Finanzen

Bargeldzahlungen sind rückläufig – was bedeutet das?

Die Deutschen lieben immer noch ihr Bargeld, dennoch ist das bargeldlose Zahlen mit der Karte oder auch dem Smartphone auf dem Vormarsch. Nur noch eine knappe Mehrheit der Verbraucher zahlt an der Kasse in bar, wie die Bundesbank nun in einer aktuellen Studie feststellte. Obwohl das bargeldlose Zahlen in Deutschland beliebter wird, wünschen sich die Verbraucher trotzdem, dass sie auch in Zukunft die Wahlmöglichkeit haben.
10.07.2024 13:07
Lesezeit: 3 min
Bargeldzahlungen sind rückläufig – was bedeutet das?
Laut einer Studie der Bundesbank schätzen 63 Prozent der befragten Verbraucher Bargeld besonders wegen der Anonymität, die es bietet und dadurch den Schutz ihrer Privatsphäre erhöht. (Foto: iStock.com, Christian Horz) Foto: Christian Horz

Alternative Bezahlmethoden gewinnen bereits seit Jahren an Bedeutung. Zwar ist der Rückgang des Barzahlens nicht mehr so stark ausgeprägt wie in der Corona-Pandemie, der Anteil der Barzahlungen sinkt aber jetzt schneller als in den Vorjahren. Wurden im Jahr 2021 noch 58 Prozent aller Zahlvorgänge bar getätigt, sind es im vergangenen Herbst nur noch 51 Prozent gewesen, so die Studie. In den Vorjahren war der Bargeldanteil jeweils nur um einen Prozentpunkt pro Jahr rückläufig.

Bankkarten bei den digitalen Bezahlmethoden vorn

Bei den bargeldlosen Alternativen ist insbesondere das Bezahlen mit der Debit- oder Bankkarte am beliebtesten, gefolgt vom Bezahlen per Smartphone. Obwohl das Barzahlen anteilig noch leicht dominiert, verhält es sich bei der Umsatzbetrachtung genau umgekehrt. Bar werden in erster Linie kleine Summen für alltägliche Einkäufe beglichen, größere Beträge bezahlen die Verbraucher eher mit der Karte und auch per Banküberweisung.

Bei der Umsatzbetrachtung liegt die Kartenzahlung mit 32 Prozent vorne, gefolgt vom Bargeld mit 26 Prozent. Erst danach folgen Überweisungen und Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna. Durch die Corona-Pandemie sind sowohl Internethandel als auch Zahlungen über das Internet deutlich angestiegen, dabei hat insbesondere Paypal als Zahlungsdienstleister deutlich zugelegt. Auch mobile Zahlverfahren über das Handy haben sich in den letzten zwei Jahren verdreifacht, sie sind jedoch immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau.

Anonymes Bezahlen wird von deutschen Verbrauchern geschätzt

Deutschland, sowie auch Österreich und Italien gehören in Europa noch immer zu den Spitzenreitern bei den Barzahlungen. Im Gegensatz dazu haben sich in den skandinavischen Ländern bargeldlose Transaktionen durchgesetzt. Die Schweden wickeln nur noch 8 bis 9 Prozent mit Bargeld ab, bei den Norwegern sind es sogar nur noch ca. 3 Prozent der Transaktionen.

Laut der Bundesbankstudie schätzen 63 Prozent der befragten Verbraucher das Bargeld insbesondere wegen seiner Anonymität, durch die die eigene Privatsphäre besser geschützt sei.

Die Hälfte aller Bargeldfreunde gibt weiterhin an, dass beim Barzahlen der Zahlungsvorgang sofort erledigt sei und hinterher keine Überprüfung mehr stattfinden muss. Die Mehrheit der Verbraucher will auch in Zukunft Barzahlungen nutzen. Zwar stellt auch der Einzelhandelsverband HDE fest, dass das Zahlen nun digitaler wird, er betont jedoch auch, dass den Kunden beide Alternativen zur Verfügung gestellt werden müssen.

