Finanzen

Schulden-Restrukturierung: Ukraine braucht weitere Zugeständnisse von Investoren

Die Ukraine will möglichst schnell ihre Finanzierung über den Kapitalmarkt neu aufstellen. Es geht um bereits am Markt platzierte Anleihen im Volumen von 20 Milliarden Dollar, für die es aufgrund von Zahlungsverzögerungen weitere Zugeständnisse der Geldgeber braucht. Der IWF spielt dabei eine wichtige Rolle.
18.05.2024 10:11
Aktualisiert: 18.05.2024 13:51
Lesezeit: 2 min
Schulden-Restrukturierung: Ukraine braucht weitere Zugeständnisse von Investoren
Aufgrund von finanziellen Problemen kann die Ukraine ihre Altschulden nicht ordnungsgemäß bedienen. (Bild: iStockphoto.com/Silent_GOS) Foto: Silent_GOS

Seit dem russischen Angriff vor mehr als zwei Jahren ist die Ukraine stark abhängig von finanziellen Hilfen aus dem Ausland. So ist es auch für die Kredithilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) von großer Bedeutung, möglichst die von internationalen Investoren gehaltenen Anleihen neu aufzustellen. Ein Zeitplan dafür wird allerdings nicht genannt. Auf dem Spiel steht der Zugang des Landes zum Kapitalmarkt. Dieser wäre bedroht, sollten Anleihen nicht bedient werden. Dies könnte der Fall sein, sollten die Wertpapiere nicht umstrukturiert oder die bereits erfolgten Zugeständnisse der Geldgeber nicht verlängert werden.

Um wie viel Geld geht es?

Es geht um elf auf Dollar lautende Bonds und zwei auf Euro-Basis. Der Nominalwert der Anleihen summiert sich auf 19,7 Milliarden Dollar. Die Laufzeiten der Papiere enden zwischen 2024 und 2035. Inklusive überfälliger Zinszahlungen schuldet das Land nach Berechnungen der Großbank JP Morgan den Geldgebern sogar 23,6 Milliarden Dollar. Darüber hinaus gibt es noch einige Anleihen von ukrainischen Staatsunternehmen im Volumen von mehr als einer Milliarde Dollar.

Wie könnte eine Restrukturierung der Schulden ablaufen?

Ein Szenario könnte sein, bestehende Anleihen in neue zu tauschen - mit neuen Konditionen nach Verhandlungen mit den Gläubigern. Solche Gespräche sind erfahrungsgemäß aber komplex und dauern mindestens einige Monate, wenn nicht sogar Jahre. Dies gilt bereits für Länder, die sich nicht in einem Krieg befinden. Präzedenzfälle für Kriegsländer, deren Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung sehr schwierig sind, gibt es nicht.

Alternativ könnte die Regierung in Kiew beantragen, das aktuell geltende Stillhalteabkommen der Investoren um ein Jahr oder noch mehr zu verlängern. Dann würde die Ukraine weiter Zahlungen vorerst nicht leisten müssen. Das würde auch Zeit für weitergehende Verhandlungen geben. Wichtige Gläubiger wie Kanada, Frankreich, Deutschland, Japan, Großbritannien und den USA haben der Ukraine bei eigentlich fälligen Zahlungen bereits bis März 2027 eine Pause zugestanden.

Insider gehen davon aus, dass formale Gespräche zwischen der Ukraine und den Geldgebern zeitnah beginnen. Eine Grundsatzeinigung solle bis Juni stehen. Ein zuständiger Ausschuss dafür wurde bereits eingerichtet. Das Thema könnte auch beim Treffen der Finanzminister aus den sieben führenden Industrienationen (G7) Ende Mai in Italien auf die Tagesordnung kommen.

Wie ist die Finanzlage der Ukraine?

In diesem Jahr rechnet das Land mit einem Haushaltsdefizit von rund 37 Milliarden Dollar. Seit Jahresbeginn hat es knapp zwölf Milliarden Dollar an Hilfen von seinen Partnern erhalten. Zum Vergleich: In den Jahren 2022 und 2023 waren es knapp 74 Milliarden Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen uneinheitlich: Die Angst vor dem Absturz wächst – und Trump schaut zu
11.11.2025

Die Rally an den US-Börsen wankt: Während der Leitindex Dow Jones am Dienstag stabil bleibt, dominieren beim Nasdaq Composite Index die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs: Erholungsversuch geht beim DAX aktuell weiter – Ende des US-Shutdowns in Sicht
11.11.2025

Der DAX-Kurs zeigt im Börsenhandel am Dienstag wieder seine aktuelle Stärke – doch wie nachhaltig ist der Aufwärtstrend beim DAX...

DWN
Finanzen
Finanzen Schuldenbremse: Reformplan von Bundesbank vorgelegt
11.11.2025

Die Bundesbank bringt mit einem Reformplan zur Schuldenbremse Bewegung in die Finanzpolitik. Ihr Vorschlag verspricht Investitionen,...

DWN
Politik
Politik Lawrows Verschwinden: Wo steckt eigentlich der russische Außenminister?
11.11.2025

Seit einigen Tagen bleibt der russische Außenminister Sergej Lawrow öffentlichen Terminen fern. Ist Lawrow bei Präsident Wladimir Putin...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie im Minus: Nvidia-Investor Softbank verkauft Aktien
11.11.2025

Nach einem starken Wochenstart der Tech-Werte an den US-Börsen richtet sich der Blick auf die Nvidia-Aktie. Während Anleger Hoffnungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Elektroindustrie: ZVEI meldet Aufschwung
11.11.2025

Die deutsche Elektroindustrie sendet nach schwierigen Monaten ein deutliches Lebenszeichen. Aufträge, Produktion und Umsätze steigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Home-Office und Feierabend: Warum das Recht auf Abschalten jetzt gesetzlich gestärkt wird
11.11.2025

Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen, besonders im Home-Office. Viele fühlen sich nach Feierabend verpflichtet, E-Mails...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland verschlechtern sich unerwartet
11.11.2025

Die ZEW-Konjunkturerwartungen liefern ein wichtiges Signal für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands. Doch die Stimmung der...