Finanzen

Investition in Rüstungs-ETFs: Ist das moralisch vertretbar?

Lesezeit: 5 min
25.02.2024 11:17
Angesichts anhaltender geopolitischer Konflikte profitieren derzeit viele Rüstungskonzerne von deutlichen Kurssteigerungen. Wir sagen Ihnen, welche ETFs auf den Verteidigungssektor setzen und wie Sie in Rüstungs-ETFs investieren können.
Investition in Rüstungs-ETFs: Ist das moralisch vertretbar?
Jeder Anleger muss für sich selbst entscheiden, ob dieses Investment für ihn vertretbar ist. (Foto: almir1968/iStock)
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Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und der Angriff der palästinensischen Hamas-Terroristen auf Israel haben die Aktien von Rüstungskonzernen wie Rheinmetall und Hensoldt deutlich steigen lassen. Unter dem Strich standen Ende des vergangenen Jahres auf Wochensicht zweistellige Kursgewinne. Beim bayerischen Hensoldt-Konzern aus Taufkirchen bei München waren es durchschnittlich 11 Prozent, beim Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall sogar 14 Prozent.

Mehr noch: Der Kurs der Rheinmetall-Aktie hat sich zwischen Februar 2022 und April 2023 eines Jahres mehr als verdoppelt. Mitte Januar 2024 notierte das Papier bei 319 Euro – und ein Ende der Aufwärtsrallye scheint vorerst nicht in Sicht. Bis 2026 rechnet Rheinmetall mit einem jährlichen Wachstum von rund 20 Prozent, wie der DAX-Konzern Ende November vergangenen Jahres auf einer Investorenveranstaltung im niedersächsischen Unterlüß mitteilte.

Geopolitische Unsicherheit beflügelt Rüstungsaktien

Einer der Hauptgründe für die Kursgewinne ist die veränderte globale Sicherheitslage durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, weshalb viele Staaten deutlich höhere Budgets in ihre militärische Aufrüstung investieren. So stellt die Bundesregierung bis 2027 über 100 Milliarden Euro für die Modernisierung der Bundeswehr bereit – zusätzlich zu den jährlichen Ausgaben aus dem Verteidigungshaushalt.

Damit avancieren die Einzelstaaten zu den wichtigsten Abnehmern von Rüstungsgütern, weshalb sich die Verteidigungsbranche derzeit über volle Auftragsbücher freuen kann. Damit ist klar: Rüstung ist ein lukratives Geschäft geworden. Stellt sich die Frage, wie Sie als Anleger von dieser Entwicklung profitieren können – und ob das moralisch vertretbar ist? Letzte Frage müssen Sie persönlich mit sich und Ihrem Gewissen vereinbaren können. Es ist zugegebenermaßen zumindest fragwürdig mit Waffen, Konflikten und Kriegen mehr aus seinem Geld machen zu wollen.

In Rüstungs-ETF investieren – so geht‘s

Eine Möglichkeit, an den wirtschaftlichen Erfolgen der Rüstungskonzerne mitzuverdienen, sind sogenannte Verteidigungs- oder Rüstungs-ETFs. Im Gegensatz zum Kauf von Aktien einzelner Unternehmen, sind Rüstungs-ETFs breit diversifiziert. Sie legen Ihr Kapital mit einem einzigen ETF also gleich in mehreren Aktien an. Ein Verteidigungs- oder Rüstungs-ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds, der in Unternehmen investiert, die im Verteidigungssektor tätig sind. Entsprechende Fonds zählen daher zu den Themen-ETFs. Unternehmen, die in einem Rüstungs-ETF enthalten sind, stellen beispielsweise Munition, Waffen und Waffensysteme, Militärfahrzeuge sowie militärische Überwachungs- und Kommunikationstechnologien her.

VanEck Defense ETF

Der VanEck Defense UCITS ETF (ISIN: IE000YYE6WK5) war im März 2023 der erste in der Europäischen Union (EU) zugelassene Defense ETF. Der Fonds verfolgt einen „Pure Play“-Ansatz. Das heißt, er richtet sich an Anleger aus der EU, die gezielt an einem bestimmten Sektor, in diesem Fall dem Verteidigungssektor, partizipieren möchten. Dementsprechend investiert der Fonds in Unternehmen, die den Großteil ihres Umsatzes mit Produkten oder Dienstleistungen im Verteidigungssektor erwirtschaften. Aus diesem Grund folgt der VanEck ETF dem Market Vector Global Defense Industrie Index.

Dieser Index konzentriert sich auf Unternehmen, die in der globalen Verteidigungsindustrie tätig sind, einschließlich der Bereiche Rüstung, Militärtechnik und Sicherheitstechnologien. Ausgeschlossen sind Unternehmen, die Umsätze mit Atomwaffen, Streumunition oder Landminen erzielen oder im Verdacht stehen, diese Standards nicht einzuhalten.

US-amerikanische Unternehmen bilden mit einem Anteil von deutlich mehr als 50 Prozent die größte Gruppe im VanEck Defense ETF. Es folgen Frankreich mit rund 20 Prozent und Italien mit 5 Prozent. Unternehmen aus Deutschland machen etwa ein Prozent des Fondsvolumens aus (Stand: 31. Dezember 2023).

