Finanzen

Anlagekosten sparen: Die größten Kostenfallen bei Fonds, Aktien und Co.

Lesezeit: 6 min
01.05.2024 07:47
Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm renditemindernd. Die wichtigsten Kostenfallen im Überblick.
Anlagekosten sparen: Die größten Kostenfallen bei Fonds, Aktien und Co.
Anleger sollen bei ihrer Geldanlage auf die Kosten achten, da selbst kleine Prozentunterschiede auf lange Sicht die Rendite enorm mindern können. (Foto: iStock.com, SARINYAPINNGAM).
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Kosten sind bei der Geldanlage entscheidend. Sie stellen eine Art sicheren Verlust dar, den ein Finanzprodukt wie ein Fonds oder eine Bankeinlage durch andere Zugewinne wieder hereinholen muss.

Laut dem Honorar-Finanzanlagenberater Michael Ritzau gilt daher bei der Geldanlage der Grundsatz „Kosten, Kosten, Kosten“ - analog zum Prinzip „Lage, Lage, Lage“ bei Immobilien. „Kosten schmälern die Rendite immer“, erklärt Ritzau in seinem Buch „Die große Fondslüge“.

Warum sind die Anlagekosten so wichtig?

Der Finanzexperte Michael Ritzau warnt vor hohen laufenden Kosten. „Im Gegensatz zu einmaligen Kosten unterliegen sie dem Zinseszinseffekt, das heißt, absolut betrachtet steigen sie häufig exponentiell mit der Zeit“, schreibt Ritzau.

Viele Anleger unterschätzen, wie sehr selbst kleine Prozentunterschiede über lange Zeiträume ins Gewicht fallen. Das zeigt ein simples Rechenbeispiel: Anleger A kauft ein günstiges Finanzprodukt mit 0,2 Prozent laufenden Kosten pro Jahr. Anleger B kauft ein teures mit 0,5 Prozent. Beide zahlen pro Jahr 400 Euro ein und erzielen eine Rendite vor Kosten von 5 Prozent pro Jahr.

Nach 30 Jahren liegt Anleger A deutlich vor Anleger B: Insgesamt hat er 16.800 Euro mehr Endvermögen (Vorsprung von 5 Prozent). Je höher die Kosten von Anleger B, desto größer der Vorsprung von Anleger A:

  • Kosten von 1 Prozent: Vorsprung von 42.500 Euro (13 Prozent mehr)

  • Kosten von 1,5 Prozent: 65.600 Euro (21 Prozent mehr)

Anleger sollten sich daher nicht von Renditeversprechen, staatlichen Zuschüssen oder Steuervorteilen blenden lassen. „Prüfen Sie zuerst die Kosten eines Finanzprodukts“, rät Ritzau. „Wenn ein Produkt zu teuer ist, lassen Sie die Finger davon.“ Anleger können dabei vor allem an sechs Stellschrauben drehen, um Kosten zu reduzieren:

1) Depot bei günstigem Anbieter eröffnen

Die Kostenunterschiede zwischen den Anbietern von Wertpapierdepots sind enorm. Das zeigte im Dezember eine Untersuchung der Zeitschrift Finanztest von 25 Filialbanken und 13 Direktbanken. Bei den günstigsten Banken könne man Wertpapiere bereits für eine Gebühr unter 10 Euro kaufen, und zwar unabhängig von der Anlagesumme.

„Bei Filialbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken kann dieselbe Dienstleistung durchaus das 25-fache kosten, wenn die Transaktion einen Wert von 12.000 Euro hat“, erklärt Finanztest. Häufig gebe es hohe Ordergebühren von 1 Prozent der Anlagesumme.

Finanztest verglich auch Onlinebanken und Filialbanken miteinander. Im Kostenvergleich lag der Smartbroker+ in allen Kategorien vorne (kleines, mittleres und großes Depot). Außerdem boten unter den Direktbanken Flatex und die Onvista Bank attraktive Konditionen. Bei den Filialbanken lag die Santander Consumer Bank vorne.

Besonders günstig seien Neobroker wie Scalable Capital oder Trade Republic. Hier koste eine Wertpapierorder maximal 1 Euro und mitunter zahle man gar nichts, erklärt Finanztest. Dafür ließen sich nicht alle Wertpapiere kaufen: Die Auswahl sei auf bekannte Aktien und ETFs beschränkt.

