Politik

Nach Remigrations-Vortrag: Einreiseverbot für rechtsextremen Österreicher geplant

Lesezeit: 2 min
24.01.2024 13:56  Aktualisiert: 24.01.2024 13:56
Dem als Rädelsführer der rechtsextremen Identitären Bewegung berüchtigten Österreicher Martin Sellner droht ein Einreiseverbot nach Deutschland. Das Bundesinnenministerium bestätigte, dass dies derzeit von den Behörden geprüft werde. Weitere hetzerische Auftritte Sellners wie jüngst auf der in die Schlagzeilen geratenen Tagung im Potsdamer Landhaus Adlon sollen verhindert werden.
Nach Remigrations-Vortrag: Einreiseverbot für rechtsextremen Österreicher geplant
Martin Sellner, Sprecher der "Identitären", gestikuliert bei einer Kundgebung der rechtsextremen Bewegung in Österreich. (Foto: dpa)
Foto: Roland Schlager

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Als Vortragsredner und Gast in rechten Zirkeln reist er schon seit Jahren durch Deutschland, agitiert hier unablässig gegen Ausländer und verbreitet rassistische Thesen. Damit könnte schon bald Schluss sein. Die Behörden wollen Martin Sellner, den das Kopf der sogenannten Identitären Bewegung berüchtigten Ideologen aus Österreich an der Einreise nach Deutschland hindern.

Der Verfassungsschutz hat den umtriebigen Netzwerker schon länger im Visier. Sein Auftritt auf einer Tagung in Potsdam, wo ein Kreis rechter Politiker und Unternehmer über Remigration ausländischer Mitbürger und sogar die Ausbürgerung deutscher Staatsbürger mit ausländischen Wurzeln redeten, hat das Fass jetzt offenkundig zum Überlaufen gebracht. Deutschland demonstriert nicht nur gegen Rechts, auch der Staat wehrt sich allmählich und beobachtet die feindlichen Umtriebe nicht nur.

Urteil aus Karlsruhe ermutigt Behörden einzugreifen

Der Staat, diese Woche ermutigt durch ein aktuelles Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe zur Finanzierung verfassungsfeindlicher Parteien, scheint jetzt auch seine polizeilichen und juristischen Eingriff-Möglichkeiten zu prüfen. Die Einreise nach Deutschland zu verweigern, wäre eine effektive hoheitliche Maßnahme, wie sie auf der Welt allseits angewendet wird, um Gefährder oder missliebige Ausländer abzuweisen. Das gilt auch für ein Nachbarland der EU wie Österreich.

Offenbar wurde auch bereits im Innenausschuss des Deutschen Bundstages darüber diskutiert, welche Maßnahmen gegen Sellner als Ausländer zu ergreifen wären. Vertreter des Ministeriums hätten dabei laut entsprechenden Aussagen von Parlamentariern bekannt, dass dies in den Blick genommen werde.

Auch der CDU-Politiker Philipp Amthor aus Mecklenburg-Vorpommern unterstützt dem Vernehmen nach die Prüfung der Mittel. „Wir sollten in unserer wehrhaften Demokratie generell keine Agitation gegen unsere Verfassungsordnung dulden - insbesondere nicht von ausländischen Extremisten wie Martin Sellner", sagte Amthor und ergänzte, dass er es „für richtig und für notwendig halte, dass die Sicherheitsbehörden ein Einreiseverbot ernsthaft prüfen". Der CDU-Politiker erinnerte daran, dass dies keine politische Frage sei, sondern auf Fakten beruhen müsse, die die Behörden zu prüfen haben, nicht das Parlament.

Sellner versuchte, Flüchtlinge im Mittelmeer zu stoppen

Sellner ist unter anderem mit Götz Kubitschek, dem Vordenker der Neuen Rechten in Deutschland verbandelt, war schon mehrfach auf dessen Anwesen in Schnellroda in Sachsen-Anhalt anwesend, wie Sicherheitskreise bestätigen. Anno 2017 war Sellner in die Schlagzeilen geraten, weil er mit einem gecharterten Boot Migranten bei ihrer Flucht über das Mittelmeer aufhalten wollte.

Zum Autor:

Peter Schubert ist stellvertretender Chefredakteur. Seit dem 1. November schreibt er bei den DWN über Immobilien, Politik und Wirtschaft.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zur Mafia in Deutschland: „Hier gehe ich von Strafvereitelung im Amt aus“
09.05.2024

Italienische Mafia-Organisationen gewinnen in Deutschland zunehmend an Einfluss – und können dabei teilweise auf das stillschweigende...

DWN
Technologie
Technologie Luftfahrt: Klimaneutralität bis 2050 wohl unrealistisch
09.05.2024

Der Luftverkehr gilt als ein starker Treiber zur Klimakrise. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien: Warum die Kapitalrendite eines Unternehmens wichtiger als die Bewertung ist
09.05.2024

Was bestimmt eigentlich den Wert einer Aktie? In der Berichterstattung stehen häufig Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen
09.05.2024

Die klassische Büroarbeit hat es spätestens seit Corona schwer, sich gegen das geschätzte Homeoffice zu behaupten. Immer mehr...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien knacken wichtige Marke
09.05.2024

Erneuerbare Energien wachsen vor allem dank Wind- und Solarenergie. Der Anteil an der globalen Stromproduktion beträgt mittlerweile 30...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sicherheitsalarm: Wie sich Unternehmen gegen Spionage und Cyberbedrohungen schützen können
09.05.2024

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt davor, dass die Bedrohungslage im Cyberraum ernst ist, insbesondere in Bezug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...