Unternehmen

Deutsche Industrie drosselt Produktion fünften Monat in Folge

Lesezeit: 2 min
07.12.2023 09:34  Aktualisiert: 07.12.2023 09:34
Die deutsche Industrie hat ihre Produktion bereits den fünften Monat in Folge gedrosselt. Das Minus war überraschend. Eine Rezession ist kaum mehr vermeidbar.
Deutsche Industrie drosselt Produktion fünften Monat in Folge
Hochofen der Salzgitter AG. Der deutschen Industrie droht eine Rezession. (Foto: dpa)
Foto: Julian Stratenschulte

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der fünfte Rückgang der deutschen Produktion in Folge macht eine Rezession in Deutschland zunehmend wahrscheinlich. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Oktober zusammen 0,4 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gerechnet, nachdem es im September sogar ein Minus von 1,3 Prozent gegeben hatte.

"Mit dem erneuten Rückgang ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass nun auch das Bruttoinlandsprodukt im Jahresabschlussquartal schrumpfen wird", sagt der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. "Nach gängiger technischer Definition einer Rezession als zwei aufeinander folgende Quartale wäre Deutschland damit derzeit wieder in einer Rezession." Im Sommer war Europas größte Volkswirtschaft um 0,1 Prozent geschrumpft.

Zwar dürften im Oktober Brücken- und Ferientage eine gewisse Rolle gespielt haben, wie das Bundeswirtschaftsministerium betonte. "Aber auch ohne diese Sondereffekte zeigt sich eine schwache konjunkturelle Lage." Ökonomen rechnen nicht mit einer raschen Trendwende. "In den kommenden Monaten dürfte die Industrieproduktion tendenziell weiter sinken", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Die Unternehmen müssen auf den zurückliegenden Einbruch der Auftragseingänge reagieren, nachdem sie die während Corona liegengebliebenen Aufträge abgearbeitet haben." Die von der Haushaltskrise ausgehende Unsicherheit sei in diesem Zusammenhang nicht förderlich.

MASCHINENBAU SCHWÄCHELT

Die exportabhängige Industrie allein stellte im Oktober 0,5 Prozent weniger her als im Vormonat. Das ist zu einem Großteil auf den Maschinenbau zurückzuführen: Hier brach die Produktion um 6,3 Prozent ein. Dagegen meldete die Automobilindustrie ein Wachstum von 0,7 Prozent. Der exportabhängigen Industrie sind zuletzt die Aufträge weggebrochen: Von August bis Oktober fiel das Neugeschäft um 4,6 Prozent niedriger aus als in den drei Monaten zuvor. "Die im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gestiegenen Energiekosten sind für Deutschland eine schwere Bürde", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Nicht nur private Haushalte werden belastet, sondern vor allem auch die Industrie."

Die Energieerzeugung wuchs diesmal um 7,1 Prozent. Die Bauproduktion schrumpfte dagegen um 2,2 Prozent. Der Baubranche machen steigende Zinskosten zu schaffen, die bei privaten und professionellen Investoren für Zurückhaltung sorgen. (Reuters)

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...