Wirtschaft

BMW-Werk München baut ab Ende 2027 nur noch E-Autos

BMW will sein Münchner Stammwerk voll auf die Elektromobilität ausrichten. Teile der Belegschaft wurden umgeschult oder versetzt.
10.01.2024 14:39
Aktualisiert: 10.01.2024 14:39
Lesezeit: 3 min
BMW-Werk München baut ab Ende 2027 nur noch E-Autos
BMW will sein Münchner Stammwerk voll auf die Elektromobilität ausrichten. Teile der Belegschaft wurden umgeschult oder versetzt. (Foto: dpa) Foto: Martin Schutt

BMW will im Werk München in vier Jahren nur noch Elektroautos bauen. Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic sagte am Mittwoch: "Wir investieren hier 650 Millionen Euro und werden damit bereits ab Ende 2027 ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge in unserem Stammwerk produzieren." Der Umbau erfolge bei laufendem Betrieb.

Heute laufen in München täglich fast 1000 Autos vom Band, darunter der herkömmliche BMW 3er und der vollelektrische i4 - alle auf der gleichen Produktionslinie. 2026 soll im Stammwerk die Produktion von Autos auf der neuen Elektro-Plattform Neue Klasse anlaufen. Ein Jahr später soll das Werk dann als erster BMW-Standort vom Verbrenner vollständig auf Batterieautos (BEV) umsteigen.

Die Investition von 650 Millionen Euro umfasst eine neue Fahrzeugmontage samt Logistikflächen und einen neuen Karosseriebau. Um den Platz dafür im Werk mitten in München zu schaffen, wurde die Motorenfertigung nach Hams-Hall in England und Steyr in Österreich verlagert. 1200 Mitarbeiter wurden umgeschult oder versetzt.

Die Autos der Neuen Klasse werden zunächst im neuen BMW-Werk Debrecen in Ungarn und in München gebaut, dann auch in Shenyang in China und San Luis Potosi in Mexiko.

BMW könne "liefern und gleichzeitig die Zukunft gestalten", sagte Nedeljkovic: "Allein im letzten Jahr sind sechs vollelektrische Modelle angelaufen, gleichzeitig haben wir einen Produktionsrekord erzielt."

BMW meldet Rekordabsatz

Der Autobauer hat im vergangenen Jahr mehr Autos verkauft als je zuvor: Der weltweite Absatz stieg nach einem starken Schlussquartal um 6,5 Prozent auf rund 2,55 Millionen Fahrzeuge, wie der Konzern am Dienstag in München mitteilte. Wachstumstreiber waren die Elektro- und die Luxusautos.

Der Absatz vollelektrischer Autos (BEV) legte konzernweit um 74 Prozent auf 376 000 Fahrzeuge zu. Damit sei BMW in diesem Segment schneller gewachsen als der Gesamtmarkt für vollelektrische Fahrzeuge und habe einen Anteil von 15 Prozent am Gesamtabsatz des Konzerns erreicht, sagte der neue Vertriebsvorstand Jochen Goller.

Im laufenden Jahr will BMW mehr als eine halbe Million BEVs verkaufen und den Anteil am Gesamtabsatz auf rund 20 Prozent steigern. Die Nachfrage sei weiterhin hoch, sagte Goller und verwies auf 18 BEV-Modelle im Angebot des Konzerns.

Zum Rekordabsatz des Autobauers trugen alle Regionen bei. Rund um den Globus schätzten Kunden aber "insbesondere die Auswahl an verschiedenen Antriebsarten", betonte der Vertriebschef. In China wuchs der Absatz mit 825 000 verkauften Autos um 4,2 Prozent, in Europa um 7,5 Prozent auf 943 000 Autos und in den USA sogar um 9,4 Prozent auf 396 000 Autos.

2022 und auch noch im ersten Quartal 2023 hatten fehlende Halbleiter, Lieferengpässe und Corona-Lockdowns in China die Verkaufszahlen von BMW schrumpfen lassen, dann lief es immer besser. Im Schlussquartal stieg der weltweite Absatz um 10 Prozent auf 719 000 Autos.

