Gemischtes

Autismus beginnt bereits im Mutterleib

Lesezeit: 1 min
30.03.2014 00:04
Unterentwickelte Hirnregionen von Föten sind die Ursache von Autismus. Damit wird es bald möglich, neue Diagnose-Methoden zu entwickeln, die sich auf die pränatale Phase konzentrieren. Bislang war Autismus nur durch Verhaltensmuster diagnostizierbar. Der Auslöser der Krankheit bleibt weiter im Verborgenen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Entwicklung von Autismus beginnt bereits im Mutterleib, wenn sich bestimmte Gehirnzellen des Fötus nicht richtig weiter entwickeln. Wissenschaftler halten diese unentwickelten Zellen für den Grund, warum sich Autismus bei Kindern in so vielen verschiedenen Symptomen äußern kann. Autismus ist der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge eine angeborene, unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns, die sich bereits im frühen Kindesalter bemerkbar macht.

Wir haben einen neuen Aspekt der Gehirnentwicklung beobachten können, den wir vorher noch nie gesehen hatten. „Daraus ist klar ersichtlich, dass Autismus schon während der Schwangerschaft entstehen muss“, sagte Eric Courchesne von der University of California und San Diegos Autism Center of Excellence einem Bericht von Bloomberg zufolge. Danach beginnt die Krankheit schon im zweiten Trimester.

In diesem frühen Stadium entwickelt sich die Hirnrinde des Kindes in sechs Schichten. Jede Schicht hat ihre eigenen Zellen, ihre eigene Zusammensetzung und übernimmt eigene Funktionen. Nach der Entwicklung hinterlassen Hirnzellen normalerweise spezielle genetische Markierungen. Die unterentwickelten Zellen wiesen diese Eigenschaft nicht auf. Forscher beschreiben ihre Anordnung als „chaotischen Flecken“ (disorganized patches“). Dies könne ein Hinweis darauf sein, warum Autismus so viele verschiedene Symptome aufweisen kann.

Die Ergebnisse der Studie, die zuerst im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden, waren nur möglich, weil die Forscher an Gehirnzellen von 11 verstorbenen Kindern forschen konnten. Sie fanden heraus, dass die unterentwickelten Zellen in der Region des Gehirns liegen, die Emotionen, Kommunikation und Sprache steuern sollen.

Bislang wurden Autismus-Studien hauptsächlich mit Magnet-Resonanz-Therapie (MRT) durchgeführt. Wenn Untersuchungen am Gehirn vorgenommen worden, dann waren die Versuchsobjekte meist erwachsen. Noch nie wurden so viele Gehirnproben von Kindern untersucht. Insgesamt wurden über 12.000 Gewebeproben analysiert.

Zur besseren Veranschaulichung entwickelten die Forscher eine dreidimensionale Ansicht der betroffenen Hirnregionen (siehe Video am Ende des Artikels). Darin wird zum ersten Mal veranschaulicht, wie Regionen der Hirnrinde aussehen, die sich nicht normal entwickelt haben.

Durch die Erkenntnis wird es bald möglich sein, neue Diagnose-Instrumente zu entwickeln und Autismus schneller zu erkennen. Bislang konnte die Krankheit immer nur durch die Beobachtung von Verhaltensmustern bei Kleinkindern bestimmt werden.

Zudem wird deutlich, dass zukünftige Studien viel früher ansetzen müssen, um die Krankheit besser zu verstehen. Die Ursache von Autismus bleibt bis dahin ein Rätsel. Die Heilung ist weiterhin unmöglich. Verhaltenstherapien und Medikamente helfen Autisten im begrenzten Ausmaß bei der Kommunikation, beim Lernen und beim sozialen Verhalten.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Smallcap-Aktien: Lohnt sich ein Investment?
29.03.2024

Nebenwerte sind derzeit relativ gering bewertet und könnten von Zinssenkungen profitieren. Macht ein Einstieg Sinn für risikobereite...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Erholung der deutschen Wirtschaft verzögert sich
29.03.2024

Europas größte Volkswirtschaft kommt nicht richtig in Fahrt. Die Aussichten für die nächsten Monate sind nach Experteneinschätzung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manche Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...