Wirtschaft

Deutsche Industrie steigert Produktion – Experte spricht von „Lebenszeichen“

Ein Hoffnungsschimmer, mehr ist es noch nicht. Aber das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat im Monatsvergleich ein leichtes Plus bei der Herstellung von Waren in Deutschland fest - 1,4 Prozent nur, aber immerhin. Auf das Jahr bezogen, liegt das Minus bei 4,1 Prozent.
07.08.2024 09:26
Lesezeit: 1 min

Die deutsche Industrie nimmt nach einer Schwächephase wieder etwas Fahrt auf: Im Juni ist die Gesamtherstellung im Monatsvergleich um 1,4 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur einen Anstieg um 1,0 Prozent erwartet. Allerdings war die Fertigung im Mai stärker als bisher bekannt gesunken. Das Bundesamt revidierte den Rückgang auf 3,1 Prozent von zuvor 2,5 Prozent. Auch auf Jahressicht meldete das Bundesamt für Juni einen Rückgang, um 4,1 Prozent.

Die Produktionsdaten folgen auf ermutigende Auftragszahlen vom Vortag. Der Auftragseingang in den deutschen Industriebetrieben war im Juni zum ersten Mal im laufenden Jahr wieder gestiegen. Experten sprachen aber noch nicht von einer Trendwende in der für die deutsche Wirtschaft wichtigen Branche, nachdem die Industrie in der ersten Jahreshälfte immer wieder Rückschläge einstecken musste.

Automobilindustrie macht aktuell den Unterschied

Die positive Entwicklung im Juni sei insbesondere auf den Anstieg in der Automobilindustrie zurückzuführen, heißt es in der Mitteilung von Destatis. Hier habe die Produktion um 7,5 Prozent im Monatsvergleich zugelegt. Darüber hinaus zeigte sich in der Industrie ein unterschiedliches Bild. Die Bereiche pharmazeutische Erzeugnisse sowie Nahrungs- und Futtermittel mussten deutliche Produktionsrückgänge verkraften, wie aus einer Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin hervorgeht. Dagegen konnten die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen ihre Fertigung „spürbar erhöhen“. „Auch wenn die Produktionsdaten zuletzt wieder besser ausgefallen sind, deuten die eingetrübten Geschäftserwartungen im verarbeitenden Gewerbe auf eine weiterhin verhaltene Industriekonjunktur hin“, erklärte das Ministerium. Eine breite konjunkturelle Belebung sei vorerst nicht zu erwarten.

Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg erkannte immerhin „ein Lebenszeichen von der zuletzt gebeutelten Industrie“. Er verwies allerdings auf jüngste Konjunkturumfragen. Zuletzt waren das Ifo-Geschäftsklima und die Stimmung der Einkaufsmanager im Industriebereich gesunken. „Die Indikationen für das dritte Quartal sehen bislang nicht gut aus“, sagte Niklasch.

Chefvolkswirt Carsten Brzeski von der ING Bank ist dagegen etwas optimistischer gestimmt: „Der gestrige Anstieg der Auftragseingänge in der Industrie sowie die Daten zur Industrieproduktion deuten darauf hin, dass eine gewisse Erholung noch möglich ist.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technologie im Mittelstand: Cloud bleibt bei kleinen Unternehmen ein Nischenthema
24.11.2025

Während große Unternehmen längst auf Cloud-Dienste für Speicher, Rechenleistung und Softwareanwendungen setzen, ist die Nutzung bei...

DWN
Technologie
Technologie Digitalisierung: Was Deutschland von Estland lernen sollte
24.11.2025

Deutschland steckt im digitalen Stau: Ämter arbeiten auf Papier, Gründer warten wochenlang, Unternehmen verlieren Zeit und Geld. Estland...