Große Nachfrage nach handgefertigten Luxusmodellen

Treiber waren neben E-Autos vor allem die Luxusmodelle wie die 7er Baureihe und der große SUV X7. Die Nachfrage nach den besonders hoch motorisierten, teuren BMW-M-Modellen erreichte eine Bestmarke.

Die Luxusmarke Rolls-Royce übergab ihren Kunden im vergangenen Jahr 6032 Automobile - ebenfalls ein Rekordwert. Dabei sei der Wert der Maßanfertigungen, die im englischen Goodwood nach individuellen Kundenwünschen von Hand gefertigt werden, "deutlich gestiegen". Um der stetig steigenden weltweiten Nachfrage nach solchen Maßanfertigungen nachzukommen, hat Rolls-Royce 2023 in Shanghai ein "Private Office" eingerichtet und plant dieses Jahr weitere in Südkorea und Nordamerika.

Die weiß-blaue Stammmarke BMW erreichte mit einem Zuwachs von 7,3 Prozent auf weltweit 2,25 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen im vergangenen Jahr ebenfalls eine neue Höchstmarke. "Die Marke BMW konnte damit auch 2023 ihre Spitzenposition im weltweiten Premiumsegment behaupten", teilte der Konzern mit. Die Marke Mini legte knapp ein Prozent zu und verkaufte 295 000 Autos. BMW Motorrad erreichte in seinem 100. Gründungsjahr mit einem Wachstum von gut 3 Prozent auf 209 000 Motorräder und Scooter einen Bestwert. Die Jahresbilanz will der Konzern am 21. März vorlegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus mit Kalkül: Wie LVMH ein globales Markenmonopol formt
26.07.2025

70 Luxusmarken, Milliardenprofite und absolute Markenmacht: LVMH dominiert die Branche wie ein Imperium – und setzt auf Kontrolle statt...

DWN
Immobilien
Immobilien Möblierte Wohnungen: Rechte, Fallstricke und Pflichten
26.07.2025

Möblierte Wohnungen boomen – besonders in deutschen Großstädten. Doch was bedeutet das für Mietende? Zwischen Flexibilität, höheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Coldplay-Kiss-Cam stürzt Astronomer-CEO: Was Unternehmen daraus lernen müssen
26.07.2025

Ein harmloser Kuss bei einem Coldplay-Konzert – und ein Tech-CEO verliert seinen Job. Wie schnell ein PR-Gau entsteht und was Ihr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Energieeffizienz-Förderung für KMU bleibt hinter Erwartungen zurück – das sollten Sie jetzt wissen
26.07.2025

Staatliche Fördermittel sollen Unternehmen dabei helfen, energieeffizienter und wettbewerbsfähiger zu werden. Gerade für KMU bieten sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Live kaufen, schneller liefern, besser binden: Der stille Aufstieg des Live-Shoppings
26.07.2025

Live-Shopping erobert E-Commerce: Influencer werden zu Verkäufern, Social Media zur Einnahmequelle. Wer jetzt nicht umdenkt, verliert. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollalarm ohne Kursrutsch: Was hinter der Marktreaktion steckt
26.07.2025

Trump hat mit 30 Prozent Strafzöllen gegen Europa gedroht – doch die Märkte zuckten nicht. Haben Investoren seine Taktik längst...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nobelpreis und Pausen: Warum wahre Genialität Raum braucht
26.07.2025

Nobelpreisträger zeigen: Kreativität entsteht nicht im Dauerstress, sondern in der Pause. Wie Denkfreiheit zum Erfolgsfaktor wird – und...

DWN
Technologie
Technologie USA wollen mit neuem KI-Plan geopolitisch dominieren
26.07.2025

Die USA rollen ihre neue KI-Strategie aus – mit weniger Regulierung, geopolitischer Exportoffensive und dem Kampf gegen „ideologische...