Politik

Trump-Attentat: Schüsse bei Wahlkampfauftritt und die Sorge vor einer Gewaltspirale

Lesezeit: 4 min
14.07.2024 20:00  Aktualisiert: 14.07.2024 20:35
Wahlkampfauftritt von Donald Trump in Pennsylvania. Plötzlich fallen Schüsse, am Ohr des Ex-Präsidenten ist Blut, ein Attentat! Die Ereignisse überschlagen sich. Was bisher bekannt ist.

Mehr zum Thema:  
Wahlen > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Wahlen  
USA  

Ein Attentat auf den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat weltweit großes Entsetzen ausgelöst und schürt mitten im Wahlkampf Ängste vor einer politischen Gewaltspirale in den USA. Während eines Wahlkampfauftritts in Pennsylvania wurde auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump ein Attentat verübt. Der 78-jährige Präsidentschaftsbewerber wurde dabei am Ohr verletzt. Das Attentat löste weltweit Entsetzen aus.

Der Schütze sei von Sicherheitskräften getötet worden, teilte der für den Schutz des Ex-Präsidenten zuständige Secret Service mit. Bei dem Angriff sei ein Zuschauer gestorben, zwei weitere seien verletzt worden und befänden sich in einem kritischen Zustand. Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei in Pennsylvania um erwachsene Männer.

Die Bundespolizei FBI identifizierte den Schützen übereinstimmenden Medienberichten zufolge wenig später. Es handele sich um einen 20 Jahre alten Mann, Thomas Matthew Crooks, aus der Nähe von Pittsburgh in Pennsylvania, berichteten CNN, die "New York Times" und andere unter Berufung auf das FBI. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Zu Erkenntnissen über das Motiv gibt es keine Informationen. Viele Fragen sind offen.

Blutendes Ohr und erhobene Faust

Trump hatte gegen 18.00 Uhr (Ortszeit) eine Bühne in der Kleinstadt Butler betreten, um dort vor Anhängern zu sprechen. Er hatte gerade erst begonnen, als mehrere Schüsse zu hören waren. Menschen schrien.

Trump fasste sich daraufhin ans Ohr und duckte sich zu Boden. Sicherheitspersonal rannte zu ihm und schirmte ihn ab. Gestützt von Secret-Service-Agenten verließ er mit einem blutenden Ohr die Bühne. Dabei reckte er seine Faust kämpferisch in die Luft.

Der Secret Service teilte mit, der Schütze habe von einer "erhöhten Position" außerhalb des Veranstaltungsortes Schüsse abgegeben. Ein Augenzeuge sagte einem TV-Sender, dass Zuschauer kurz vorher einen bewaffneten Mann gesehen hätten, der auf dem Dach eines Hauses gelegen habe. US-Medien zufolge fanden Ermittler ein Sturmgewehr - und später auch Sprengstoff im Auto und Haus des getöteten Verdächtigen.

Panik im Publikum

Im Publikum brach nach dem Vorfall Panik aus. Der Veranstaltungsort wurde evakuiert. Trump wurde medizinisch untersucht. Er sei von einer Kugel am rechten Ohr getroffen worden, schrieb der Republikaner später auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. Medienberichten zufolge konnte Trump schon kurze Zeit das Krankenhaus verlassen. Noch am Abend reiste er aus Butler ab.

Die frühere First Lady Melania Trump bezeichnete den Täter als "Monster". Er habe die Menschlichkeit und die Leidenschaft ihres Mannes ausradieren wollen, schrieb sie in einer auf der Plattform X veröffentlichten Stellungnahme. Sie rief die Amerikaner darin zur Versöhnung auf. Melania Trump hatte sich zuletzt fast nie öffentlich geäußert und ist bislang im Wahlkampf ihres Mannes so gut wie gar nicht in Erscheinung getreten.

Versuchtes Attentat mitten im Wahlkampf

Trump tritt für die Republikaner bei der Präsidentenwahl am 5. November an und will den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden herausfordern, der sich um eine zweite Amtszeit bewirbt. Am Montag beginnt in Milwaukee der Parteitag der Republikaner, bei dem Trump offiziell zum Kandidaten seiner Partei für die Wahl gekürt werden soll. Die Republikaner wollen den Nominierungsparteitag trotz des Vorfalls wie geplant abhalten.

