Politik

Bauern bereiten Scholz heißen Empfang in Cottbus

Bundeskanzler Olaf Scholz ist bei der Eröffnung eines neuen Bahnwerks für ICE-Züge in Cottbus mit lautem Protest von demonstrierenden Bauern empfangen worden.
11.01.2024 11:19
Aktualisiert: 11.01.2024 11:19
Lesezeit: 2 min

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist bei der Eröffnung eines neuen Bahnwerks für ICE-Züge am Donnerstag in Cottbus mit lautem Protest von demonstrierenden Bauern empfangen worden. Die Polizei leitete eine Traktorenkolonne an dem Werk vorbei. Die Halle des Bahnwerks war abgesperrt, die Bauern kamen mit den Traktoren nicht heran.

Tausende Bauern wollen gegen die weiter geplanten Kürzungen bei Dieselsubventionen demonstrieren. Scholz plant, am Rande der Werks-Eröffnung mit Brandenburgs Landesbauernpräsident Henrik Wendorff zu sprechen.

Größtes Instandhaltungswerk der Bahn

Beim Cottbuser Werk handelt es sich um das modernste und größte ICE-Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn. Scholz, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und Bahn-Vorstandschef Richard Lutz gaben am Donnerstag den offiziellen Start für die fast 450 Meter lange Werkhalle, in der künftig die ICE-4-Flotte gewartet wird. Der Bau der zweigleisigen Halle erfolgte in 20 Monaten.

Scholz sprach von einem neuen "Deutschland-Tempo". Das Werk setze Maßstäbe für große Vorhaben überall im Land. Woidke sagte, zukunftsfähige Arbeitsplätze in der Strukturwandel-Region stärkten das Vertrauen in Versprechen der Politik. Das Bahnwerk ist eines der wichtigsten Vorhaben, um die Lausitzer Kohleregion zu unterstützen. Es wird über das Strukturstärkungsgesetz des Bundes finanziert.

Mit der Inbetriebnahme entstehen am Standort 450 Arbeitsplätze. Bis 2026 sollen es insgesamt 1200 sein. Der Konzern hat nach eigenen Angaben auch die Berufsausbildung gestärkt und die Zahl der Ausbildungsplätze deutlich erhöht. Somit können Arbeitsplätze im Werk mit eigenen Auszubildenden besetzt werden.

In der Halle werden die Züge zum Teil demontiert und schwere Teile wie Fahrmotoren oder Drehgestelle ausgetauscht. Das geht innerhalb von rund zwei Wochen - nach Bahnangaben so schnell wie in keinem anderen Werk. Für die Wartung passen die 374 Meter langen ICE in voller Länge in die Halle. Arbeiten an den Zügen können gleichzeitig ausgeführt werden.

Der ICE 4 ist das Rückgrat des Fernverkehrs der Bahn. Bis 2025 soll die Flotte 137 Züge haben, bis Ende 2030 dann 450. Im Jahr 2026 soll der Neubau einer zweiten, viergleisigen Instandhaltungshalle in Cottbus fertig sein.

Chinesische Verhältnisse in Brandenburg

Scholz hat in Cottbus Offenheit für ausländische Arbeitskräfte angemahnt. "Mit der Wirtschaft muss es aufwärts gehen. Das gelingt nur, wenn Arbeitskräfte weiter zu uns kommen. Wir sind ein weltoffenes Land, das einen festen Platz hat im geeinten Europa", betonte Scholz.

Scholz verwies darauf, dass das SPD-geführte Brandenburg im ersten Halbjahr 2023 das mit Abstand größte Wirtschaftswachstum im Vergleich aller 16 Bundesländer aufzuweisen habe - mit sechs Prozent "fast chinesische Dimensionen". "Wenn Städte wie Cottbus heute ein Problem haben, dann ist es sicher nicht mehr der Arbeitsmangel, sondern der Arbeitskräftemangel", betonte der Kanzler. Der Trend habe sich an ganz vielen Orten in Ostdeutschland gedreht. "Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, und zwar viele", betonte Scholz. Viele davon kämen aus Deutschland. "Wir brauchen aber auch internationale Fachkräfte, die sich hier wohlfühlen müssen, damit sie kommen und ihre Familien mitbringen", fügte der SPD-Politiker hinzu. Diese müsse man mit offenen Armen empfangen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...