„Die Renten sind sicher“, versprach 1986 der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm. Doch angesichts der aktuellen demografischen Entwicklung ist der zum Markenzeichen avancierte Slogan des Dauerministers unter Helmut Kohl heute nicht mehr viel wert. Im Gegenteil: Oben breit, unten schmal, die auf dem Kopf stehende hiesige Alterspyramide macht sofort deutlich, dass sich die Altersstruktur der Deutschen in den vergangenen 50 Jahren grundlegend verändert hat: Immer mehr Rentnern stehen immer weniger Beitragszahler gegenüber. Wer als Privatanleger auf der sicheren Seite sein will, muss daher selbst vorsorgen, etwa durch Investitionen in Demografie-Fonds.
Wenn die Baby-Boomer in Rente gehen
Der Hauptgrund für diese Entwicklung sind die geburtenstarken Jahrgänge der sogenannten Babyboomer, die zwischen 1955 und 1970 geboren wurden. Sie stellen mittlerweile eine der größten Altersgruppen in Deutschland dar und stehen nun an der Schwelle zum Ruhestand. Gleichzeitig können die aktuellen Geburten- und Zuwanderungsraten das Defizit gegenüber den Sterbefällen nicht ausgleichen – unsere Gesellschaft vergreist.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wird die Zahl der Menschen im Rentenalter (67 Jahre und älter) in Deutschland bis Mitte der 2030er Jahre von derzeit 16,4 Millionen auf 20 Millionen ansteigen. Und laut den Vereinten Nationen (UN) sind derzeit weltweit fast 700 Millionen Menschen 65 Jahre und älter. Bis 2050 soll sich diese Zahl mehr als verdoppeln.
Die Silver Economy boomt
Der demografische Wandel betrifft weite Teile der großen Industrienationen. Damit rückt auch der immer größer werdende, finanzstarke Anteil der älteren Generation in den Fokus der Wirtschaft. Das Angebot dieser Silver Economy umfasst dabei Produkte und Dienstleistungen, die speziell auf ältere Menschen zugeschnitten sind, etwa in der Gesundheits- und Altersvorsorge, aber auch bei zyklischen und technologischen Konsumgütern. Privatanlegern wiederum bietet dieser Trend die Chance, über Demografie-Fonds in Unternehmen zu investieren, die sich auf den demografischen Wandel einstellen.
Demografiefonds - Was ist das?
Demografie-Fonds sind Investmentfonds, die gezielt in Unternehmen und Branchen investieren, die vom demografischen Wandel profitieren. Dabei kann es sich sowohl um aktiv gemanagte Fonds als auch um börsengehandelte Indexfonds (ETFs) handeln. Hauptmerkmal dieser Fonds ist, dass sie in Branchen investieren, die von der Alterung der Bevölkerung bzw. der Veränderung der Altersstruktur profitieren. Entsprechende Produkte sind daher stets über mehrere Sektoren wie Gesundheit, Finanzen, Konsumgüter und Versicherungen diversifiziert. Da es sich beim demografischen Wandel um einen Megatrend handelt, der sich in den kommenden Jahren noch verstärken wird, sind Demografie-Fonds langfristig ausgerichtet und zielen darauf ab, dauerhaft stabile Renditen zu erwirtschaften.
Der LO Funds - Golden Age (EUR) HPD
Der LO Funds - Golden Age (EUR) HPD (ISIN: LU0161987739) gilt als Pionier unter den Silver Economy Fonds. Bereits 1999 legte die Schweizer Bankengruppe Lombard Odier diesen aktiv gemanagten Fonds über ihre luxemburgische Investmentgesellschaft Lombard Odier Funds auf. Der auf die Alterung der Gesellschaft fokussierte Fonds mit einem Volumen von aktuell 401 Millionen Euro investiert weltweit in Unternehmen aus den Sektoren Finanzen, Gesundheit und zyklische Konsumgüter.
