Politik

BSW-Chefin Wagenknecht: Friedensfrage entscheidend für Koalitionen

Im Wahlkampf in Thüringen, Sachsen und Brandenburg betont das BSW den Ukraine-Krieg als zentrales Thema - und äußert klare Erwartungen an potenzielle Partner. Das sorgt für Kritik.
29.07.2024 13:14
Aktualisiert: 29.07.2024 13:14
Lesezeit: 2 min

BSW-Chefin Sahra Wagenknecht macht die Koalitionsfrage in Ostdeutschland auch von der Haltung der Partner zum Ukraine-Krieg abhängig. "Wir werden uns nur an einer Landesregierung beteiligen, die auch bundespolitisch klar Position für Diplomatie und gegen Kriegsvorbereitung bezieht", sagte die Gründerin des Bündnis Sahra Wagenknecht der Deutschen Presse-Agentur. Denn es sei klar, "dass ein neues Wettrüsten Milliarden verschlingt, die dringend für Schulen, Krankenhäuser, Wohnungen und höhere Renten gebraucht werden". Kritik an Wagenknechts Ankündigung kam von CDU, SPD, Grünen und Linken - und damit aus den Reihen aller potenziellen Koalitionspartner.

Im September werden in Sachsen, Thüringen und Brandenburg neue Landtage gewählt. Die Wagenknecht-Partei BSW stellt dabei neben Bildung und Migration auch das Thema Frieden in den Mittelpunkt - und findet in den drei Ländern mit Umfragewerten von 15 bis 20 Prozent viel Anklang. Auch die AfD greift das Thema auf. Beide Parteien sind gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und für sofortige Verhandlungen der Ukraine mit Russland. Anders als die AfD hat das BSW Aussichten auf eine Regierungsbeteiligung in den drei Ländern. Wagenknechts Ansage dürfte die Bildung von Koalitionen aber nicht erleichtern.

"Friedensfrage ist uns sehr wichtig"

"Die Friedensfrage ist sehr wichtig", sagte die BSW-Chefin. "Viele Menschen sind zu Recht beunruhigt, weil die Bundesregierung unser Land immer mehr zur Kriegspartei im Ukraine-Krieg macht und bisher jedes Bemühen um diplomatische Lösungen vermissen lässt." Sie kritisierte auch die Ankündigung, 2026 US-amerikanische Raketen in Deutschland zu stationieren. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) befürwortet dies als Reaktion auf eine wachsende russische Bedrohung.

Die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt warf Wagenknecht wie auch der AfD unehrliche und populistische Argumente mit Blick auf den Ukraine-Krieg vor. "Sie sagen, sie wollten Frieden, aber eigentlich geht es ihnen nicht um einen gerechten Frieden in der Ukraine oder Frieden mit Russland, sondern darum, dass man selbst in Frieden gelassen wird", sagte Göring-Eckardt der dpa.

"Sahra Wagenknecht war noch nie in der Ukraine seit Ausbruch des Kriegs", fügte die Grünen-Politikerin hinzu. "Ihre Rezepte laufen auf eine Instabilität der Region und damit auf eine Verlängerung des Kriegs hinaus." Ein gerechter Frieden lasse sich nur mit Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland auf Augenhöhe erreichen.

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter kritisierte, Wagenknecht wolle "russische Interessen zu deutscher Politik" machen. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er: "Für uns als CDU muss klar sein, dass eine Zusammenarbeit auf jeder Ebene mit diesem Kreml-Ableger undenkbar ist."

"Ganz sicher nicht"

Die Grünen-Spitzenkandidatin in Thüringen, Madeleine Henfling, erteilte Wagenknechts Bedingungen ebenfalls eine Absage. "Ganz sicher werden wir in Thüringen nicht die Solidarität zur Ukraine opfern!", schrieb Henfling auf der Plattform X. "Gleiches erwarte ich von SPD und CDU."

SPD-Landeschef Georg Maier sagte dem RND: "Keine ernstzunehmende Partei im Bund wird sich von Sahra Wagenknecht dahingehend erpressen lassen, die Unterstützung für ein demokratisches Land einzustellen, das von Russland brutal überfallen wurde." Wagenknecht gehe es nicht um die Sache oder um Thüringen, sondern "wie immer um sich selbst".

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte dem RND, das BSW wolle den "Ukraine-Krieg hier in Thüringen stoppen". Die auf Plakate gedruckten Ziele von BSW und CDU zur Landtagswahl hätten "leider immer weniger mit Landespolitik zu tun".

Ramelow führt in Thüringen eine rot-rot-grüne Minderheitsregierung. Eine Zusammenarbeit der Koalitionsparteien mit dem BSW unter Landeschefin Katja Wolf scheint dort nicht ausgeschlossen. Denkbar ist zudem sowohl in Thüringen als auch in Sachsen und Brandenburg eine Zusammenarbeit des BSW mit der CDU und der SPD. Beide unterstützen wie die Grünen die Waffenlieferungen an die Ukraine.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik AfD löst die FDP im Bundestag ab: AfD hat die meisten Unternehmer in ihrer Fraktion
06.04.2025

Wirtschaftskompetenz in der Politik? Fehlanzeige: Immer weniger Unternehmer im Bundestag vertreten: nur noch 37 Abgeordnete mit...

DWN
Immobilien
Immobilien Drastischer Mietkostenanstieg voraus: Der Gebäude-TÜV soll kommen
06.04.2025

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat Mitte Februar 2025 einen Entwurf mit Vorgaben für „Verfahren zur Überprüfung der...

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Nato-Staaten? Deutsche Sicherheitsexperten warnen vor Panikmache
05.04.2025

Ukraine-Krieg: Zahlreiche Sicherheitsexperten kritisieren Alarmismus wegen eines potenziellen russischen Angriffs. Ihre Kritik: Diplomatie...

DWN
Politik
Politik AfD-Kandidat erstmals ins Verfassungsgericht gewählt: Zweidrittelmehrheit im Thüringer Landtag
05.04.2025

Die AfD hat einen Kandidaten für den Thüringer Verfassungsgerichtshof durchgesetzt: Rechtsanwalt Bernd Falk Wittig wurde mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlindustrie: Aufrüsten für Deutschlands Sicherheit?
05.04.2025

Die deutsche Stahlindustrie befindet sich seit Jahren schon im Dauerkrisenmodus. Doch jetzt soll aufgerüstet werden, eventuell sogar mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social-Media-Recruiting: So gelingt die Talentsuche in sozialen Netzwerken
05.04.2025

Social-Media ist längst nicht mehr nur eine Privatangelegenheit, sondern wird auch von Unternehmen gezielt zur Bewerbung ihrer Produkte,...

DWN
Panorama
Panorama Seltene-Erden-ETFs: Welche Fonds sich jetzt lohnen
05.04.2025

KI, Rüstung, Energiewende: Seltene-Erden-ETFs gewähren Zugang zu einem boomenden Rohstoffsegment. Das gescheiterte Rohstoffabkommen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ORWO Kult-Fotofirma insolvent: DDR-Traditionsmarke und Cewe-Konkurrent
05.04.2025

Letzte Aufnahme? Dort, wo der erste Farbfilm der Welt entwickelt wurde, wird bis heute auf Fototechnologie gesetzt. Auch Drogerieketten...