Unternehmen

Mehr Firmenpleiten 2024 erwartet

Droht eine Insolvenzwelle in Deutschland? Nach Einschätzung des Finanzinformationsdienstes Crif wird die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im laufenden Jahr wieder auf Vor-Corona-Niveau steigen.
04.03.2024 08:37
Lesezeit: 1 min

Nach einer Zunahme um gut ein Fünftel (22,4 Prozent) auf knapp 17.850 Fälle im vergangenen Jahr rechnet Crif nach Mitteilung vom Montag für 2024 mit 19.800 Unternehmensinsolvenzen. Das wären in etwa so viele wie in den Jahren vor der Pandemie (2018: 19.552, 2019: 19.005).

Amtliche Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2023 werden Mitte März erwartet. Von Januar bis November 2023 stieg die Zahl der Firmenpleiten der Wiesbadener Behörde zufolge zum Vorjahreszeitraum um knapp ein Viertel (23,2 Prozent) auf 16 264 Fälle. Im Gesamtjahr 2022 hatte das Bundesamt 14 590 Firmenpleiten gezählt. Zum Vergleich: Im Jahr der Wirtschaftskrise 2009 hatte es fast 33 000 Firmenpleiten hierzulande gegeben.

Trotz steigender Zahlen keine "Pleitewelle"

Von einer "Insolvenzwelle" könne daher trotz des Trends nach oben keine Rede sein, ordnete Crif-Geschäftsführer Frank Schlein ein: "Der Großteil der Unternehmen ist weiterhin finanziell gut aufgestellt, auch wenn eine steigende Anzahl an Großinsolvenzen zu weiteren Insolvenzen führen kann."

Regional betrachtet hätten die Zahlen im vergangenen Jahr mitunter allerdings "alarmierend" angezogen: so etwa in Bremen (plus 53,9 Prozent), wo es den Crif-Berechnungen zufolge auch die höchste Insolvenzdichte mit 113 Pleiten je 10.000 Unternehmen gab. Über dem Bundesschnitt von 59 Pleiten je 10 000 Firmen lagen auch Berlin (100), Hamburg (78), Nordrhein-Westfalen (76), das Saarland (70), Schleswig-Holstein (64) und Hessen (60). Die wenigsten Pleiten je 10.000 Unternehmen gab es im Jahr 2023 demnach in Thüringen (38).

Mehr Insolvenzen in allen Bundesländern

In allen Bundesländern stiegen den Crif-Zahlen zufolge die Insolvenzzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Mehr Pleiten als ein Jahr zuvor wurden demnach vor allem bei Pflegeeinrichtungen, Call-Centern, in der Gastronomie, bei Fitnessstudios und privaten Sicherheitsdiensten gezählt. Absolut gesehen meldeten nach Crif-Angaben 2023 Nordrhein-Westfalen (4639), Bayern (2492) und Baden-Württemberg (1862) die meisten Firmenpleiten.

Auch andere Experten rechnen damit, dass im laufenden Jahr die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland weiter steigt. Geschwächt von den Corona-Jahren, hohen Energiepreisen und gestiegenen Zinsen geraten immer mehr Firmen in Deutschland in Schieflage. Zudem sind Ausnahmeregelungen ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle während der Pandemie abzuwenden. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform beispielsweise hatte Anfang Dezember eine Zahl von "um die 20.000" Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2024 als realistisch bezeichnet. Analysten von Allianz Trade erwarten etwa 20.260 Fälle. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...