Die Deutsche Bahn beginnt kurz nach der Fußball-Europameisterschaft mit ihrem umfangreichsten Infrastruktursanierungsprogramm seit vielen Jahren. Und das scheint dringend notwendig, denn während des sportlichen Großevents wirkte die Deutsche Bahn teilweise überfordert - wegen der Verspätung eines ICE musste beispielsweise die niederländische Fußball-Nationalmannschaft ihr Transportmittel kurzfristig ändern und die Anreise zum Spielort umplanen. Aufgrund dieser Verspätung fiel die Pressekonferenz mit Trainer Ronald Koeman aus.
41 Generalsanierungen bis 2031 geplant
Das soll so schnell nicht wieder passieren, die Bahn muss ihr Image dringend aufpolieren - und steckt nun Milliarden in die Sanierung. Den Auftakt macht die monatelange Sperrung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim ab Montagabend um 23:00 Uhr. Dies ist nur eine von insgesamt 41 Strecken, die bis 2031 einer umfassenden Modernisierung unterzogen werden sollen. Weitere Einschränkungen erfahren Reisende auf der ICE-Schnellfahrstrecke Köln-Frankfurt bis Mitte August, jedoch ohne Generalsanierung.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zeigt sich optimistisch über das Gelingen der 41 Generalsanierungen: "Es ist gut vorbereitet, die Kapazitäten sind bei der Bauindustrie vorhanden, die Materialien sind da. Also es gibt keinen Grund, warum das nicht klappen sollte", betonte Wissing im "Deutschlandfunk". Zweifel der Bauindustrie bezüglich des Zeitplans wurden zuletzt laut.
Riedbahn: Schlüsselstrecke der Bahn in Deutschland
Die Riedbahn, eine der verkehrsreichsten Strecken Deutschlands, wird grundlegend modernisiert. Täglich nutzen mehr als 300 Züge diese Route im Regional-, Fern- und Güterverkehr, trotz täglicher Störungen. Die Arbeiten umfassen den Austausch von Gleisen, Oberleitungen, Signalen und Weichen bis Mitte Dezember, gefolgt von Jahren ohne Bauaktivitäten.
"Die Riedbahn ist so etwas wie eine verstopfte Hauptschlagader in einem Organismus. Die wird jetzt abgeklemmt, saniert, und danach funktioniert das System besser", erklärte Wissing.
Zusätzlich zur Riedbahn wird die ICE-Schnellfahrstrecke Köln-Frankfurt bis Mitte August gesperrt. Reisende müssen mit Zugausfällen und Verspätungen von 40 bis 90 Minuten rechnen. Umleitungen führen zu Ausfällen der Halte Siegburg/Bonn, Montabaur und Limburg Süd, die jedoch durch Bus-Ersatzverkehr angebunden bleiben.
Steigende Investitionen in die Schiene prognostiziert
Die Investitionen in die deutsche Schieneninfrastruktur sollen laut Allianz Pro Schiene im Jahr 2024 deutlich ansteigen. Die Pro-Kopf-Investitionen betrugen 2023 lediglich 115 Euro, nur ein Euro mehr als im Vorjahr 2022.
Die Generalsanierung der Riedbahn wird voraussichtlich 1,3 Milliarden Euro kosten, deutlich mehr als ursprünglich geplant. Nach der Riedbahn ist ab August 2025 die Generalsanierung der Strecke Hamburg-Berlin geplant, die neun Monate dauern wird.