Beim Weltklimagipfel in Dubai, zu dem mehr als 90.000 Funktionäre per Flugzeug in das Wüsten-Emirat flogen, wehrt sich die Opec massiv gegen Pläne für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Unterhändler und Beobachter auf der UN-Konferenz COP28 erklärten am Samstag, dass mehrere Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Staaten offenbar den Forderungen von Opec-Generalsekretär Haitham al-Ghais nachkommen würden, ein Veto gegen Versuche einzulegen, einen solchen Ausstieg in ein neues Klimaabkommen aufzunehmen.
Brandbrief des Öl-Kartells
In einem Schreiben vom Mittwoch fordert Al-Ghais die Mitglieder des Ölkartells auf, Formulierungen, die auf fossile Brennstoffe abzielten, abzulehnen, da "der unangemessene und unverhältnismäßige Druck" einen Wendepunkt "mit unumkehrbaren Folgen erreichen könnte".
Al-Ghais lehnte es ab, sich zu dem Schreiben zu äußern. Er erklärte jedoch, die Opec wolle den Schwerpunkt der Gespräche auf die Verringerung der Emissionen und nicht auf die Auswahl der Energiequellen legen. "Die Welt braucht große Investitionen in alle Energien, einschließlich der Kohlenwasserstoffe", sagte er. "Die Energiewende muss gerecht, fair und integrativ sein."
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Der Verbund von Ölstaaten schreibt in dem Brandbrief mit "einem Gefühl höchster Dringlichkeit" an seine Mitglieder. "Es scheint, dass der unangemessene und übertriebene Druck gegen fossile Brennstoffe einen Kipppunkt mit unumkehrbaren Konsequenzen erreichen könnte." Die Opec-Staaten und auch andere seien aufgefordert, "proaktiv" jeden Vorschlag abzulehnen, der fossile Energieträger - und nicht nur ihre Emissionen - ins Visier nehme. Beschlüsse zum Ausstieg aus Öl und Gas gefährdeten "Wohlstand und die Zukunft".
EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra sagte, viele, ihn eingeschlossen, hätten das Schreiben des Opec-Generalsekretärs als nicht hilfreich empfunden. Es stehe nicht im Einklang mit "der sehr dramatischen Lage", in der sich die Welt beim Klima befinde. "Wir sind nicht hier, um grundsätzlich auf unsere eng definierten nationalen oder finanziellen Interessen zu achten", sagte Hoekstra in einem Reuters-Interview. "Wir sind hier, um zu tun, was richtig ist für die Zukunft der Welt."
Mindestens 80 Länder fordern auf der COP28 ein Abkommen, das einen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe vorsieht, um das Ziel einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu erreichen. Darunter sind neben der EU auch Deutschland und die USA.
Tatsächlich haben die meisten dieser Länder aber nur wenige konkrete Schritte hin zu einem Umbau der Wirtschaft unternommen. Eine Vorreiterolle spielt dabei Deutschland, welches die De-Karbonisierung strikt vorantreibt.
Fossile Energie bleibt wichtig
Für die westlichen Länder ist es allerdings schwierig, diejenigen Länder zu überzeugen, die von Öl und Gas abhängig sind beziehungsweise die sich den Aufbau einer klimaneutralen Energieversorgung nicht leisten können. Viele von ihnen wollen stattdessen auf Technologien wie die CCS-Technik setzen, bei der CO2 bei fossilen Emissionen abgetrennt und gespeichert werden kann. Diese Technik ist allerdings teuer und muss sich erst noch in großem Maßstab bewähren.
Klima-Aktivisten sehen darin lediglich den Versuch, die weitere Nutzung vor allem von Öl und Gas zu rechtfertigen. In großen Teilen der Wissenschaft ist man überzeugt, dass die aus fossilen Brennstoffen entstehenden Treibhausgase für die Erderwärmung und damit zunehmende Naturkatastrophen verantwortlich sind.
Nach einer Woche technischer Gespräche werden die Verhandlungen inzwischen nun vor dem geplanten Ende des Gipfels am Dienstag auf Ministerebene geführt. Die jüngste Version des Verhandlungstextes für ein Abkommen enthält eine Reihe von Optionen - von der Zustimmung zu einem "Ausstieg aus fossilen Brennstoffen im Einklang mit den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen" über lediglich eine Verringerung der Emissionen bei der Verbrennung fossiler Energieträger bis hin zu einem Verzicht auf jegliche Formulierung zu diesen Brennstoffen.
Die deutsche Außenamts-Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für Klimaschutz, Jennifer Morgan, sagte, dass die Länder nun in die kritische Phase der Verhandlungen eintreten. "Es ist an der Zeit, dass sich alle Länder daran erinnern, was auf dem Spiel steht und bereit sind, das Signal zu senden, das die Welt in diesem kritischen Moment der globalen Klimakrise braucht. Ich bin besorgt, dass sich nicht alle konstruktiv einbringen."
In Dubai ringen fast 200 Staaten darum, wie die Pariser Klimaziele von 2015 eingehalten werden können. Im Kern steht hierbei, die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Bislang ist dieses Ziel allerdings in weiter Ferne.