Unternehmen

Chancenkarte soll mehr Ausländer auf Arbeitsmarkt bringen

Lesezeit: 2 min
31.05.2024 07:02
Die Chancenkarte für mehr Erwerbsmigration startet. Die Arbeitskräfte-Lücke in Deutschland droht um Millionen offene Stellen zu wachsen. Bei der Erwerbsmigration im Land will die Regierung deshalb Tempo machen – zum 1. Juni zündet die nächste Stufe.
Chancenkarte soll mehr Ausländer auf Arbeitsmarkt bringen
Deutschland will mehr ausländische Fachkräfte für sich begeistern. (Foto: dpa)
Foto: Britta Pedersen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mit der Chancenkarte tritt der dritte Teil des reformierten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes in Kraft, das die Ampel-Koalition im vergangenen Jahr beschlossen hatte. Die Chancenkarte richtet sich an Menschen, die nicht aus der Europäischen Union stammen. Das Instrument soll den Zuzug von qualifizierten Arbeitskräften nach Deutschland erleichtern. Ein Vertrag mit einem Arbeitgeber in Deutschland ist keine Voraussetzung.

Wie funktioniert die Chancenkarte?

Grundvoraussetzung ist aber eine mindestens zweijährige Berufsausbildung oder ein Hochschulabschluss im Herkunftsland sowie Sprachkenntnisse in Deutsch oder Englisch. Je nach Sprachkenntnis, Berufserfahrung, Alter und Deutschlandbezug bekommen Interessierte Punkte, die sie zum Erhalt der Chancenkarte berechtigen. Auch für Qualifikationen in Engpassberufen gibt es Punkte. Mit der Karte können Nicht-EU-Ausländer dann nach Deutschland kommen und haben dann ein Jahr lang Zeit, sich einen festen Job zu suchen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine einmalige Verlängerung um zwei Jahre möglich.

Die Grünen-Innenpolitikerin Misbah Khan sagte: „Angesichts des eklatanten Arbeitskräftemangels von über 400 000 Menschen pro Jahr, ist die Chancenkarte in erster Linie eine Chance für Deutschland.“ Es liege nun an Deutschland als Gesellschaft und Wirtschaftsstandort, die neuen gesetzlichen Änderungen mit Leben zu füllen und als Einwanderungsland noch attraktiver zu werden.

Ausgeweitet werden ab dem 1. Juni außerdem die Möglichkeiten für Arbeitskräfte aus den Westbalkanstaaten, für einen Job nach Deutschland zu kommen. Davon können auch Ungelernte profitieren. Allerdings muss, wer über die sogenannte Westbalkanregelung einreisen will, vorab einen Arbeitsvertrag nachweisen.

Wie viele Fachkräfte fehlen in Deutschland?

Sieben Millionen Fachkräfte müssten wegen des Älterwerdens der Gesellschaft bis 2035 ersetzt werden, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) neulich bei einem Fachkräftekongress der Regierung unter Berufung auf das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Besonders gravierend ist der Mangel beispielsweise in der Pflege und der Gastronomie. IT-Fachleute fehlen in vielen Unternehmen und auch in den Behörden. Wegen des mageren Verlaufs der Konjunktur waren bei der Bundesagentur für Arbeit im März zwar nur noch 707.000 offene Stellen gemeldet, 70.000 weniger als vor einem Jahr.

Doch längerfristig erwartet Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), dass wohl immer mehr Stellen und Ausbildungsplätze zunächst offen bleiben. Diese besetzen zu können, entscheide perspektivisch darüber, „ob Deutschland wächst und der Wohlstand im Lande sich mehren kann beziehungsweise erhalten wird“. Heute hat rund ein Viertel aller Erwerbstätigen einen Migrationshintergrund – ein überdurchschnittlich hoher Anteil etwa in Reinigungsberufen und der Gastronomie.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Verschärfte Grenzkontrollen kosten die deutsche Wirtschaft Milliarden
28.09.2024

Die aktuell eingeführten verschärften Grenzkontrollen können, auch wenn sie temporär sind, der deutschen Wirtschaft massiv schaden, so...

DWN
Panorama
Panorama Experten: Klimawandel ist große Gesundheitsgefahr
28.09.2024

Beim 14. Extremwetterkongress in Hamburg warnten Experten vor den Folgen des Klimawandels. 2023 war das bisher wärmste Jahr, und 2024...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmer-Initiative: Deutschland schmiert ab, wir müssen handeln!
27.09.2024

Deutschlands Unternehmer haben die Nase voll, vom Stillstand, vom Niedergang. Sie wollen von der Politik nicht noch tiefer in die Krise...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstunden abgelten: Was ist im Arbeitsvertrag zulässig, was nicht? – Fachanwalt Jens Usebach klärt auf
27.09.2024

Die Abgeltung von Überstunden ist ein häufiges Streitfeld zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) regelt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autokrise erwischt Scheinwerfer-Hersteller Hella - Aktie unter Druck
27.09.2024

Die schwierige Lage der Autoindustrie kommt auch bei Scheinwerfer-Hersteller Hella an. Seit Mitte des Jahres verschlechterten sich die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nato: Lukaschenko droht mit Atomwaffen und drittem Weltkrieg
27.09.2024

Der Machthaber der Ex-Sowjetrepublik Belarus, Alexander Lukaschenko, hat der Nato Angriffspläne auf sein Land unterstellt und mit dem...

DWN
Politik
Politik Hendrik Streeck: Corona-Doktor will für die CDU in den Bundestag
27.09.2024

Die Pandemie hat Biografien verändert. Auch die des Virologen Streeck, der nicht immer unumstritten war. Nun hat er ein Buch geschrieben -...

DWN
Politik
Politik Migration und Zuwanderung: Asyl-Rekordhoch in Deutschland
27.09.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...