2) ETFs statt aktive Fonds kaufen

Bei Aktien-ETFs sind die Kosten relativ gering. Bei aktiv gemanagten Aktienfonds fallen hingegen meist mehrere Kostenblöcke an:

  • Laufende Kosten von circa 1,5 Prozent pro Jahr

  • Eventuell Ausgabeaufschlag von bis zu 5 Prozent

  • Eventuell eine Performance-Gebühr

  • Eventuell Rücknahme-Gebühr

Wie sehr diese Kosten ins Gewicht fallen, zeigt eine kurze Rechnung: Anleger A investiert 10.000 Euro in einen günstigen ETF mit 0,2 Prozent Kosten pro Jahr (TER). Anleger B kauft einen aktiven Fonds mit 1,5 Prozent Kosten und 5 Prozent Ausgabeaufschlag. Beide Fonds erzielen eine Rendite vor Kosten von 5 Prozent pro Jahr.

Nach 20 Jahren hat Anleger A ein Endvermögen nach Steuern und Kosten von 23.500 Euro. Anleger B hat 24 Prozent weniger (17.900 Euro). Untersuchungen zeigen denn auch immer wieder, dass 80 bis 90 Prozent der ETFs auf Sicht von zehn Jahren und mehr vor den aktiven Fonds liegen, etwa das Aktiv-Passiv-Barometer der Ratingagentur Morningstar. Grund sind unter anderem die geringeren Kosten.

3) Wenig handeln (Buy and Hold)

Hin und Her macht Taschen leer, besagt eine alte Anlegerweisheit. Kostenbewusste Anleger sollten daher wenig handeln (sogenanntes Buy and Hold). Auch in Studien zeigt sich, dass passive Anleger höhere Renditen erzielen als aktive Investoren. Passive sparen zum einen Handelskosten wie den Spread an der Börse (Geld-Brief-Spanne), andererseits profitieren sie von einem Steuerstundungseffekt. Kursgewinne müssen sie nicht sofort komplett versteuern, sondern erst nach Verkauf eines Wertpapiers.

Etwa untersuchten Forscher der Frankfurter Goethe-Universität im Auftrag der Stiftung Warentest die Renditen von 5000 Wertpapierdepots von Privatanlegern zwischen 2005 und 2015. Das Ergebnis: Je mehr ein Anleger handelte, desto schlechter war seine Rendite.

Handeln verringerte die Depotrendite um im Schnitt 0,9 Prozentpunkte pro Jahr. Die besonders aktiven Investoren büßten sogar 3,3 Prozentpunkte pro Jahr aufgrund erhöhter Handelskosten ein. Das Fünftel der passivsten Anleger kam hingegen recht nahe an die Rendite eines „MSCI World“-ETF. Stiftung Warentest rät daher zum Führen eines Logbuchs, in dem sämtliche Transaktionen samt Kosten festgehalten werden. „Für viele ist es heil­sam, wenn sie sehen, welch horrende Trans­aktions­summen im Laufe der Zeit zusammen­kommen.“

4) Kostenloses Girokonto

Mario Hess von der Vergleichsplattform tagesgeldvergleich.net rät zu einem Online-Girokonto, um Geld zu sparen. „Dafür sind zwar häufig regelmäßige Mindestgeldeingänge beziehungsweise Gehaltseingänge nötig, dafür entfallen aber die Kontoführungsgebühren“, erklärt er gegenüber DWN. Vielfach gebe es entsprechende Konten in Kombination mit einem kostenlosen Tagesgeldkonto.

Für Neukunden sei inzwischen wieder ein Startguthaben drin. Einziger Nachteil: In der Regel sei ein Smartphone oder Online-Banking nötig, um das Angebot zu nutzen. „Ein nutzbares Filialnetz ist eher die Ausnahme.“

Hohe Zinsen für Neu- und Bestandskunden bieten laut tagesgeldvergleich.net die J&T Direktbank oder die LeasePlan Bank mit je 3,3 Prozent für Neu- und Bestandskunden, Ford Money mit 3,1 Prozent für Bestandskunden (Neukunden 3,5 Prozent für drei Monate) und die Renault Bank direkt (2,9 Prozent für Bestandskunden sowie 3,7 Prozent für Neukunden für drei Monate). Ganz vorne liegt demnach der Neobroker Trade Republic, der 4,01 Prozent Zinsen zahlt. Verzinst wird dabei der Cash-Bestand des Verrechnungskontos des kostenfreien Trade-Republic-Depots.

