Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seinen Siegeszug am "Super Tuesday" fortgesetzt und scheint im Kampf der Republikaner um die Präsidentschaftskandidatur nicht mehr zu stoppen. Bei dem Vorwahl-Marathon in mehr als einem Dutzende Bundesstaaten zementierte der 77-Jährige am Dienstagabend (Ortszeit) seine Spitzenposition. Seine letzte parteiinterne Konkurrentin Nikki Haley verbuchte lediglich einen symbolischen Erfolg und gewann im nordöstlichen Bundesstaat Vermont. Trumps Kandidatur ist nun praktisch sicher ist. Auch der demokratische Amtsinhaber Joe Biden, der sich ohne echte Konkurrenz um eine zweite Amtszeit bewirbt, gewann bei den Abstimmungen seiner Partei - einzig im US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa kam es zu einer Überraschung.
Am "Super Tuesday" werden die Vorwahlen praktisch entschieden
Wer in den USA Präsidentschaftskandidat werden will, muss sich zunächst in den parteiinternen Vorwahlen durchsetzen. Der "Super Tuesday" gilt als wichtige Etappe im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur, denn an diesem Tag finden Vorwahlen in 15 der 50 Bundesstaaten statt. Von Maine bis Alaska und von Texas bis Kalifornien geben die US-Bürger ihre Stimme für den bevorzugten Bewerber ab, könnnen sich dabei aber nur bei einer der beiden Parteien an der internen Wahl beteiligen.
Beim Nominierungsparteitag der Republikaner Mitte Juli in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin treffen sich 2429 Delegierte. Mehr als ein Drittel aller Delegiertenstimmen werden allein am "Super Tuesday" zu vergeben. Um zu gewinnen, muss ein Kandidat mindestens 1215 Delegierte hinter sich versammeln.
Rein rechnerisch hat Trump diese nach dem wichtigen Wahltag die Kandidatur noch nicht in der Tasche, denn die notwendige Delegiertenzahl hat er bisher nicht erreicht. Haley hat aber keine realistischen Chancen, Trump noch gefährlich zu werden - das hat auch der Super-Wahltag am Dienstag noch einmal deutlich gemacht. Damit deutet derzeit alles auf eine Neuauflage des Rennens zwischen Trump und Biden im November hin. Umfragen sagen voraus, dass dieses wieder knapp werden dürfte.
Mini-Erfolg für Haley
Trumps Konkurrentin Haley konnte ihren Gegner nur im kleinen Bundesstaat Vermont im Nordosten der USA knapp schlagen. Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Auszählung der Stimmen siegte die frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen in demokratisch geprägten Bundesstaat und holte nach Auszählung fast aller Stimmen gut 50 Prozent. Trump kam auf knapp 46 Prozent, die restlichen Stimmen fielen auf andere Kandidaten.
Für Haley ist der Abend dennoch als eine große Enttäuschung zu werten. Nach ihrem bis dahin einzigem Vorwahlsieg am Sonntag im liberalen Hauptstadtdistrikt Washington dürfte sie sich neuen Schwung für den "Super Tuesday" erhofft haben. Doch Trump fuhr einen Sieg nach dem anderen ein. Auch im Bundesstaat Virginia, der im Norden an die US-Hauptstadt grenzt und in dem viele Menschen leben, die im demokratisch geprägten Washington arbeiten, war es nicht einmal knapp. In den Bundesstaaten, in denen am "Super Tuesday" die meisten Delegiertenstimmen zu holen waren, Texas und Kalifornien, gewann Trump ebenfalls mit Leichtigkeit.
Jetzt stellt sich die Frage, ob die 52-Jährige weiter im Rennen bleiben wird. Haley hat Nachwahlbefragungen zufolge US-weit besonders bei Menschen mit höherem Bildungsabschluss und moderateren Republikanern gut abgeschnitten. Eine Umfrage unter Wählerinnen und Wählern im US-Bundesstaat Virginia zeigte, dass viele Haley-Anhänger hauptsächlich für die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaats South Carolina votierten, um gegen Trump zu stimmen. Diese Haley-Unterstützer könnten Trump bei der Präsidentenwahl gefährlich werden, wenn sie am Ende für einen unabhängigen dritten Kandidaten oder gar Biden stimmen sollten.
Mini-Klatsche für Biden
"Donald Trump hat geschworen, vom ersten Tag an ein Diktator zu sein", warnte Biden in einer Mitteilung am Wahlabend. Der 81-Jährige muss zwar aus seiner Partei keine Konkurrenz im Rennen um die Kandidatur fürchten, steht jedoch immer wieder wegen seines hohen Alters und geistigen Aussetzern in der Kritik. Außerdem sind seine Beliebtheitswerte im Keller.
Ähnlich wie für Trump war der "Super Tuesday" auch für Biden nicht der makellose Durchmarsch, den er sich wohl erhofft hatte. In Amerikanisch-Samoa setzte sich der Unternehmer Jason Palmer gegen den amtierenden US-Präsidenten durch. Das Ergebnis spielt bei den parteiinternen Vorwahlen jedoch kaum eine Rolle. In dem Außengebiet mit weniger als 50 000 Einwohnern, das zu einer winzigen Inselgruppe im Südpazifik gehört, waren nur sechs Delegiertenstimmen zu holen.
Der erstarkte Ex-Präsident
Trump trat am Wahlabend in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida auf und sprach zu seinen Anhängern. Zu diesem Zeitpunkt war Haleys Sieg in Vermont noch nicht bekannt. Trump äußerte sich nicht zu seiner Konkurrentin, rief seine Partei aber zur Einheit auf. "Wir haben eine großartige republikanische Partei mit enormen Talenten. Und wir wollen Einheit, und wir werden Einheit haben, und es wird sehr schnell gehen", sagte er. Dies dürfte auf Seitenhieb auf Haley zu verstehen sein. Trump hat sich in der Vergangenheit häufig genervt davon gezeigt, dass diese nicht einfach von der Wahl erück. Solange Haley weiter im Rennen ist, kann sich nicht Trump einzig auf Biden konzentrieren. Dem derzeitigen Amtsinhaber warf Trump in seiner Rede vor, die USA in den Untergang zu treiben.
Auswirkungen einer Wiederwahl Trumps auf Europa und Deutschland
Sollte Trump die Präsidentsschaftswahl am 5. November gewinnen, hätte das große Auswirkungen auf Europa und die Welt. Die weitere US-Unterstützung für die von Russland angegriffene Ukraine steht dann außenpolitisch ebenso auf dem Spiel wie die Mitgliedschaft der USA in wichtigen internationalen Bündnissen wie der NATO und der Welthandelsorganisation.
Unter Trumps Ägide würde die Handelspolitik der Vereinigten Staaten wohl noch protektionistischer werden als es schon aktuell unter Biden der Fall ist. Der Ex-Präsident hat bereits vage Zollerhöhungen angekündigt und auch eine Verschärfung der protektionistischen Elemente des "Inflation Reduction Acts", der ausländischen Industriefirmen einen großen Anreiz gibt, in den USA zu produzieren, wäre denkbar. Es könnten zudem alte Handelsstreitigkeiten wieder aufflammen, die mit der Biden-Administration weitgehend beigelegt wurden, zum Beispiel bezüglich auf Stahl und Aluminium. Die rezessiven Entwicklungen im exportabhängigen Deutschland könnten sich dadurch noch verstärken - die USA sind knapp hinter China der zweitwichtigste Handelspartner der Bundesrepublik. (mit Material von dpa)