Wirtschaft

Geplante EU-Zölle für chinesische Autos: Meinungen unter Ökonomen geteilt

Deutsche Volkswirte sind uneinig über geplante EU-Zölle für chinesische Autos. Eine Umfrage des ifo-Instituts zeigt, dass Meinungen über Ausgleichszölle und die wirtschaftliche Abhängigkeit von China stark variieren.
03.07.2024 11:41
Lesezeit: 2 min

Deutsche Volkswirte sind gespalten bezüglich der geplanten EU-Zölle für Autos aus China. Das ergab eine Umfrage des Münchener ifo-Instituts. Ein Drittel der Teilnehmenden des ifo-Ökonomenpanels hält die geplanten Ausgleichszölle der EU für angemessen, um den Subventionen der chinesischen Regierung entgegenzuwirken.

Elf Prozent der Teilnehmenden bevorzugen niedrigere Ausgleichszölle, sechs Prozent höhere. Gleichzeitig sind ein Drittel der Professorinnen und Professoren der Meinung, dass keine Ausgleichszölle angebracht wären. Sie verweisen auf das Risiko eines drohenden Handelskriegs und argumentieren, dass Zölle die Dominanz chinesischer E-Autos nicht mindern und die europäischen Hersteller ineffizienter machen würden.

„Der Umgang mit China ist herausfordernd. Geopolitische Risiken, Antworten auf Chinas Wirtschafts- und Exportstrategie und das Aufrechterhalten des Freihandels müssen miteinander abgewogen werden“, sagt Niklas Potrafke, Leiter des ifo-Zentrums für öffentliche Finanzen.

EU-Subventionen und Abhängigkeit

34 Prozent der Teilnehmenden befürworten EU-Subventionen in Zukunftsindustrien, um die Abhängigkeit von China zu verringern, während 53 Prozent dies ablehnen.

Die Volksrepublik China wird gleichzeitig als Partner, wirtschaftlicher Konkurrent, systemischer Rivale und geopolitischer Widersacher betrachtet. 65 Prozent der Teilnehmenden sehen China als Partner, 59 Prozent als wirtschaftlichen Konkurrenten und systemischen Rivalen und 51 Prozent als geopolitischen Widersacher.

Europas Abhängigkeit von China

Bei der ifo-Umfrage empfanden 88 Prozent der Befragten die Abhängigkeit des deutschen Außenhandels von China als hoch oder sehr hoch. Umgekehrt sehen nur 13 Prozent eine hohe oder sehr hohe Abhängigkeit Chinas von Deutschland.

Die Abhängigkeit der EU von China wird von 63 Prozent als hoch oder sehr hoch eingeschätzt, während 29 Prozent der Meinung sind, dass China stark von der EU abhängig ist.

72 Prozent der Befragten sehen ein hohes oder sehr hohes Risiko, dass die chinesische Regierung die wirtschaftliche Abhängigkeit in den nächsten fünf Jahren nutzen könnte, um außenpolitische Ziele gegenüber Deutschland durchzusetzen. In den nächsten zehn Jahren steigt dieses Risiko auf 80 Prozent.

69 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Strategie des „De-Risking“ aus, also die verstärkte Suche nach alternativen Bezugsquellen und Märkten außerhalb Chinas. Nur sieben Prozent befürworten eine vollständige wirtschaftliche Entkopplung, während 15 Prozent keine Einschränkungen in unternehmerischen Entscheidungen für sinnvoll halten. Lediglich zwei Prozent plädieren für einen intensiveren Handel mit China. An der ifo-Umfrage haben 162 Professorinnen und Professoren teilgenommen.

China-Strategie der Bundesregierung

Die deutsche Regierung verfolgt eine China-Strategie, die das Land als Partner, Wettbewerber und systemischen Rivalen anerkennt. Ziele sind die Verbesserung der Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen, der Abbau von Abhängigkeiten durch „De-Risking“ und die Diversifizierung der Wirtschaftsbeziehungen. Eine verstärkte Zusammenarbeit bei globalen Herausforderungen wie Klima- und Gesundheitspolitik wird ebenfalls angestrebt.

Menschenrechte und fairer Wettbewerb sollen gleichzeitig zentrale Themen bleiben. Die Umsetzung erfolgt in enger Abstimmung mit der EU und Ressorts der Bundesregierung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...