5) Stundenbasierte Honorarberatung statt Provisionsberatung

Wer professionelle Finanzberatung in Anspruch nehmen will, sollte sich nach einem sogenannten „Honorar-Finanzanlagenberater“ oder einem „Honorar-Anlageberater“ umsehen. Diese dürfen keine Provisionen von Dritten annehmen, etwa den Anbietern der Finanzprodukte, die sie empfehlen. Sie haben einen Anreiz, günstige Finanzprodukte zu empfehlen, die langfristig mehr Rendite abwerfen, etwa ETFs statt aktive Fonds.

Eine Honorarberatung könne sich daher laut Experten lohnen, auch wenn die Kosten bei 150 bis 250 Euro pro Stunde liegen. „Ein fachkundiger Berater, der uneingeschränkt in Ihrem Interesse für Sie tätig wird, kann Ihnen tatsächlich erheblichen Mehrwert generieren und die von ihm verursachten Kosten mehr als wieder einbringen“, schreibt etwa der Finanzprofessor Hartmut Walz in seinem Buch „Beraten statt verraten“. Eine Mehrrendite von 1,5 bis 2,5 Prozent pro Jahr sei durchaus drin.

Ob es sich bei dem Berater um einen echten Honorarberater handelt, dem die Annahme von Provisionen gesetzlich verboten ist, geht aus seinem Impressum hervor. Dort muss die Angabe „Honorar-Finanzanlagenberater“ oder „Honorar-Anlageberater“ stehen. Die Bezeichnung „Honorarberater“ ist kein geschützter Berufsbegriff.

Verbraucher sollten aber auf eine stundenbasierte Entlohnung oder ein fixes Honorar achten. Laut einer Analyse von Morningstar kann eine Honorarberatung rasch ebenso teuer werden wie eine Provisionsberatung. „Mehrere Experten aus der Honoarberaterszene haben uns versichert, dass die allermeisten Honorarberater eine Betreuungsgebühr erheben, deren Höhe sich faktisch am Depotvolumen bemisst“, berichtet die Ratingagentur. „Uns wurden Spannen von zwischen 0,8 und 1,2 Prozent pro Jahr genannt.“

Angesichts der hohen Gebühren sei es keine ausgemachte Sache, dass eine Honorarberatung zwangsläufig günstiger sei als eine Provisionsberatung - selbst wenn der Honorarberater günstige ETFs statt aktive Fonds empfehle. „Wer wirklich sparen will, muss sich zum Selbstentscheider weiterbilden“, erklärt Morningstar daher.

Wem eine Honorarberatung zu teuer ist, kann sich auch an die Verbraucherzentrale wenden. Laut der Internetseite kostet eine Beratung 60 Euro pro Stunde aufwärts.

6) Schulden abbezahlen oder umschichten

Wer sparen will, sollte teure Kredite abbezahlen oder auf günstigere Angebote umschichten. „Dispokredite sind zwar einfach erhältlich, aber mit inzwischen durchschnittlich 10,95 Prozent enorm teuer“, erklärt Mario Hess von tagesgeldverleich.net. Bei normalen Privatkrediten helfe ein Vergleich der Angebote. Diese würden bei den Werbezinsen derzeit im Schnitt knapp unter 5 Prozent pro Jahr liegen und seien somit deutlich günstiger.

Außerdem machten Restschuldversicherungen fast nie Sinn. „Diese Art der Risiko-Lebensversicherung wird mitunter im Paket mit Finanzierungen verkauft und lässt die Kosten immens steigen“, erklärt Hess. Ausschlussklauseln sorgten zudem dafür, dass viele Risiken nicht gedeckt seien.

7) Keine Versicherungen, Kombiprodukte und exotischen Geldanlagen

Der Finanzprofessor Hartmut Walz warnt vor exotischen Geldanlagen wie Whiskey, Kunst, Rotwein, Oldtimern und Sammlergegenständen. Solche Anlagen seien schnell gekauft, aber oft gestalte sich ein Wiederverkauf zu einem guten Preis schwierig - im Gegensatz zu börsengehandelten, hochliquiden Wertpapieren wie Aktien und Anleihen, schreibt der Walz im Buch „Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise“. Auch eine Immobilie sei relativ illiquide und verursache hohe Erwerbsnebenkosten von 10 Prozent der Kaufsumme und mehr.

Von kapitalbildenden Lebens- und Rentenversicherungen, Zertifikaten und Bausparverträgen rät Walz ebenfalls ab - einerseits aufgrund der hohen Kosten, andererseits seien die Anlagen bei einer großen systemischen Krise ausfallgefährdet.

                                                                            ***

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 


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