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Hackerangriffe nehmen zu: Deutsche unterschätzen Cyberkriminalität!

Trotz alarmierender Bedrohungslage im Cyberraum und einer Zunahme von Hackerangriffen steigt die Unbesorgtheit der Deutschen – laut Cybersicherheitsmonitors 2024. Jede vierte Person war bereits Opfer von Cyberkriminalität. Tendenz steigend! Welche Sicherheitslücken werden am meisten unterschätzt und wie können Sie Ihre Daten und Ihre Firma besser schützen?
17.07.2024 11:00
Aktualisiert: 01.01.2030 10:00
Lesezeit: 3 min
Hackerangriffe nehmen zu: Deutsche unterschätzen Cyberkriminalität!
Deutsche unterschätzen Cyberkriminalität: Jede vierte Person war bereits Opfer. Dennoch schätzt mehr als die Hälfte ihr Risiko, künftig von Kriminalität im Internet betroffen zu sein, als gering oder ausgeschlossen ein (Foto: dpa). Foto: Julian Stratenschulte

Gerade gab es einen riesigen Hackerangriff auf AT&T: Wie der US-amerikanische Telekommunikationsriese mitteilte, wurden Verbindungsdaten von 109 Millionen Kunden heruntergeladen. Das FBI ermittelt. Auch kursiert im Netz gerade eine dubiose Datei mit zehn Milliarden Passwörtern. Laut Sicherheitsexperten wurde diese Passwortliste veröffentlicht, Betroffene sollten schnellstens ihre Passwörter ändern.

Die Hacker, die die Daten von AT&T bereits im April 2023 erbeutet hatten, gehören vermutlich zur Gruppe "ShinyHunters". Diese Hackergruppe ist für ähnliche Angriffe bekannt. Um an die Daten zu gelangen nutzt die Gruppe schlecht gesicherte Cloud-Speicher-Konten des Anbieters Snowflake. Angeblich sollen mehr als 150 Unternehmen von Angriffen dieser Art betroffen sein.

Hackerangriffe: Treffen kann es jeden

Die Liste der Hackerangriffe ließe sich endlos weiterführen. Ein Angriff kann jeden treffen: Die Sorglosigkeit im Umgang mit sensiblen Daten macht das möglich.

Der Cybersicherheitsmonitor 2024, eine repräsentative Dunkelfeldstudie des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), zeigt besorgniserregende Ergebnisse:

Jede vierte Person in Deutschland war bereits Opfer von Cyberkriminalität, dennoch schätzt mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten ihr Risiko, künftig von Kriminalität im Internet betroffen zu sein, als gering oder ausgeschlossen ein.

„Die Ergebnisse des Cybersicherheitsmonitors 2024 sind schrillende Alarmsirenen. Viele Menschen unterschätzen die Bedrohungslage und ergreifen zu wenig Maßnahmen. Es ist essenziell, dass wir als Gesellschaft das Bewusstsein für die Bedeutung von Cybersicherheit erheblich nachschärfen“, erklärt Dr. Jörn Voßbein, Geschäftsführer der UIMC in einer Pressemitteilung. Die Unternehmensberatung ist spezialisiert auf Datenschutz und Informationssicherheit.

Paradox: Sorglosigkeit vor Cyberkriminalität steigt

Die Studie verdeutlicht, dass die Sorglosigkeit gegenüber Hackerangriffen im Vergleich zum Vorjahr sogar um sechs Prozentpunkte gestiegen ist. Besonders auffällig ist dieser Anstieg bei den 16- bis 22-Jährigen, wo sich der Anteil der Unbesorgten um 16 Prozentpunkte erhöht hat. In dieser Altersgruppe glauben mehr als zwei Drittel (68 Prozent), dass sie ein geringes oder gar kein Risiko haben, Opfer von Cyberkriminalität zu werden.

Die Befragten gaben an, im Durchschnitt knapp vier (3,9) Schutzmaßnahmen gegen potentielle Hackerangriffe zu ergreifen. Antivirenprogramme und sichere Passwörter werden am häufigsten genutzt (je 47 Prozent).

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Nutzung der meisten Schutzmaßnahmen jedoch rückläufig. Fast ein Drittel der Befragten (29 Prozent) fühlt sich bereits ausreichend geschützt und verzichtet daher auf weitere Maßnahmen. Besonders die 16- bis 22-Jährigen werden durch den vermeintlich hohen Aufwand von zusätzlichen Schutzmaßnahmen abgehalten: Sie verwenden im Durchschnitt nur 3,2 Maßnahmen.

