Politik

Umfrage Thüringen-Wahl: AfD und BSW bei fast 50 Prozent - schwierige Regierungsbildung droht

Rund zweieinhalb Monate vor der Thüringen-Wahl zeigt sich eine schwierige Regierungsbildung. In einer aktuellen Umfrage des Instituts Infratest dimap für den MDR liegt die AfD mit 28 Prozent klar vorn und käme zusammen mit dem BSW (21 Prozent) auf fast die Hälfte der Stimmen.
18.06.2024 17:59
Lesezeit: 2 min

Thüringen-Wahl: Entscheidende Rolle für BSW möglich

Laut der Infratest-Umfrage erreichen die CDU (23), SPD (7) und Linke (11) gemeinsam nur noch 41 Prozent, während Grüne und FDP gar nicht mehr im Landtag vertreten wären. Da bisher alle anderen Parteien ein Bündnis mit der AfD ausgeschlossen haben, bleibt bei einem solchen Ergebnis nur eine Regierungsbildung mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) möglich.

Die CDU hat ein solches Bündnis nicht ausgeschlossen. SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Katja Mast wollte sich bei einem Besuch in Cottbus nicht dazu äußern. "Diese Frage stellt sich im Moment noch nicht", sagte sie. Umfragen seien Momentaufnahmen. Derzeit regiert in Thüringen eine rot-rot-grüne Koalition unter Führung der Linken.

Ost-Ministerpräsidenten und Scholz beraten über Europawahl

Das neue Umfrageergebnis wurde kurz vor der Konferenz der Ost-Ministerpräsidenten bekannt, die sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Wittenberg treffen. Es geht unter anderem um die Ergebnisse der Europawahl, bei der die AfD trotz Personalquerelen und Spionagewürfen in allen fünf ostdeutschen Flächenländern stärkste Kraft wurde. Für die Thüringen-Wahl und die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg im September werden nun ähnliche Ergebnisse erwartet.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff nannte die Ergebnisse einen "Supergau". "Das ist ein Denkzettel, der uns auffordert, auch bei der Ost-Ministerpräsidenten-Konferenz an die Ursachen zu gehen", sagte der CDU-Politiker im ARD-"Morgenmagazin". Es habe noch nie eine solche Unzufriedenheit mit einer Bundesregierung und Europa gegeben. Haseloff forderte ein deutliches Umsteuern in der Migrations- und Industriepolitik. "So kann jedenfalls nicht weitergemacht werden." Auch Scholz habe dies verstanden.

Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig forderte von Scholz eine stärkere Berücksichtigung ostdeutscher Anliegen. "Die letzten Wahlen haben gezeigt, dass die Menschen in Ostdeutschland sehr unzufrieden sind", sagte Schwesig. Ein wichtiges Thema sei die flächendeckende Gesundheitsversorgung. Die Krankenhausreform mit den Vorhaltepauschalen gehe in die richtige Richtung, aber die ländlichen Räume müssten stärker berücksichtigt werden. "Man kann im ländlichen Raum nicht auf die gleichen Fallzahlen kommen wie in städtischen Ballungsräumen", sagte Schwesig. Gesundheitsversorgung, Europawahl, Reform der Pflegeversicherung sowie Wirtschafts- und Energiepolitik stehen auf der Tagesordnung des Treffens in Wittenberg.

Wagenknecht gibt den Ministerpräsidenten Mitschuld

BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht gibt den Ost-Ministerpräsidenten Mitschuld am Missmut der Wähler. "Die Unzufriedenheit der Ostdeutschen liegt nicht nur an der Bundesregierung, sondern auch an den Ost-Ministerpräsidenten", sagte die Vorsitzende. "Sie haben in den letzten Jahren zu wenig erreicht und kaum unsinnige Dinge aus Berlin gestoppt."

Wagenknecht warf den Ministerpräsidenten vor, sie seien gegenüber der Bundesregierung "teils zu unterwürfig" im Vergleich zu vielen westdeutschen Länderchefs. "Besonders ausgeprägt war das in der Corona-Zeit. Aber auch bei den Themen Flüchtlingspolitik, Energie und Rente schaffen es die Ost-Ministerpräsidenten nicht, ihre Bürger gegenüber dem Kanzler angemessen zu vertreten", meinte die BSW-Chefin.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik „Trump ist nur eine Episode“: Boltons Abrechnung mit dem Mann im Weißen Haus
18.05.2025

Während Europa nervös auf jeden Tweet aus Washington reagiert, warnt Ex-Sicherheitsberater John Bolton: Nicht Trump sprengt die NATO –...

DWN
Technologie
Technologie Cyberkriminalität: Nur ein Klick von der Katastrophe entfernt
18.05.2025

Cyberkriminalität ist zur globalen Supermacht aufgestiegen – mit höherem Schaden als die Volkswirtschaften Deutschlands und Japans...

DWN
Panorama
Panorama Whisky – die stets liquide Luxus-Geldanlage
18.05.2025

Wein, Uhren, Schmuck, Handtaschen, Kunst, Oldtimer – es gibt viele Möglichkeiten, in alternative Geldanlagen zu investieren. Die meisten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Marokko als chinesisches Tor zur EU – doch Handelskrieg könnte Riegel vorschieben
18.05.2025

Peking investiert Milliarden in Marokkos Industrie – doch geopolitische Spannungen und der drohende Protektionismus eines möglichen...

DWN
Politik
Politik Gefängnis, Gericht, Geschichte – Stammheim 50 Jahre nach dem RAF-Prozess
18.05.2025

Vor 50 Jahren begann in Stammheim der RAF-Prozess – ein juristisches Mammutverfahren gegen den Terror. Wie viel Rechtsstaat blieb im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Analyse: „Die alte Weltordnung ist am Ende – und sie wird nicht zurückkehren“
18.05.2025

Das Zeitalter des freien Welthandels ist vorbei – die Welt wird neu vermessen. China produziert, die USA rüsten sich, und Europa...

DWN
Politik
Politik Handelskriege auf Risiko – Trumps russisches Roulette mit der US-Wirtschaft
18.05.2025

Mit Zöllen, Drohungen und Handelskriegen will Washington die Industrie heimholen. Doch was, wenn der Revolver in der Hand des Präsidenten...

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...