Zu den drei Top-Holdings im Portfolio zählen IQVIA Holdings, ein US-Unternehmen für klinische Forschung und Analytik (3,20 Prozent), der US-Pharmakonzern Merck & Co ebenfalls mit 3,20 Prozent sowie der kanadische Versicherungsdienstleister Manulife Financial (3,10 Prozent). Der US-Fokus in der Portfoliostruktur spiegelt sich auch in der Ländergewichtung wider, in der die USA mit 56,60 Prozent den größten Anteil ausmachen. Die TER (Total Expense Ratio) lag Ende September 2023 bei 1,85 Prozent.
Der Fidelity Demografie-Fonds Konservativ A Fonds
Der aktiv gemanagte Demografie-Fonds Konservativ A Fonds von Fidelity (ISIN: DE000A0RHF92) verfolgt das Anlageziel, langfristig ein besseres Anlageergebnis zu erzielen als liquide Mittel. Dabei strebt das Fondsmanagement ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Profil unter Berücksichtigung sozial- und umweltverträglicher Anlagekriterien (ESG-Kriterien) an. Der 2009 aufgelegte Fonds mit einer Gesamtkostenquote von 0,89 Prozent ist mit einem Volumen von derzeit 562 Millionen Euro in vier Anlageklassen investiert: Anleihen (83 Prozent), Investmentfonds (13 Prozent), Bankguthaben (drei Prozent) und Schuldscheindarlehen (ein Prozent).
Zu den Top-Holdings bei den Investmentfonds zählen der Fidelity FIRST Developed Wld I-Acc-EUR mit 5,94 Prozent sowie der Fidelity International Y-Dis-EUR mit 5,92 Prozent. Beide Fonds sind wiederum in Branchen der Silver Economy wie Pharmaindustrie, medizinische Diagnostik und Versorger angelegt. Dabei hat das Fondsmanagement jedoch nicht nur in Unternehmen im Blick, die direkt vom demografischen Wandel profitieren, sondern auch Titel, die beispielsweise von der wachsenden Mittelschicht und der steigenden Weltbevölkerung partizipieren.
Der CPR Silver Age P Fund
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der CPR Silver Age P Fund (ISIN: FR0010836163). Auffallend an dem 2009 von der französischen Fondsgesellschaft CPR Asset Management aufgelegten Fonds ist seine offensichtliche Beliebtheit bei den Anlegern. Das zeigt das Fondsvolumen von derzeit 1,26 Milliarden Euro.
Auch das Management des CPR Silver Age setzt auf Unternehmen, die direkt oder indirekt vom demografischen Wandel profitieren. Zu den größten Positionen zählen denn auch das schwedisch-britische Pharmaunternehmen Astrazeneca (4,42 Prozent), der französische Versicherer AXA (4,12 Prozent) und die deutsche Allianz mit 3,92 Prozent. Die TER des CPR Silver Age P Fund ist mit 1,62 Prozent im Vergleich zu ähnlichen Demografie-Fonds nicht gerade günstig. Dies dürfte jedoch die Fondsperformance von 51,45 Prozent seit 2014 ausgleichen.
Demografie-Fonds: Gute Alternative zur Depotbeimischung
Vor allem in den letzten Jahren haben Demografie-Fonds deutlich mehr Anlegergelder angezogen, nicht zuletzt aufgrund fehlender Anlagemöglichkeiten im Niedrigzinsumfeld. Zudem hat sich der Investmentansatz des demografischen Wandels bereits in einer Reihe von Finanzprodukten erfolgreich etabliert, etwa in Themenfonds für Gesundheit und Altersvorsorge. Für Privatanleger sind Demografie-Fonds daher eine gute Alternative als Beimischung im Depot. Und wer weiß? Vielleicht behält Norbert Blüm im Nachhinein doch Recht und die Renten sind wieder sicher. Bis es aber so weit ist, empfiehlt sich eine gezielte private Vorsorge.