Online-Betrugsmaschen: Shopping und Banking

Weiteres Studienergebnis: 44 Prozent der in den vergangenen zwölf Monaten von Hackerangriffen Betroffenen wurden Opfer von unterschiedlichen Online-Betrugsformen, darunter Identitätsdiebstahl und Betrug per Messangerdienst. Besonders häufig sind Betrug beim Online-Shopping (23 Prozent) und beim Online-Banking (15 Prozent). Die 16- bis 22-Jährigen sind mit 28 Prozent überdurchschnittlich oft von Online-Banking-Betrug betroffen.

Die häufigsten Folgen dieser Betrugsfälle sind Vertrauensverluste in Online-Dienste (30 Prozent) und finanzielle Schäden (26 Prozent).

Bewusstsein für Cybersicherheit stärken

Ausspähen, erpressen, sabotieren: Die Anzahl der Hackerangriffe auf Unternehmen ist höher denn je. Trotz akuter Bedrohungslage sind viele Firmen weder ausreichend informiert noch gegen Cyberattacken gewappnet. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter regelmäßig zu Gefahren und den richtigen Reaktionen schulen. „Die Erkenntnisse der Studie können wir aus der Unternehmenspraxis bestätigen. Daher sehen wir die Sensibilisierungsmaßnahmen bei Beschäftigten nicht nur als Schutz der Unternehmenswerte, sondern auch als gesellschaftlichen Auftrag. Denn gut sensibilisierte Beschäftigte sind auch im privaten Umfeld aufmerksamer und umgekehrt“, empfiehlt Dr. Voßbein.

Nur 36 Prozent der Befragten schätzen ihr persönliches Risiko, von Kriminalität im Internet betroffen zu sein, eher oder sehr hoch ein. Davon wiederum ist etwa ein Drittel (37 Prozent) aufgrund der zunehmenden Vernetzung und steigenden Anzahl internetfähiger Geräte besorgt.

Nächster Sicherheitsfokus: Smarthome-Geräte

Ob Staubsaugerroboter, Smart Speaker oder mit dem Internet verbundene Lichtsteuerung: Das diesjährige Fokusthema des Cybersicherheitsmonitors, das den zweiten Teil der Erhebung ausmachen wird, untersucht, welche Smarthome-Geräte Menschen nutzen, wie sie diese absichern und welchen Risiken sie sich bei der Nutzung bewusst sind. Veröffentlicht werden die Ergebnisse des Fokusthemas im September 2024.

Dr. Stefanie Hinz, Landespolizeipräsidentin und Vorsitzende des ProPK: „Niemand, ob jung oder alt, sollte sorglos im Internet unterwegs sein. Cyberkriminelle finden immer wieder neue Wege, um an Daten oder Geld der Nutzerinnen und Nutzer zu gelangen. Auch bei Kriminalität im Internet gilt wie bei allen anderen Straftaten, melden Sie diese immer der Polizei. Nur wenn streng gegen Täter vorgegangen wird, kann finanzieller und psychischer Schaden von möglichen weiteren Opfern ferngehalten werden.“

Unser Tipp: Der wichtigste Schutz vor Hackerangriffen ist und bleibt ein sicheres Antivirenprogramm. Das kennt Schadprogramme, die Hacker verwenden, und bemerkt ungewöhnliche Aktivitäten auf Ihrem PC, die für Sie als User unsichtbar sind – etwa, wenn beim Öffnen eines PDFs zusätzlicher Code ausgeführt wird. Um sich gegen Hacker zu wappnen, ist daher ein Schutz vor Malware unumgänglich. Das gilt auch für Smartphones! Die lassen sich beispielsweise aus der Nähe bei aktiviertem Bluetooth angreifen. Außerdem ist eine Zwei-Faktor-Authentifizierung bei allen wichtigen Diensten und Konten essenziell. Das ist Ihr einziger Schutz gegen Diebstahl der Zugangsdaten beim Anbieter.

Hintergrund der Studie: Die sechste gemeinsame Erhebung von BSI und ProPK zielt darauf ab, Bürgerinnen und Bürger umfassend über Risiken und Schutzmöglichkeiten im Internet aufzuklären. Die diesjährige Befragung wurde vom 28. Februar bis 4. März 2024 durchgeführt und umfasste 3.047 Personen ab 16 Jahren.

 

 

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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