Auch kleine Beträge werden digital bezahlt

Generell lässt sich jedoch sagen, dass zunehmend auch kleinere Beträge bargeldlos beglichen werden, zumeist mit Karte. Innerhalb eines Jahres sank deshalb der Durchschnittsbetrag, der mit Girokarten beglichen wurde, von 42,34 Euro auf 40,69 Euro. Im Jahr 2023 lagen die Gesamtumsätze, die mit einer Girocard getätigt wurden, mit 304 Mrd. Euro um 7,1 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum 2022.

Kontaktloses Bezahlen auf dem Vormarsch

Kontaktloses Bezahlen ist sowohl mit Girocards als auch Kreditkarten möglich, wenn diese einen NFC-Chip besitzen. Zusätzlich kann auch mit einem Smartphone oder einer Smartwatch, die Apple Pay oder Google Pay nutzen, oder mit Banken-Apps kontaktlos Geld übertragen werden. Dabei werden sie Daten bei der Bezahlung über eine Verschlüsselung mit dem Zahlterminal an der Kasse ausgetauscht. Bei kleinen Beträgen ist zudem nicht einmal mehr die Eingabe einer PIN notwendig.

Wie der Digitalverband Bitkom angab, haben nach einer Umfrage im vergangenen Jahr 6 von 10 Verbrauchern in Deutschland mindestens einmal mit dem Handy oder einer Smartwatch an der Kasse bezahlt. Aus der Umfrage ging auch hervor, dass die Verbraucher Wert darauf legen, auch bargeldlose Transaktionen durchführen zu können, obwohl sie auch weiterhin Bargeld nutzen möchten.

Auch die fast 100 Millionen Girocards, die Banken und Sparkassen ihren Kunden zur Verfügung stellen, sind zu einem großen Teil mit einer Kontaktlosfunktion ausgestattet. Immer mehr Kunden zahlen an den Kassen jetzt auch durch Vorhalten der Karte. So legte im vergangenen Jahr der Anteil an Kontaktloszahlungen mit der Girokarte von bereits 79 Prozent auf fast 84 Prozent zu. Mittlerweile ist das kontaktlose Bezahlen nach einer Einschätzung von EURO Kartensysteme an praktisch allen der über 1,1 Millionen Bezahlterminals im Handel möglich.

Digitale Bezahlarten entwickeln sich

Inzwischen wird an weiteren Anwendungen für die Bezahlkarten gearbeitet. So soll es z. B. möglich sein, dass beim Bezahlen mit einer digitalen Girocard über das Smartphone der Kunde direkt seinen Altersnachweis mitliefern kann, um z. B. Zigaretten zu kaufen. Ab 2025 sollen ferner Sparkassenkunden beim bargeldlosen Bezahlen mit ihrer Girocard automatisch Payback-Bonuspunkte sammeln können.

Die Girocard spielt für den Handel eine wichtige Rolle und muss laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) über alle Kanäle funktionieren. Hier sei noch Nachholbedarf. Die Girocard ist für den Handel eine preiswerte Lösung, denn Kreditkarten internationaler Anbieter verursachen deutlich höhere Transaktionskosten. Deshalb akzeptieren zunehmend kleinere Geschäfte oder Branchen mit geringen Margen auch nur noch Girokarten für die Kartenzahlung.

Bargeld bleibt – und der digitale Euro soll kommen

Auch wenn der Anteil der Barzahlungen in Deutschland sinkt, ist eine Abschaffung des Bargeldes in absehbarer Zukunft sehr unwahrscheinlich, nach Einschätzung der Verbraucherzentrale. Die Bundesbank beschäftigt sich im Rahmen eines „Nationalen Bargeldforums“ mit der Zukunft des Bargeldes und die EU-Kommission setzt sich für eine Stärkung des Bargeldes als gesetzliches Zahlungsmittel ein. Auch Vorbereitungen für die Einführung eines digitalen Euros laufen bei der Europäischen Zentralbank. Dieser soll aber erst in einigen Jahren eingeführt werden und dann eine bessere Anonymität bieten als die derzeitigen digitalen Bezahldienste. Bargeld und diverse digitale Zahlverfahren sollen so nebeneinander existieren in Zukunft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...