Wirtschaft

Seltene Erden aus Monazit: Hoffnungsträger für die Versorgung mit Schlüsselmetallen

Die deutsche Rohstoffbehörde BGR weist in einer neuen Studie auf das Potenzial von Monazit für die Versorgung mit den chronisch knappen Seltenen Erden hin. Was genau ist Monazit und warum spielte es in der Vergangenheit nur eine untergeordnete Rolle bei der Gewinnung von Seltenerdoxiden?
17.07.2024 15:14
Aktualisiert: 01.01.2030 11:14
Lesezeit: 3 min
Seltene Erden aus Monazit: Hoffnungsträger für die Versorgung mit Schlüsselmetallen
Der Abbau von seltenen Erden konzentriert sich in China - das könnte sich mit der zunehmenden Bedeutung von Monazit-Lagerstätten ändern. (Foto: dpa). Foto: Zhong Shi

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat eine neue Kurzstudie zur Gewinnung von seltenen Erden mithilfe von Monazit aus Schwermineralsanden veröffentlicht. Das Seltenerd-Phosphat Monazit gehört neben Xenotim und Bastnäsit zu den wichtigsten Ausgangsmineralen zur Förderung von Seltenen Erden. Monazit könnte laut der deutschen Rohstoffbehörde für die Versorgung der Weltwirtschaft mit Seltenen Erden zunehmend eine größere Rolle einnehmen.

Monazit aus Schwermineralsanden

Monazit ist ein häufiges Nebenprodukt beim Abbau von Schwermineralsanden. Diese Erzlagerstätten befinden sich an Strand-, Dünen- und Flussabschnitten und sind bekannt für ihre Reichhaltigkeit an Titanmetallen, Zirkonium und Wolfram. Laut BGR tritt Monazit meist nur in sehr geringen Konzentrationen auf. Die Anreicherung von Monazit im Aufbereitungsprozess von Schwermineralsanden sei trotzdem „relativ einfach“, so die deutsche Rohstoffbehörde.

Als Quelle von Seltenen Erden trat Monazit vermehrt im Laufe des 20. Jahrhunderts in Erscheinung, vor allem in den USA, Australien, Brasilien, Indien und China. Später entstanden auch Lagerstätten in Südostasien (Thailand, Vietnam) sowie Zentral- und Ostafrika (Kongo, Mosambik, Madagaskar).

Radioaktive Gefahren

Außerhalb Asiens und Afrikas verlor das Schwermineralsand-Verfahren aufgrund der hohen Radioaktivität – durch Uran- und Thorium-Gehalte im Monazit – und der damit verbundenen Umweltauflagen an Relevanz. Uran und Thorium sind die führenden Brennstoffe bei der Stromerzeugung in Atomkraftwerken, wobei Uran den Markt dominiert und Thorium aktuell nur ansatzweise in China ausprobiert wird.

Die Trennung und Verarbeitung der Beiprodukte Uran und Thorium ist technisch anspruchsvoll. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) nutzt derweil momentan nur Indien das bei der Monazit-Aufbereitung anfallende Uran für das heimische Kernkraftprogramm; China hat ähnliche Pläne.

Chinesische Dominanz bei Monazit und Seltenen Erden

Die strengen Vorschriften für Verarbeitung, Lagerung und Transport behinderten lange Zeit die Entwicklung von Monazit-Projekten außerhalb Chinas. Die Rohkonzentrate werden derzeit überwiegend im Reich der Mitte weiterverarbeitet. Chinesische Firmen importieren mittlerweile auch im großen Stil Monazit-Konzentrat aus Afrika und aus den asiatischen Nachbarstaaten. Zahlen des BGR zufolge wurden 2021 insgesamt rund 45.000 Tonnen Monazit-Konzentrat (überwiegend aus Thoriumerzen) nach China exportiert.

Trotz steigender Nachfrage sind Seltenerd-Metalle knapp und geografisch extrem ungleich verteilt. Derzeit stammen rund 90 Prozent der in Europa benötigten Seltenen Erden aus China und laut US Geological Survey hat das Reich der Mitte bei einer jährlichen Abbaumenge von rund 240.000 Tonnen einen Weltmarktanteil von knapp 70 Prozent. Außerdem dominieren chinesische Firmen die Weiterverarbeitungsketten.

Um diese Abhängigkeit zu verringern, suchen Länder intensiv nach eigenen neuen Vorkommen. Europa spielt derzeit beim Abbau Seltener Erden fast keine Rolle. Unter den westlichen Staaten haben einzig die USA (43.000 Tonnen pro Jahr) und Australien (18.000 Tonnen) einen signifikanten Anteil.

Monazit-Abbau: Australien strebt nach größerer Rolle

In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden wieder größere Mengen Monazit aus Schwermineralsanden abgetrennt, um daraus Seltenerdoxide zu extrahieren. Die Knappheit von Seltenen Erden und deren Einstufung als kritische Rohstoffe der elektrisierten und nachhaltigen Zukunftswirtschaft hat maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen.

Insbesondere in Nordamerika und Australien besteht ein großes Interesse an einer Steigerung der Monazit-Produktion. Laut BGR dürfte Australien zum wichtigsten westlichen Betreiber von solchen Schwermineralsand-Lagerstätten werden. Bekannte Minen-Projekte sind „Cataby“ von der Firma Iluka Resources, „Coburn“ (Strandline Resources) und „Wonnerup South“ (Tronox Holding). In diesen und weiteren australischen Lagerstätten könnten laut BGR perspektivisch knapp 80.000 Tonnen Monazit pro Jahr produziert werden – mit circa 40.000 Tonnen extrahierbaren Seltene Erden, was grob dem doppelten der aktuellen Fördermenge in Down Under entspricht.

Seltene Erden unabdingbar für Energiewende

Als Seltene Erden werden eine Gruppe von seltenen Metallen bezeichnet, die in zahlreichen modernen Technologien, unter anderem Elektrobatterien, Halbleitern, Displays, Solarzellen und Windrädern verbaut werden. Eine ausreichende Verfügbarkeit an seltenen Erden ist entscheidend für Digitalindustrie und Energiewende.

Sie werden vorwiegend als Nebenprodukt bei der Gewinnung anderer, stärker konzentriert vorliegender Metalle wie Zirkonium, Rutil, Ilmenit und Tantal und aus deren Erzen abgebaut. Der Begriff „selten“ kann für etwas Verwirrung sorgen, denn selbst die seltensten Elemente dieser Metallgruppe sind grob hundertmal häufiger auf der Erde vorhanden als etwa Gold, aber eben viel seltener als Industriemetalle wie Nickel, Kupfer, Zinn oder Indium.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Jakob Schmidt

                                                                            ***

Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...

DWN
Politik
Politik Kollaps der Insekten-Revolution: EU zerstört ihre eigene Bio-Strategie
07.06.2025

Erst gefeiert als nachhaltige Wunderlösung – nun droht das Aus: Europas Insektenzüchter stecken in der Krise. Die Hoffnung, Fischmehl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen verkaufen: Die 10 häufigsten Fehler beim Unternehmensverkauf
07.06.2025

Was Unternehmer beim Verkauf ihres Unternehmens falsch machen – und wie selbst starke Zahlen durch fehlende Strategie, überzogene...

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...