Biden verurteilte den Angriff auf Trump scharf. "Ich bin dankbar zu hören, dass er in Sicherheit ist und es ihm gut geht", teilte der Präsident unmittelbar nach dem Vorfall in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Er bete für ihn und Trumps Familie und für alle, die auf der Kundgebung gewesen seien. Diese Art von Gewalt habe in Amerika keinen Platz.

Später trat Biden in Rehoboth Beach im Bundesstaat Delaware, wo der Demokrat eigentlich das ganze Wochenende aufhalten wollte, vor die Kameras. "Das ist krank, das ist krank", sagte er dort zu dem Vorfall. Nach Angaben des Weißen Haus telefonierten Biden und Trump noch am Abend miteinander. Biden brach seinen Aufenthalt in Delaware wegen der Attacke außerdem vorzeitig ab und kehrte früher als geplant ins Weiße Haus zurück.

Sorge vor Gewaltspirale

US-Vizepräsidentin Kamala Harris warnte nach dem Angriff vor einer Eskalation der Gewalt in den USA. "Wir alle müssen diese abscheuliche Tat verurteilen und unseren Teil dazu beitragen, dass sie nicht zu weiterer Gewalt führt", mahnte die Demokratin auf X.

Etliche hochrangige Vertreter beider Parteien verurteilten den Angriff, darunter Ex-Präsident Barack Obama, die demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi, der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, und viele mehr.

Entsetzen weltweit

Auch international wurde der Vorfall mit Bestürzung aufgenommen. EU-Chefdiplomat Josep Borrell schrieb, er sei schockiert über die Nachricht. "Wieder einmal erleben wir inakzeptable Gewalttaten gegen Politiker. "EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X, sie wünsche Trump eine schnelle Genesung und spreche der Familie des unschuldigen Todesopfers ihr Beileid aus. "Politische Gewalt hat keinen Platz in einer Demokratie."

Bundeskanzler Olaf Scholz nannte den Anschlag auf Trump bei X "verabscheuungswürdig." Er erklärte: "Solche Gewalttaten bedrohen die Demokratie." Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den Angriff auf X "Tragödie für unsere Demokratien".

Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich erschüttert. UN-Generalsekretär António Guterres ließ über einen Sprecher ausrichten, er sende Trump die besten Wünsche für eine schnelle Genesung.

Stimmung in den USA aufgeheizt

In den USA ist die politische Stimmung seit Jahren aufgeheizt. Das US-Justizministerium beklagte zu Jahresbeginn einen "zutiefst beunruhigenden Anstieg der Drohungen" gegen Amtsträger und demokratische Institutionen im Land. Nach der Wahl 2020 gipfelten die Verwerfungen im Land in einer gewaltsamen Attacke auf das US-Kapitol. Damals hatte Trump seine Wahlniederlage gegen Biden nicht akzeptiert und seine Unterstützer über Monate mit Wahlbetrugsbehauptungen aufgehetzt.


Mehr zum Thema:  
Wahlen > USA >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Industrien retten: Hubertus Heils Strategien gegen Konjunkturkrise und Arbeitsplatzverlust
23.12.2024

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in der aktuellen Konjunkturkrise eine massive Gefahr für die industrielle Basis...

DWN
Panorama
Panorama Überraschender Kulturwandel: Liebe zum Bargeld schwindet immer mehr
23.12.2024

Es gleicht einem Erdbeben. Aber auch die Deutschen scheinen die Vorzüge von Plastikkarten beim Zahlen und einlaufen zu schätzen. das...

DWN
Finanzen
Finanzen Antizyklisches Investieren: Lässt sich damit der Markt schlagen?
23.12.2024

Wer antizyklisch investiert, macht das Gegenteil dessen, was die meisten Anleger tun. Ist dabei eine höhere Rendite zu erwarten als bei...

DWN
Politik
Politik Und noch ein europäischer Alleingang: Fico zu Gesprächen mit Putin im Kreml
23.12.2024

Der slowakische Regierungschef Fico zeigt mit einem Überraschungsbesuch im Kreml, dass die EU-Front gegen Russlands Präsidenten Putin...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...