"ABC ist der schlechteste Sender in Bezug auf Fairness", sagte Trump gegenüber Sean Hannity bei Fox News. Ohne Beweise vorzuweisen, behauptete Trump, er "habe gehört", Harris bekäme die Fragen von ABC vorab.
Harris muss im Mikrofon-Streit zurückstecken
ABC hatte kürzlich die Regeln für das erste TV-Duell zwischen Trump und Harris bekannt gegeben. Vorher gab es eine Debatte um die Mikrofone. Der Streit drehte sich darum, ob diese während des Sprechens des Gegners stummgeschaltet werden. Jetzt scheint eine Lösung gefunden: Bei dem TV-Duell am 10. September (Ortszeit/11. September MESZ) sollen die Mikrofone des gerade nicht Sprechenden stummgeschaltet werden.
Hier musste Harris offenbar einlenken. Ein Sprecher ihres Wahlkampfteams erklärte letzte Woche, man habe bevorzugt, dass die Mikrofone während der gesamten Debatte angeschaltet bleiben. "Wir vermuten, dass Trumps Berater das stumme Mikrofon bevorzugen, da sie nicht glauben, dass Trump sich 90 Minuten lang wie ein Präsident verhalten kann", hieß es in einer Erklärung. Harris schrieb am Wochenende: "Lasst uns transparent debattieren – die Mikrofone sollten die ganze Zeit an bleiben."
Lehren aus dem TV-Duell zwischen Trump und Biden
Trump scheint aus seinem letzten TV-Duell mit Joe Biden, dem damaligen demokratischen Bewerber, gelernt zu haben. Dort wurden ebenfalls die Mikrofone des jeweils Schweigenden stummgeschaltet. Diese Regelung soll von Bidens Team ausgegangen sein, um zu verhindern, dass Trump den 81-jährigen Biden unterbricht. Beobachter stellten im Nachhinein fest, dass Trump durch das stumme Mikrofon eher einen Vorteil hatte, da der 78-Jährige dadurch kontrollierter wirkte. Bidens Auftritt war ein Desaster und führte zu seinem Rückzug aus dem Rennen.
Trump war verärgert darüber, dass Harris diese Regeln ändern wollte und drohte indirekt, das TV-Duell platzen zu lassen. Das damalige Duell zwischen Trump und Biden wurde vom liberalen Sender CNN ausgerichtet, nun übernimmt ABC. Trump bezeichnete den Sender im Gespräch mit Hannity als "unehrlich" und verwies auf eine Verbindung zwischen Harris und einer Managerin des Senders. Er erklärte, dass er nur zugestimmt habe, weil Harris' Team darauf bestanden hatte. Ursprünglich hatte Trump dem TV-Duell zugestimmt, als Biden noch im Rennen war.
Nur Stift, Papier und Wasser beim TV-Duell erlaubt
ABC gab an, dass das TV-Duell 90 Minuten dauern werde und zwei Werbepausen geplant seien. Eröffnungsstatements soll es keine geben, die Schlussworte der Kandidaten sind auf zwei Minuten begrenzt.
"Requisiten oder vorbereitete Notizen sind auf der Bühne verboten", so ABC weiter. Harris und Trump erhalten lediglich einen Stift, einen Papierblock und eine Wasserflasche. Trump behauptete bei Fox News, dass Harris gefordert habe, Notizen ins TV-Duell mitnehmen zu dürfen.
Townhall bei Fox News ohne Zuschauerfragen
Trumps Gespräch mit Hannity am Mittwochabend (Ortszeit) war eine sogenannte Townhall. Normalerweise sind bei diesem Format auch Publikumsfragen zugelassen. In der einstündigen Sendung auf Fox News aus Pennsylvania blieb das Publikum jedoch stumm. Laut "The Hill" sollten die Fragen an Trump erst am Donnerstag ausgestrahlt werden. Hannity lobte Trump während der Sendung überschwänglich. Er sagte: "Sie haben einen hohen Preis dafür bezahlt, in die Politik zu gehen." Trump werde von der Justiz verfolgt, obwohl er sich eigentlich ein entspanntes Leben machen könnte, so Hannity.
Fox News hatte zeitweise Abstand zu Trump genommen und den damaligen republikanischen Kandidaten Ron DeSantis unterstützt. Inzwischen steht der Sender wieder geschlossen hinter Trump. Eine TV-Debatte, die von Fox News ausgerichtet wird, ist im aktuellen Wahlkampf nicht vorgesehen – obwohl Trump das mehrfach ins Spiel brachte. Es ist möglich, dass das TV-Duell auf ABC die einzige Debatte zwischen Trump und Harris bleiben wird. Mit dem Rückzug von Biden wurden die ursprünglich geplanten TV-Duelle über den Haufen geworfen.
TV-Duell Trump-Harris: Ein knappes Rennen wird erwartet
Die Präsidentschaftswahl am 5. November dürfte ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris werden. Umfragen sehen beide etwa gleichauf. Der geringe Abstand liegt im Bereich der Fehlertoleranz. Allerdings hat der Wahlkampf durch Harris' Kandidatur an Dynamik gewonnen. Trump wurde von Bidens Rückzug offenbar überrascht – er war stark auf Biden fixiert und muss nun seine Strategie anpassen. Er bezeichnet Harris als "radikale Linke".
Am Mittwochabend (Ortszeit) meldete sich eine altbekannte Kritikerin zu Wort: Liz Cheney erklärte, sie werde bei der Wahl für Harris stimmen. Diese Aussage kam nicht überraschend. Dass jedoch eine Republikanerin öffentlich zur Wahl einer Demokratin aufruft, bleibt ungewöhnlich. Trump hingegen freute sich darüber, dass sich der Bruder von Tim Walz, dem demokratischen Vizekandidaten, kritisch über diesen äußerte. Jeff Walz’ Facebook-Posts sorgten in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen.