Politik

Weitreichende Waffen: Erhält die Ukraine nun die Weitschusserlaubnis? Blinken und Lammy besuchen Kiew

US-Außenminister Antony Blinken und Großbritanniens Außenminister David Lammy sind in Kiew eingetroffen, um über die Lockerung der Waffenbeschränkungen zu sprechen. Die Ukraine fordert seit Langem die Genehmigung, amerikanische und britische Waffen auch gegen Ziele auf russischem Territorium einsetzen zu dürfen. Gibt es für die Ukraine nun die Weitschusserlaubnis?
11.09.2024 17:47
Aktualisiert: 11.09.2024 17:47
Lesezeit: 2 min

Bei dem Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und Außenminister Andrij Sybiha spielt die mögliche Erlaubnis, weitreichende Waffen einsetzen zu dürfen, eine zentrale Rolle. Bereits am Vormittag traf Lammy den ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal. Dieser erklärte: "Wir erwarten Großbritanniens Erlaubnis für Schläge mit weitreichenden Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Boden." Auch die Stärkung der ukrainischen Flugabwehr war ein Thema. Schmyhal dankte zudem für die bereits erhaltene Unterstützung. Später wurden Blinken und Lammy gemeinsam von Außenminister Sybiha empfangen.

Krim-Plattform und internationale Unterstützung

Auch der Gipfel der Krim-Plattform steht auf dem Programm von Blinken und Lammy. Hierzu sind zudem der litauische Präsident Gitanas Nauseda, Kroatiens Premier Andrej Plenkovic und Lettlands Regierungschefin Evika Silina nach Kiew gereist.

Präsident Selenskyj weihte im Vorfeld des Gipfels ein Mahnmal für den Genozid an den Krimtataren ein und erinnerte an die Deportation 1944 sowie an die russische Annexion 2014. "Dieses Denkmal ist ein Symbol für das Scheitern von Diktaturen", erklärte Selenskyj. Die Ukraine fordert weiterhin die Rückgabe der Krim, was auch im Zusammenhang mit der möglichen Weitschusserlaubnis von Bedeutung ist.

Weitschusserlaubnis könnte Lufthoheit ausgleichen

Die militärische Lage in der Ukraine bleibt angespannt, vor allem im Gebiet Donezk, wo Russland Fortschritte macht. Das russische Militär nutzt seine Lufthoheit, um ukrainische Stellungen und Städte anzugreifen. Die Ukraine hat nicht genug Flugabwehrsysteme, um diese Angriffe abzuwehren.

Die ukrainische Regierung fordert daher die Weitschusserlaubnis, um die russische Luftwaffe bereits auf eigenem Territorium bekämpfen zu dürfen. Dies sei nur mit US-amerikanischen und britischen Raketen möglich.

Kreml sieht Weitschusserlaubnis als gegeben an

Der Kreml geht davon aus, dass der Ukraine die Weitschusserlaubnis erteilt wird. "Es scheint, dass diese Entscheidung bereits getroffen wurde", erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow. In den westlichen Medien werde Stimmung für den angeblich bevorstehenden Einsatz gemacht, so Peskow. Der Westen verstricke sich immer weiter in den Konflikt, was entsprechende Gegenmaßnahmen Russlands nach sich ziehen werde.

Peskow äußerte sich nicht zu konkreten Maßnahmen, unterstrich jedoch erneut die russische Position zu dem, was Moskau als "militärische Spezialoperation" bezeichnet.

Russische Offensive in Kursk

Währenddessen hat Russland im Gebiet Kursk eine Gegenoffensive gestartet, um die dort eingedrungenen ukrainischen Truppen zurückzudrängen. Generalmajor Apti Alaudinow, Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat, meldete, dass ukrainische Streitkräfte aus fast zehn Dörfern vertrieben wurden.

Die Ukraine hatte Anfang August überraschend einen Vorstoß in das Gebiet Kursk gewagt und dabei über 1000 Quadratkilometer erobert. Kiews Ziel war es, russische Truppen von der Front im ostukrainischen Gebiet Donezk abzuziehen, um Kursk zu sichern. Allerdings ist dieser Plan laut Militärexperten gescheitert, da Russland seine Hauptangriffsachse beibehalten hat.

Putin lehnt Verhandlungen weiterhin ab

Wladimir Putin, der den Befehl für den Angriffskrieg gab, bezeichnete die ukrainische Offensive, die erstmals russisches Gebiet betroffen hat, als Provokation. Er kündigte an, die Angreifer zu vertreiben, schloss jedoch Friedensverhandlungen aus. Die aktuelle russische Offensive im Gebiet Kursk ist der erste ernsthafte Versuch, die ukrainischen Truppen zurückzudrängen.

Die Möglichkeit einer Weitschusserlaubnis für die Ukraine bleibt ein zentrales Thema im Konflikt, der immer weitere internationale Dimensionen annimmt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Experte fürchtet politischen Schock in Europa: „Es ist tatsächlich beängstigend“
28.06.2025

Europa taumelt: Rechte Parteien sind auf dem Vormarsch, Frankreich droht der Machtwechsel. Experte Rahman warnt: Das „Trump-Moment“...

DWN
Technologie
Technologie Neue Technologien am Körper: Gehirnimplantate, künstliche Intelligenz, elektronische Tattoos
28.06.2025

Hightech greift immer direkter in den menschlichen Körper ein. Ob Gehirnimplantate, elektronische Tattoos oder künstliche Intelligenz...

DWN
Politik
Politik Machtverlust oder Wendepunkt? Irans Zukunft nach dem Konflikt
28.06.2025

Nach dem militärischen Schlagabtausch mit Israel steht der Iran politisch und gesellschaftlich unter Druck. Zwischen Machtkonsolidierung,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So gelingt der Einstieg: KI im Personalwesen mit System etablieren
28.06.2025

Künstliche Intelligenz erobert Schritt für Schritt das Personalwesen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich weit vorne – doch...

DWN
Politik
Politik Familienkonzern Trump: Wie der Präsidenten-Clan Milliarden scheffelt
28.06.2025

Die Trump-Familie vermischt Politik und Profit wie nie: Während Donald Trump das Weiße Haus beherrscht, expandieren seine Söhne mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...