Eines Tages nie wieder arbeiten müssen und einfach dabei zusehen, wie das Geld dank Zinsen und Dividenden auf dem Konto eingeht? Das ist der Traum vieler Menschen. Während die meisten allerdings davon ausgehen, unerreichbare Summen in Höhe eines zehnstelligen Lotteriegewinns zu benötigen, kann das schon mit weniger Geld möglich sein.
Ist es möglich, von Zinsen zu leben?
Als Erstes stellt sich dabei natürlich die Frage, ob man von Zinsen leben kann. Immerhin bieten diese sichere und stabile Erträge. Zudem sind Tagesgelder von der Einlagensicherung bis 100.000 Euro gedeckt und Sparer haben jederzeit und vor allem planbar Zugriff auf ihr Geld. Nimmt man die laut dem Statistischen Bundesamt durchschnittlichen Lebenshaltungskosten eines deutschen Single-Haushaltes von 1658 Euro, dann bräuchte es bei vier Prozent Zinsen 497.400 Euro, um diese zu decken.
Dabei sollten Anleger aber auch bedenken: Die Zinsen waren seit dem Jahr 2000 nur in drei Jahren so hoch wie zum aktuellen Zeitpunkt – ansonsten oftmals tiefer. Zudem bietet das Tagesgeld oftmals keinen Schutz vor der Inflation, weshalb die Erträge mit steigenden Lebenshaltungskosten nicht anwachsen.
Ist es möglich, von Dividenden zu leben?
Sparer müssen daher auf produktive Assets ausweichen – wie etwa Aktien. Diese zahlen Aktionären zumeist eine Beteiligung am Gewinn aus, sogenannte Dividenden. Letztere sind zwar anders als die Erträge auf dem Tagesgeld nicht gesichert, aber Aktien bieten durch Kurssteigerungen einen wesentlich besseren Inflationsschutz. Außerdem wachsen Dividenden im historischen Schnitt zwischen sieben und acht Prozent p.a., sodass sich Anleger auf einen entspannten Ruhestand, wenn auch mit einigen Schwankungen einstellen können.
An der jeweiligen Höhe der Dividendenrendite des Portfolios hängt dann auch das Vermögen, welches benötigt wird, um die Lebenshaltungskosten eines Single-Haushaltes zu decken. So wären es bei einer Dividendenrendite von 2,0 Prozent 994.800 Euro; bei einer Dividendenrendite 2,5 Prozent: 795.840 Euro, bei 3,0 Prozent sind es 656.586 Euro, bei einer Rendite von 3,5 Prozent dann 547.140 Euro und bei einer Dividendenrendite 4,0 Prozent noch 497.400 Euro
Es braucht also einiges an Vermögen für das Leben von Dividenden – allerdings ist diese Form der Ruhestandsfinanzierung sicherer als auf Zinsen zu setzen, wenngleich Aktien natürlich eine höhere Schwankungsbreite aufweisen. Um eventuelle Krisen am Aktienmarkt auszugleichen, empfehlen Experten deshalb im Ruhestand zwölf bis 24 Monate an Lebenshaltungskosten in Cash zu halten, um eventuell schlechte Phasen aussitzen zu können.
Der Vermögensaufbau
Doch mit einem statistischen Medianvermögen von rund 60.000 Euro (Credit Suisse) sind die meisten Deutschen weit weg davon, eines Tages von Zinsen und Dividenden leben zu können. Mit einigem Anlagehorizont und entsprechender Sparsamkeit ist es allerdings möglich, dieses Ziel zu erreichen. Geht man von einer Dividendenrendite des Portfolios von 3,0 Prozent aus und unterstellt, dass Aktien wie in der Vergangenheit rund 7,0 Prozent Rendite pro Jahr abgeworfen haben, dann braucht es folgende monatlichen Sparraten bei entsprechendem Anlagehorizont, um das gewünschte Ziel von Dividenden leben zu können zu erreichen: Bei 20 Jahren wären es 1260 Euro, bei 25 Jahren noch 812 Euro, bei 30 Jahren 540 Euro und bei 40 Jahren nur noch 252 Euro. Aber bevor man sich den Plan macht, von Dividenden zu leben beziehungsweise diesen in die Tat umsetzt, sollten sich Anleger mit einigen Fallstricken vertraut machen, die auf dem Weg lauern:
Renditen am Aktienmarkt sind nicht garantiert
Auch wenn es in der historischen Betrachtung einfach klingt, aber sowohl Renditen als auch Dividenden sind am Aktienmarkt nicht garantiert. Dementsprechend sollten Sie wie bereits erwähnt Notfall-Gelder bereithalten oder sich gänzlich von diesem Traum verabschieden, wenn Sie nicht an eine langfristig positive Entwicklung von Produktivkapital glauben.
Risiko Versicherungssituation: Gerade für Menschen in Deutschland kommt aber überdies noch das Problem rund um die Versicherungssituation dazu. Denn wer keiner Arbeit nachgeht, trotzdem aber Einkünfte aus Kapitalerträgen erzielt, der landet zumeist in der höchsten Klasse der Krankenversicherung und muss hohe Beiträge zahlen.
Steuerlast beachten: Zudem sind alle hier gemachten Rechnungen ohne anfallende Steuern gemacht worden. Freilich kann ein reiner Einkommensinvestor durch die Versteuerung der Erträge mit seinem persönlichen Steuersatz (Günstigerprüfung) seine Belastung kleiner halten als die bekannten 26 Prozent Kapitalertragsteuer plus Soli, doch trotzdem ist dieser Umstand nicht zu vernachlässigen.
Arbeit, Leben, Krankheit
Und zum Schluss sollte bei allen Plänen rund um die finanzielle Freiheit nicht vergessen: Das Leben kann immer dazwischenfunken. Ob es nun die plötzliche Geburt eines Kindes, eine Heirat, ein Jobverlust oder eine plötzliche Krankheit ist – auf dem Weg zu einem Ziel kann einen Plan noch vieles umwerfen. Eventuell kann es auch passieren, dass man beim Erreichen des Ziels gar nicht mehr von Dividenden leben, sondern lieber weiter arbeiten will. Deswegen sollten Sie akzeptieren, dass sich ihre Lebenssituation verändern kann und deshalb ihren Plan nicht allzu starr verfolgen.
Fazit: Es ist also möglich, von Dividenden zu leben – bei Zinsen dürfte das schon eher schwieriger werden. Egal, wie aber, für beide Wege braucht es ein relatives großes Vermögen, welches sich die meisten Deutschen durch Disziplin und harte Arbeit erst einmal ansparen müssen. Doch wenn Sie gewillt sind, dies zu tun, dann stehen Ihnen alle Möglichkeiten offen.