Politik

Israel: Mehr Hilfslieferungen im Gazastreifen als vor Kriegsbeginn

Lesezeit: 2 min
08.03.2024 10:00
Angesichts zunehmend schärferer Kritik an Israel wegen der katastrophalen Versorgungslage im Gazastreifen hat die Regierung in Jerusalem betont, es kämen derzeit mehr Hilfsgüter in den Küstenstreifen als vor Kriegsbeginn.
Israel: Mehr Hilfslieferungen im Gazastreifen als vor Kriegsbeginn
Spanische Luftstreitkräfte verladen Fallschirme für Hilfslieferungen im Gazastreifen (Foto: dpa).
Foto: Isabel Infantes

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"In den vergangenen zwei Wochen sind täglich durchschnittlich 102 Lebensmitteltransporte in den Gazastreifen gelangt. Das sind fast 50 Prozent mehr als vor dem Beginn des Krieges durch die Hamas am 7. Oktober", sagte Regierungssprecher Eylon Levy am Mittwoch.

Es gebe eine "Flut von Falschmeldungen", Israel würde die Menge der Hilfslieferungen beschränken. "Es gibt keine Beschränkungen. Ich wiederhole: keine", betonte der Sprecher. Israel ermutige die Geberstaaten sogar, so viele Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und Ausrüstungen für Unterkünfte zu schicken, wie sie wollen.

Ein Sprecher der Vereinten Nationen sagte als Reaktion, dass es nicht reiche, die Lastwagen zu zählen, die Grenzposten überquerten. Im Gazastreifen müssten die Ladungen in kleinere Transporter umgeladen werden, "und dann müssen wir Wege finden, sie zu verteilen", sagte Stephane Dujarric am Donnerstag in New York. Dies erfordere die Koordination mit den israelischen Streitkräften. Das UN-Nothilfebüro Ocha teilte unterdessen mit, dass lediglich die Hälfte aller 224 im Februar geplanten Hilfskonvois die Gebiete erreichten, für die sie bestimmt waren. Bei den übrigen Lieferungen habe die israelische Unterstützung gefehlt.

Die Lage der Menschen in dem kleinen Küstenstreifen ist zunehmend verzweifelt, und nach UN-Angaben droht eine Hungerkrise, wenn die Hilfslieferungen per Lastwagen nicht ausgeweitet würden. Im Gazastreifen leben rund 2,2 Millionen Menschen.

US-Vizepräsidentin Kamala Harris hatte die israelische Regierung am Sonntag aufgefordert, mehr Hilfe in den Gazastreifen zu lassen, weitere Grenzübergänge zu öffnen und keine "unnötigen Beschränkungen für die Bereitstellung der Hilfe" zu erlassen.

Levy betonte, vor dem Krieg seien zwar täglich etwa 500 Lastwagen in den Gazastreifen eingefahren, aber die hätten nicht nur Lebensmittel, sondern vor allem Industriewaren und Baumaterialien transportiert, die derzeit aus verständlichen Gründen gar nicht geliefert würden. Das Problem sei die Verteilung der Lebensmittel innerhalb des Gazastreifens. "Die UN haben Mühe, die Hilfsgüter so schnell zu verteilen, wie Israel sie hineinlässt", sagte der Sprecher. Und das liege daran, dass sich die Vereinten Nationen dabei auf das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA verließen, das Levy als "Tarnorganisation" der islamistischen Hamas bezeichnete.

Israel wirft einem Dutzend UNRWA-Mitarbeitern vor, an den Terrorakten der islamistischen Hamas in Israel vom 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein. Mehrere westliche Länder haben wegen der Anschuldigungen ihre Zahlungen an UNRWA eingefroren, darunter die beiden größten Geldgeber, die USA und Deutschland.

Größtes Hindernis für die Verteilung von Hilfslieferungen innerhalb des Gazastreifens dürften aber die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und Hamas-Terroristen sein. Deshalb werden die leidenden Menschen auch bereits aus der Luft versorgt. Zudem will Israel einem Medienbericht zufolge erstmals seit Kriegsbeginn die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen auf dem Seeweg erlauben. (dpa)


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