Immobilien

Treuhänder übernimmt Verkauf der wichtigsten Signa-Immobilien

Die Gläubiger der insolventen Signa-Gruppe von Immobilien-Hasardeur Rene Benko beschließen offiziell einen Sanierungsplan. Forderungen in Milliardenhöhe stehen im Raum. Deshalb wird die zentrale Immobilien-Einheit de facto abgewickelt.
21.03.2024 17:00
Lesezeit: 2 min
Treuhänder übernimmt Verkauf der wichtigsten Signa-Immobilien
Baustelle des Hamburger Wolkenkratzers Elbtowers:. Der Sanierungsexperte Martini will als Insolvenzverwalter der Elbtower-Projektgesellschaft auf die Suche nach einem Käufer des Benko-Turms gehen. (Foto: dpa) Foto: Ulrich Perrey

Die hochkarätigsten Immobilien aus dem insolventen Reich des österreichischen Investors René Benko sollen in den nächsten Jahren von einem Treuhänder verkauft werden. Für diese Lösung stimmten in Wien mehr als 400 Gläubiger der Teilgesellschaft Signa Prime Selection AG, wie der Insolvenzverwalter mitteilte.

Damit entschieden sie sich dagegen, den Kernbestand von Signa schneller, aber zu möglicherweise niedrigeren Erträgen zu Geld zu machen. Die Signa Prime gilt als das Schmuckstück der verschachtelten Signa-Gruppe, die im Zuge von gestiegenen Zinsen, Baukosten und Energiepreisen in die Krise geschlittert ist. Zum Prime-Portfolio gehören unter anderem der noch unfertige Elbtower in Hamburg, das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, Immobilien der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und das Gebäude des österreichischen Verfassungsgerichtshofs.

Lösung erleichert neues Kapital aufzutreiben

Die Treuhand-Lösung erleichtere es, frisches Kapital für die Untergesellschaften der deutschen Signa-Objekte aufzutreiben, sagte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform. Dieses Geld sei vor dem strukturierten Verkauf dieser Immobilien nötig. Insolvenzverwalter Norbert Abel hat als Treuhänder nun mehrere Jahre Zeit, um die Prime-Immobilien zu verwerten. Gläubiger der Signa Prime haben Forderungen von rund 12,8 Milliarden Euro angemeldet. Der Verwalter hat davon bislang nur 5,9 Milliarden Euro anerkannt.

Wirtschaftlich die vernünftigste Lösung?

„Letztendlich ist es die wirtschaftlich vernünftigste Lösung", sagte Weinhofer. Denn Abel gehe in seinem Treuhandplan davon aus, dass sich der Immobilienmarkt in den kommenden Jahren erholt. „Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr am Papier bestehen bleibt", sagte Weinhofer.

Aus steuerlichen Gründen werden die deutschen Immobilien von Signa Prime formell nicht dem Treuhänder unterstellt, de facto behält er aber über Zustimmungsrechte und über offene Forderungen der Signa Prime an deren Untergesellschaften die Kontrolle. Bei der Gläubigerversammlung in Wien ging es nur um die Abwicklung von Signa-Immobilien, nicht um den Verkauf von Warenhausbetrieben wie KaDeWe und Galeria Karstadt Kaufhof. Diese ebenfalls zur Signa-Gruppe gehörenden Einzelhändler sind jedoch ebenfalls insolvent und suchen nach Käufern.

Gegen die längerfristige Abwicklung positionierte sich die Republik Österreich als Signa-Gläubiger. Ein rascher Abverkauf würde mehr Klarheit in die intransparente Firmengruppe bringen und etwaige strafrechtliche Ermittlungen rund um den Niedergang von Signa erleichtern, argumentierte der oberste Rechtsvertreter der Republik, Wolfgang Peschorn. „Und ich hoffe auch darauf, dass die Strafbehörden hier alsbald zielgerichtete Ermittlungen aufnehmen", sagte er.

In Deutschland hat die Münchner Staatsanwaltschaft bereits mit Ermittlungen wegen Geldwäsche-Verdachts bei der Signa-Gruppe begonnen. Aus einer Mitteilung der Münchner Behörde ging vorige Woche hervor, dass auch andere Staatsanwaltschaften in Deutschland mit dem Fall befasst sind. Die Anwälte von René Benko haben Berichte über die Vorwürfe als „haltlos" zurückgewiesen. Benko hat vor Kurzem selbst Insolvenz angemeldet.

Die schwer angeschlagene Signa hatte im Herbst noch versucht, das Ruder mithilfe von angeheuerten Sanierungsexperten herumzureißen. Im Dezember meldeten Signa Prime und Signa Development Insolvenz an. „Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens", hieß es damals von Signa. Davon war diese Woche keine Rede mehr. Auch die Gläubiger der insolventen Immobilienentwicklungs-Einheit Signa Development Selection AG stimmten am Montag für einen Treuhand-Plan. Signa Development ist mit Forderungen von 2,3 Milliarden Euro konfrontiert, von denen bisher mehr als eine Milliarde anerkannt wurde.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...

DWN
Politik
Politik Putins Informationskrieg: Warum der Westen bereits verliert
21.06.2025

Während Russland mit Desinformation und Zynismus die Ordnung zerschlägt, wirkt der Westen wie ein schläfriger Zuschauer. Genau deshalb...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Litauischer Hersteller Altas Auto: Wie Europa exklusive Elektrobusse bekommt
20.06.2025

Während Europas Politik auf Elektro-Transformation pocht, bleibt die Umsetzung zäh. Ein litauischer Hersteller von E-Minibussen will die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen brauchen Rohstoffe: Der stille Machtkampf um die Kriegsmetalle Antimon und Wolfram
20.06.2025

Antimon und Wolfram gelten als Schlüsselfaktoren für die moderne Rüstung. Doch die weltweiten Vorkommen liegen größtenteils außerhalb...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel
20.06.2025

Mit fünf strategischen Hebeln will Mittel- und Osteuropa die EU-Digitalspitze übernehmen – ein ambitionierter Plan mit Folgen für die...

DWN
Politik
Politik Ex-Minister Jens Spahn unter Druck: Parlament erhält teils geschwärzten Bericht zu Masken-Deals
20.06.2025

Ein vertraulicher Masken-Bericht sorgt für neuen politischen Zündstoff. Die angekündigte Offenlegung im Bundestag bleibt unvollständig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erhöhung Mindestlohn: Kommt 2026 eine Anhebung auf 15 Euro?
20.06.2025

Ende Juni befindet eine Kommission über eine weitere Erhöhung der Lohnuntergrenze. Eine Zahl spielte beim Wahlkampf der SPD eine große...

DWN
Panorama
Panorama Jobcenter zahlt 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf: "Das ist doch irre!"
20.06.2025

5000 Euro Bürgergeld für ein Auto? Das Jobcenter Dortmund sorgt mit einem Pilotprojekt für Aufsehen. Arbeitslose sollen mit Prämien in...