Die Zinserhöhungsserie der EZB und die flaue Konjunktur dämpfen die Kreditvergabe der Banken an Firmen in der Euro-Zone. Die Darlehensausreichung der Finanzinstitute an Unternehmen lag im November lediglich auf Vorjahresniveau, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt mitteilte.
Im Oktober war die Kreditvergabe auf Jahressicht sogar um 0,3 Prozent geschrumpft. An die Privathaushalte reichten die Banken im November dagegen 0,5 Prozent mehr Darlehen weiter als vor Jahresfrist. Für Oktober war noch ein Wachstum von 0,6 Prozent gemeldet worden.
Nach zehn EZB-Zinserhöhungen seit Sommer 2022 haben sich Kredite inzwischen deutlich verteuert. Die stagnierende Kreditvergabe belegt, dass der Straffungskurs der Zentralbank im Kampf gegen die von der Politik geschafene hohe Inflation in der Wirtschaft seine Wirkung entfaltet.
Dazu kommt die trübe Konjunktur - das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der 20-Länder-Gemeinschaft sank von Juli bis September im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erwartet kurzfristig keine Besserung. Die Euro-Notenbank hatte auf ihrer jüngsten Zinssitzung im Dezember auch deshalb an den Zinsen nicht gerüttelt.
Geldmenge schrumpft
Die Geldmenge M3 sank im November um 0,9 Prozent. Im Oktober war die Messgröße bereits um 1,0 Prozent zurückgegangen.
Zu M3 zählen unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Die Daten zur Geldmenge liefern Experten zufolge Hinweise auf die Entwicklung der Inflation. Der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation gilt inzwischen aber als komplex.
Die enger gefasste Geldmenge M1 schrumpfte deutlich stärker. Sie ging im November um 9,5 Prozent zurück, nachdem sie im Monat zuvor noch um 10,0 Prozent gefallen war. M1 gilt unter Ökonomen als verlässlicher Konjunkturindikator.
Industrie-Index signalisiert Rezession
Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone hat sich im Dezember unerwartet etwas weiter aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg im Monatsvergleich um 0,2 Punkte auf 44,4 Zähler, wie S&P am Dienstag in London mitteilte.
Bereits im November hatte der Einkaufsmanagerindex von niedrigem Niveau aus um 1,1 Punkte zugelegt. Der Indexwert erreichte damit nun im Dezember den höchsten Stand seit sieben Monaten.
Trotz der Erholung bleibt der Stimmungsindikator weiter deutlich unter der sogenannten Expansionsschwelle. Mit weniger als 50 Punkten signalisiert er nach wie vor einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten.
«Der Einbruch im verarbeitenden Gewerbe der Eurozone hat sich praktisch ungebremst fortgesetzt», kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. Dies deute auf einen anhaltenden Rückgang sowohl der Aktivität als auch der Nachfrage nach Industriegütern hin. Die schleppende Entwicklung der Auftragseingänge, die dem Experten zufolge fast so stark wie im Vormonat zurückgingen, spiegele die gedämpfte Stimmung wider.