Wirtschaft

Schluss mit Nebenkosten-TV: Was Mieter jetzt wissen müssen!

In den kommenden Monaten könnten viele Mieter beim Einschalten ihres Fernsehers eine schwarze Mattscheibe sehen. Der Grund: Ihr bisheriger TV-Vertrag ist ausgelaufen.
07.06.2024 14:03
Lesezeit: 2 min

Die Frist für eine gesetzliche Regelung, nach der Mieter TV-Gebühren über die Nebenkosten abrechnen konnten, läuft bald aus. Millionen von Mietern in Deutschland müssen sich nun beeilen, um neue Verträge abzuschließen und weiterhin fernsehen zu können. Hier ein Überblick über die anstehenden Änderungen.

Was war das „Nebenkostenprivileg“?

Seit rund vierzig Jahren ermöglichte das „Nebenkostenprivileg“ den Mietern, die Kosten für Kabelfernsehen über die Betriebskostenabrechnung zu begleichen. Dies war bequem, da sich die Mieter nicht selbst darum kümmern mussten und die Kosten dank Sammelverträgen der Vermieter niedrig waren. Allerdings waren nicht alle Mieter zufrieden, da einige lieber auf die Kabelgebühren verzichtet hätten.

Die neuen Änderungen

Ab Juli dürfen Vermieter die TV-Kosten nicht mehr über die Nebenkosten abrechnen. Mieter müssen nun eigene Verträge abschließen, um weiterhin fernsehen zu können. Alternativen zu den klassischen Kabelanbietern Vodafone und Tele Columbus umfassen Online-Dienste wie Magenta TV von der Deutschen Telekom, Waipu und Zattoo, sowie Antennen-Fernsehen und Satellitenschüsseln, sofern der Vermieter diese erlaubt. Vodafone bietet außerdem ein neues Vertragsmodell an, bei dem Mieter optional teilnehmen können. Die Kosten sind jedoch separat von der Miete zu tragen.

Droht ein schwarzer Bildschirm bei Ignorieren der Frist?

Teilweise. Laut Vodafone wird das Fernsehsignal nicht sofort abgeschaltet, wenn der Sammelvertrag des Vermieters endet. Allerdings erhöhen die Anbieter den Druck, indem sie die Mieter mehrfach über die Änderungen informieren. „Wir tun alles, um Mieter über die bevorstehende gesetzliche Änderung zu informieren und werden sie auch mehrfach kontaktieren“, sagt Marcel de Groot, Deutschlandchef von Vodafone. Tele Columbus mit der Marke Pÿur verfolgt eine ähnliche Strategie.

Wie viele Mieter haben noch keine Entscheidung getroffen?

Rund 12 Millionen Mieter waren vom „Nebenkostenprivileg“ betroffen. Viele Vermieter haben ihre Sammelverträge bereits gekündigt und die Mieter informiert. Laut einer Yougov-Umfrage im Auftrag von Check24 haben sich 30 Prozent der Mieter noch nicht entschieden, wie sie künftig fernsehen wollen. Diese Umfrage stammt von Ende April.

Auswirkungen auf die Unternehmen

Der Wettbewerb um TV-Kunden ist entbrannt. Die Deutsche Telekom, Waipu und Zattoo sehen nun bessere Chancen, da das „Nebenkostenprivileg“ entfällt. Vodafone verzeichnete im ersten Quartal 2024 einen Rückgang der TV-Kunden um 650.000 auf 11,8 Millionen. Etwa zwei Drittel davon sind Mieter, die vom „Nebenkostenprivileg“ betroffen waren. Vodafone und Tele Columbus versuchen, neue Verträge zu vermitteln und gleichzeitig Internetverträge anzubieten, die für Verbraucher günstiger sind als separate Buchungen von Kabel-TV und Internet.

Gewinner der neuen Regelung

Die Deutsche Telekom zählt zu den Gewinnern der neuen Regelung, auch wenn die Zugewinne bisher moderat sind. Im ersten Quartal 2024 verzeichnete der Konzern bei Magenta TV einen Anstieg um 126.000 Kunden auf 4,4 Millionen. Dennoch weist Telekom-Finanzchef Christian Illek auf den Trend der „Cord-Cutter“ hin, also Personen, die komplett auf traditionelles Fernsehen verzichten und nur noch Streaming-Dienste nutzen.

Steigen die Kosten für Mieter?

Vermutlich ja, aber nur geringfügig. Bei Vodafone lagen die monatlichen Kosten zwischen sieben und neun Euro, künftig sind es etwa acht bis zehn Euro, sofern ein Rahmenvertrag genutzt wird. Ohne Rahmenvertrag könnten die Kosten auf etwa 13 Euro steigen. Streaming-Anbieter wie Zattoo und Waipu bieten Tarife ab 6,49 Euro bzw. 7,49 Euro an, wobei ein separater Internetvertrag notwendig ist. Bei Magenta TV ist dieser Internetvertrag bereits integriert.

Meinung der Verbraucherschützer

Verbraucherschützer begrüßen das Ende des „Nebenkostenprivilegs“, da Mieter dadurch mehr Wahlfreiheit haben. Allerdings warnen sie vor unseriösen Vertriebspraktiken. „Manchmal wird vorgegaukelt, der Mieter müsse schnell einen Vertrag unterschreiben, sonst falle Fernsehen und Internet weg. Dabei kann man sich erst informieren und später entscheiden“, sagt Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale NRW. Beschwerden über solche Haustürgeschäfte sind keine Seltenheit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...