Unternehmen

Deutscher Teeverband sorgt sich um Kleinbauern

Der Deutsche Teeverband bangt wegen des neuen Liefergesetzes der EU um die Kleinbauern als Zulieferer. Eine Sorge, die die Entwicklungsorganisation Oxfam nicht nachvollziehen kann.
25.05.2024 11:17
Lesezeit: 2 min

Der Deutsche Teeverband fürchtet wegen des neuen Lieferkettengesetzes der Europäischen Union (EU) um die Zusammenarbeit mit auf der ganzen Welt verstreuten Kleinbauern. „Mit dem Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz drängen wir gerade die Schwächsten aus unseren Lieferketten“, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Deutschen Tee & Kräutertee Verbands, Annemarie Leniger. Zwei Drittel der Rohwarenmenge werden nach Verbandsangaben von Kleinbauern in sogenannten Wildsammlungen eingebracht. Da diese die vom Gesetz geforderten Nachweise aber nicht erbringen könnten, könnten deutsche Unternehmen gezwungen sein, sich aus Sorge vor Haftungsrisiken aus den geschäftlichen Aktivitäten mit kleinbäuerlichen Zusammenschlüssen zurückzuziehen.

Verbandsvize Leniger fordert deshalb, die Anforderungen besonders komplexer und anspruchsvoller Lieferketten bei der Umsetzung des Lieferkettengesetzes zu berücksichtigen. „Nur so wird das Gesetz künftig nicht die eigenen Ziele konterkarieren und Unternehmen in Deutschland tatsächlich dabei unterstützen, die Nachhaltigkeit in den Lieferketten sinnvoll zu verbessern.“ In Anlehnung an den von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenen International Tea Day hat die deutsche Tee-Branche den 21. Mai zum Tag des Tees ernannt. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Tee vereint die Welt“.

Oxfam hält Sorgen für unbegründet

Für die Entwicklungsorganisation Oxfam - ein internationaler Verbund verschiedener Hilfsorganisationen - ist die Sorge des Teeverbands unbegründet. Die vom EU-Lieferkettengesetz geforderte Nachweispflicht obliege ja nicht den Kleinbauern, sondern den Unternehmen, sagte die Teamleiterin Gerechtes Wirtschaften bei Oxfam Deutschland, Franziska Humbert. „Sofern dafür Belege notwendig sind, die die Situation vor Ort betreffen, können die Unternehmen diese selbst mithilfe von Nachhaltigkeitsinitiativen wie dem Fairen Handel besorgen.“

Außerdem sehe das Gesetz explizit vor, dass Unternehmen im Rahmen ihrer Sorgfaltspflicht kleinen und mittelständischen Unternehmen angemessene finanzielle Unterstützung und Kapazitätsaufbau leisten müssen. «Demnach ist das betreffende deutsche Teeunternehmen ohnehin verpflichtet, bei der Erstellung möglicherweise erforderlicher Belege und anderen Maßnahmen, seine kleinbäuerlichen Geschäftspartner zu unterstützen», sagte Humbert.

Das EU-Lieferkettengesetz zielt darauf ab, Menschenrechte weltweit zu stärken. Große Unternehmen sollen zur Rechenschaft gezogen werden können, wenn sie von Menschenrechtsverletzungen wie Kinder- oder Zwangsarbeit profitieren. Sie sollen zudem Berichte erstellen, inwiefern ihr Geschäftsmodell mit dem Ziel vereinbar ist, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Ostfriesen haben die Nase vorn

Nach dem jüngsten vorliegenden Tee Report des Verbands tranken die Deutschen im Jahr 2022 pro Kopf 69,1 Liter Tee, davon 41,3 Liter Kräuter- und Früchtetee und 27,8 Liter Schwarz- und Grüntee. Der Bio-Anteil bei den Tees lag den Angaben zufolge bei 15,6 Prozent. Die Importmenge aus 82 Ländern - vor allem aus China, Indien und Sri Lanke - bezifferte der Report auf fast 60.000 Tonnen, „das macht pro Tag knapp 132 Millionen Tassen oder pro Stunde fast 5,5 Millionen“. Unangefochtene Tee-Weltmeister mit einem Jahresverbrauch von 300 Litern pro Kopf seien die Ostfriesen. Das ist laut Verband fast doppelt so viel wie im klassischen Tee-Land Großbritannien mit 167 Litern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Innere Kündigung: Frühzeitig erkennen und wirksam handeln
19.05.2025

Eine Kündigung kommt in der Regel nicht einfach aus dem Nichts. Oft zeigen Mitarbeiter Anzeichen dafür, dass sie das Unternehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fachkräftemangel hausgemacht: Nach Corona-Lockdown und Dauermigration fast 3 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss
19.05.2025

Trotz immenser Zuwanderung, leere Lehrstellen und Fachkräftemangel: Fast 3 Millionen junge Erwachsene in Deutschland haben keinen...

DWN
Politik
Politik Gasfunde in der Schwarzmeerregion: Türkei meldet strategischen Energieerfolg – Erdgasvorkommen mit enormem Wert
19.05.2025

Die Türkei entdeckt im Schwarzen Meer neue Erdgasvorkommen von enormem Wert. Der Fund unterstreicht Ankaras anhaltenden Kurs in Richtung...

DWN
Panorama
Panorama Zwei Tote bei Unfall in New York: Segelschiff rammt Brooklyn Bridge – was wir wissen
19.05.2025

Dramatische Szenen am East River: Ein Segelschulschiff der mexikanischen Marine stößt mit der weltberühmten Brooklyn Bridge in New York...

DWN
Politik
Politik Russland-Sanktionen: Ukraine-Partner erhöhen den Druck auf Moskau
19.05.2025

Kurz vor einem geplanten Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin haben Deutschland, die USA sowie...

DWN
Politik
Politik Pro-Europäischer Sieg bei Rumänien-Wahl: Nicusor Dan wird Präsident
19.05.2025

Erleichterung von Brüssel bis Kiew: Nach dem Triumph des pro-europäischen Kandidaten Nicusor Dan bei der Rumänien-Wahl äußerten sich...

DWN
Panorama
Panorama Auswandern in die Schweiz: Die Sehnsucht nach dem besseren Deutschland
19.05.2025

Immer mehr Deutsche denken daran, das Land zu verlassen – besonders oft AfD-Wähler. Das bevorzugte Ziel: die Schweiz. Was offenbart...

DWN
Panorama
Panorama Papst Leo XIV.: Kapitalismuskritik bei der Amtseinführung
19.05.2025

Papst Leo nutzt seine erste große Bühne für klare Worte. Zwischen Applaus und Kritik: Was bedeutet seine Kapitalismus-Kritik für die...