Finanzen

Rekordjahr für die Allianz

Deutschlands größter Versicherungskonzern erwirtschaftete 2023 so hohe Gewinne wie noch nie. Vor allem die Gesundheitssparte überzeugt. Die Allianz-Aktie kann davon jedoch nicht profitieren.
28.02.2024 06:35
Aktualisiert: 28.02.2024 07:00
Lesezeit: 2 min

Deutschlands größter Versicherungskonzern Allianz meldet trotz schwacher Konjunktur in vielen Teilen der Welt Rekordgewinne. Das operative Ergebnis stieg im vergangenen Jahr um 6,7 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro, wie der Münchner Dax-Konzern am Freitag mitteilte. Eine maßgebliche Rolle dabei spielten Preiserhöhungen, mit denen die Allianz die Kosten der Inflation an die Kundschaft weitergab. Besonders gut lief es bei den Kranken- und Lebensversicherungen. Versicherungsgesellschaften wie die Allianz haben hohe Bestände an Liquiditätsreserven und diese können im aktuellen Marktumfeld zu wesentlich höheren Zinsen angelegt werden. Die Versicherten partizipieren nur bedingt an diesen Mehreinnahmen.

Vorstandschef Oliver Bäte sprach von einem „sehr, sehr erfolgreichen Jahr“ und sagte, der Konzern habe die mit Abstand stärkste Marke der Branche. Die Entwicklung des Börsenkurses ist eine der Prioritäten des Vorstands. Bäte hatte neben der Dividendenerhöhung eine zweite Botschaft, die den Finanzmarkt erfreuen sollte: Künftig will der Konzern, der weltweit gut 150.000 Menschen beschäftigt, regelmäßig 60 Prozent seines Gewinns ausschütten - statt wie bisher die Hälfte.

Alle Sparten überzeugend

Bäte betonte, dass alle „drei Zylinder“ des Allianz-Geschäfts gut gelaufen seien: die Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und private Krankenversicherung sowie die Vermögensverwaltung. Die Schaden- und Unfallsparte steigerte ihr Ergebnis um vergleichsweise bescheidene 1,6 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Das lag unter anderem an der Inflation, die die Reparaturkosten für Autos und Gebäude in neue Höhen trieb.

Vor allem die Kfz-Versicherung ist für viele Versicherer derzeit eher Ärgernis als Freude: „In der Autoversicherung hatten wir absurde Preiserhöhungen bei Ersatzteilen und Reparaturkosten. Wir haben einige Werkstätten, die 300 Euro pro Stunde für die Reparatur eines Elektroautos verlangen“, klagte Bäte. „Das ist es, was wirklich die Preise treibt, nicht die Profite der Versicherer.“ In vielen europäischen Märkten mache die Kfz-Versicherung Verluste.

Maßgeblich zurückzuführen war das Rekordergebnis auf die Leben/Gesundheit-Sparte, die allein ihr operatives Ergebnis von 4,2 Milliarden auf 5,2 Milliarden Euro steigern konnte. Abgesehen vom Versicherungsgeschäft zählt die Allianz auch zu den international großen Vermögensverwaltern: Ende 2023 hatte der Konzern insgesamt 2,2 Billionen Euro fremder und eigener Gelder angelegt. Das war zwar etwas mehr als ein Jahr zuvor, doch der operative Gewinn ging von 3,2 Milliarden auf 3,1 Milliarden zurück. Ursache waren Wechselkurseffekte. Der schwächere Dollar trübte auch die Finanzanlageergebnisse anderer Konzerne.

Gute Zahlen waren schon im Aktienkurs eingepreist

Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn legte um ein Drittel auf 8,5 Milliarden Euro zu. Dementsprechend will die Allianz ihre diesjährige Ausschüttung um 21 Prozent auf 13,80 Euro Dividende je Aktie erhöhen. Die Börse reagierte dennoch negativ: Bis zur Mittagszeit gab die Allianz-Aktie in Frankfurt kräftig nach, obwohl der Dax insgesamt zulegte. In den vergangenen zwölf Monaten waren die Allianz-Papiere kräftig gestiegen, was darauf hindeutet, dass die guten Jahreszahlen und die Dividenden-Erhöhung schon längst eingepreist waren.

Die Prognose für dieses Jahr fällt eher vorsichtig aus: Bäte und die neue Finanzvorständin Claire-Marie Coste-Lepoutre stellten 14,8 Milliarden Euro operativen Gewinn in Aussicht, mit der üblichen Spanne von plus minus einer Milliarde. Der Mittelwert wäre zwar kaum mehr als im vergangenen Jahr, der Vorstand peilt jedoch die obere Hälfte an: „Das lässt viel Spielraum für Übererfüllung“, sagte Coste-Lepoutre.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.