacht, der zwischen technologischem Fortschritt und...

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...