Dass der VanEck Defense ETF Unternehmen aus den USA am stärksten gewichtet, liegt daran, dass die USA seit jeher das Land mit den höchsten Militärausgaben sind und entsprechend viele Unternehmen im US-amerikanischen Verteidigungssektor vertreten sind.

Bei den Top Holdings nach Fondsvolumen im VanEck ETF finden sich auf den ersten beiden Positionen mit Thales und Safran zwei französische Militärtechnologiekonzerne, gefolgt von Booz Allen Hamilton, einem amerikanischen Technologieunternehmen für militärische Dienstleistungen rund um Themen Big Data und Cybersicherheit.

Future of Defence UCITS ETF von HANetf

Mit dem Future of Defence UCITS ETF von HANetf können Privatanleger in der EU seit Juli 2023 gezielt in Rüstungs-Aktien investieren. Konkret investiert der Fonds in Unternehmen, die von den Verteidigungs- und Cyberabwehrausgaben der NATO und ihrer Verbündeten profitieren.

Im Gegensatz zum VanEck ETF, der den Market Vector Global Defense Industry Index abbildet, folgt der HANetf Defence ETF dem EQM Future of Defense Index.

Dabei handelt es sich um einen spezialisierten Aktienindex, der Unternehmen enthält, die in der Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb von Technologien und Dienstleistungen für die Verteidigungsindustrie tätig sind. Der Index konzentriert sich insbesondere auf Unternehmen, die in zukunftsträchtigen Verteidigungsbereichen wie unbemannte Systeme, Cybersecurity, Raumfahrt und hochentwickelte Waffensysteme tätig sind.

Positionen und Ländergewichtungen im Future of Defence UCITS ETF

Während Privatanleger mit dem VanEck Defense ETF in rund 30 globale Positionen aus dem Verteidigungssektor investieren können, partizipieren Anleger mit dem Future of Defence UCITS ETF von HANetf an der Entwicklung von annähernd 80 Rüstungsaktien.

US-Aktien sind mit rund 60 Prozent und Papiere aus Frankreich mit annähernd 10 Prozent am stärksten im ETF Fonds gewichtet. An dritter Stelle stehen liquide Mittel oder geldnahe Anlagen, die etwas weniger als 10 Prozent des Fondsvermögens ausmachen (Stand: 15. Januar 2024).

Auch bei den Top-Positionen machen liquide Anlagen den größten Anteil am Fondsvermögen des HANetf aus. An zweiter Stelle steht eine Beteiligung an Cyberark Software, einem israelischen Anbieter von IT-Sicherheitslösungen, gefolgt von Rheinmetall aus Düsseldorf.

Ein weiterer Unterschied zwischen VanEck ETF und dem Future of Defence UCITS ETF von HANetf liegt in der Gesamtkostenquote (TER). Mit 0,49 Prozent TER ist der Fonds von HANetf etwas günstiger als der VanEck ETF, für den Anleger 0,55 Prozent an laufenden Kosten einkalkulieren müssen.

Alternative: Breite Branchen-ETFs

Bisher sind der Future of Defence UCITS ETF von HANetf und der VanEck Defense ETF die einzigen in der EU zugelassenen Themen-ETFs, die ausschließlich in die Rüstungsindustrie investieren. Für Anleger, denen eine solche Monothematik zu riskant ist, bieten sich breit diversifizierte Branchen-ETFs als Alternative an. Entsprechende Fonds, beispielsweise der iShares MSCI Europe Industrial Sector UCITS ETF von BlackRock (ISIN: IE00BMW42520), enthalten Rüstungsaktien, investieren aber auch in andere Branchen.

Insgesamt hält der im Mai 2021 aufgelegte iShares MSCI Europe Industrial Sector ETF über 80 Positionen. Dazu zählen neben klassischen Industriewerten wie Siemens (etwa 8 Prozent) und Deutsche Post (rund 3 Prozent) auch Positionen im Rüstungssegment wie Safran, BAE-Systems sowie Thales und Rheinmetall. Insgesamt belaufen sich die Investitionen in die Rüstungsindustrie auf knapp 18 Prozent.

Rüstungsaktien und moralische Bedenken

Noch vor wenigen Jahren waren globale Investitionen in den Verteidigungssektor aus moralischen und ethischen Gründen verpönt. Stattdessen gewannen nachhaltige Kriterien wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) an Bedeutung, weshalb sowohl institutionelle Investoren als auch Privatanleger Anlagen nach ESG-Prinzipien bevorzugten. Spätestens seit Beginn des Nahostkonflikts hat jedoch ein Umdenken stattgefunden: Die Rüstungsindustrie wird als Beitrag zur Verteidigung der globalen Freiheit verstanden.

Zwar sind der boomende Rüstungssektor und damit verbundene Anlagen nach wie vor nicht unumstritten, dennoch bieten ETFs wie der Future of Defence UCITS ETF von HANetf und der VanEck Defense ETF Privatanlegern eine Anlagemöglichkeit, die vor dem Hintergrund anhaltender geopolitischer Risiken von einer konstanten Nachfrage profitiert. Dies zeigt sich auch in der Performance der beiden ETFs von Juli 2023 bis Februar 2024. So verzeichnete der VanEck Defense UCITS ETF in diesen acht Monaten ein Plus von rund 17 Prozent, während der Future of Defence UCITS ETF von HANetf im gleichen Zeitraum sogar um die 25 Prozent an Wert zulegte.

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