Politik

Erneutes Trump-Attentat: Secret Service nimmt Verdächtigen an Golfplatz fest

Der Secret Service entdeckt einen bewaffneten Mann in den Büschen rund um den Golfplatz, auf dem Donald Trump seine Bälle schlägt, und eröffnet das Feuer. Der Verdächtige wird kurz darauf festgenommen. Kurz vor der Wahl wäre der republikanische Präsidentschaftskandidat offenbar beinahe erneut Ziel eines Attentats geworden.
16.09.2024 08:34
Aktualisiert: 16.09.2024 09:34
Lesezeit: 3 min
Erneutes Trump-Attentat: Secret Service nimmt Verdächtigen an Golfplatz fest
Polizei-Fahrzeuge haben in der Nähe des Trump International Golf Clubs eine Kreuzung gesperrt. Das Wahlkampfteam des republikanischen Präsidentschaftskandidaten teilte mit, es seien Schüsse "in der Nähe" Trumps gefallen und dass der Ex-Präsident in Sicherheit sei. (Foto: dpa) Foto: Stephanie Matat

Zwei Monate nach dem Attentat auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump haben Sicherheitskräfte gestern anscheinend einen weiteren versuchten Anschlag auf den Republikaner vereitelt. Die Bundespolizei FBI geht davon aus, dass ein mit einem Sturmgewehr bewaffneter Mann Trump beim Golfspielen in seinem Club in West Palm Beach im US-Bundesstaat Florida erschießen wollte. Trump blieb unverletzt, der Verdächtige wurde festgenommen. Sollte sich der Anschlagsverdacht bestätigen, wäre dies eine weitere Eskalation im ohnehin schon aufgeheizten Wahlkampf vor der Präsidentenwahl am 5. November.

Secret Service entdeckt bewaffneten Mann in Büschen

Der Zwischenfall ereignete sich am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit). Der Secret Service, der in den USA für den Schutz hochrangiger Politiker zuständig ist, entdeckte den Verdächtigen nach eigenen Angaben wenige hundert Meter von Trump entfernt in den Büschen am Zaun um den Golfplatz und eröffnete das Feuer. Der Verdächtige soll danach in einem Auto geflüchtet sein und das Gewehr und eine Kamera zurückgelassen haben. Kurze Zeit später wurde er auf einer Autobahn in der Nähe des Tatorts festgenommen.

Das Motiv des Mannes war unklar. Die Polizei gab an, dass für Anwohnerinnen und Anwohner keine Gefahr bestehe. Zu dem Verdächtigen machten die Behörden am Sonntag keine Angaben. Medien zufolge handelt es sich um einen 58 Jahre alten Bauunternehmer aus dem Bundesstaat North Carolina, der sich in sozialen Netzwerken politisch äußerte - dem Sender CNN zufolge auch kritisch über Trump.

Erstes Attentat vor zwei Monaten bei Wahlkampfveranstaltung

Erst im Juli hatte es einen schwerwiegenden Anschlag gegeben, als ein Schütze in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania während einer Wahlkampfveranstaltung das Feuer auf Trump eröffnete. Der Republikaner wurde am Ohr verletzt, ein Besucher kam ums Leben. Sicherheitskräfte töteten den Schützen, dessen Motiv bis heute nicht klar ist.

Der Vorfall markiert eine Zäsur im Wahlkampf. Politikerinnen und Politiker verurteilten über Parteigrenzen hinweg politische Gewalt. Trump hielt sich danach zunächst ungewöhnlich zurück, verfiel aber nur wenige Tage später auf dem Parteitag der Republikaner wieder in seine übliche aggressive Rhetorik. Nach dem Attentat in Butler nahm die Chefin des Secret Service ihren Hut, die Sicherheitsvorkehrungen bei Trumps Wahlkampfveranstaltungen wurden verschärft.

Harris: Gewalt hat keinen Platz in Amerika

Der 78-Jährige Trump will nach der Wahl im November wieder ins Weiße Haus einziehen, er tritt gegen die Demokratin Kamala Harris an. Seine Kontrahentin, seit 2021 Vizepräsidentin der USA, erklärte nach dem Vorfall in Florida, sie verurteile politische Gewalt: „Gewalt hat keinen Platz in Amerika.“ Gleichzeitig fand sie mahnende Worte: „Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, dass dieser Vorfall nicht zu weiterer Gewalt führt.“ Erst vergangene Woche hatten sich Harris und Trump in einem TV-Duell einen heftigen Schlagabtausch geliefert, bei dem die Demokratin den Republikaner immer wieder in die Enge trieb.

Trump: „Ich werde für euch kämpfen“

Politisch motivierte Aggression und Gewalt im Wahlkampf stellen das Land auf die Probe. Nach dem Attentat im Juli machte Trumps Vizekandidat J.D. Vance trotz des ungeklärten Motivs schnell US-Präsident Joe Biden für das Attentat verantwortlich. Trump nutzte die Attacke damals zum Einwerben von Spenden, sein Wahlkampfteam verkaufte T-Shirts mit einem ikonischen Foto des Vorfalls, auf dem Trump mit Blut am Gesicht die Faust in die Höhe reckt.

Auch jetzt dauerte es wieder nicht lange, bis Trump Nachrichten mit Spendenaufrufen verschickte. „Es gibt Menschen auf dieser Welt, die alles Notwendige tun, um uns zu stoppen“, hieß es in einer dieser Nachrichten. „Ich werde nicht aufgeben, für euch zu kämpfen. Ich werde niemals aufgeben.“

Immer wieder politische Gewalt in den USA

Der Vorfall wirft auch Fragen zur Sicherheit der Präsidentschaftskandidaten auf. Dem Verdächtigen scheint es immerhin gelungen zu sein, mit einer schweren Waffe bis auf wenige hundert Meter an Trump heranzukommen. Der zuständige Sheriff sagte, dass Trump weniger Schutz genieße als ein amtierender Präsident. „Er ist nicht der amtierende Präsident - wenn er es wäre, hätten wir den gesamten Golfplatz umstellt“, sagte er.

Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis, der Trump im Wahlkampf unterstützt, kündigte eigene Ermittlungen des Bundesstaats an. Diese sollten „die Wahrheit“ über den Vorfall ans Licht bringen.

Gewalt gegen hochrangige Politiker hat es in den USA immer wieder gegeben - auch Präsidenten wurden mehrmals zur Zielscheibe. 1865 wurde US-Präsident Abraham Lincoln in der Loge eines Theaters in der Hauptstadt Washington erschossen, während er eine Komödie verfolgte. US-Präsident John F. Kennedy wurde bei einem Attentat am 22. November 1963 in Dallas im Bundesstaat Texas erschossen. Als Präsident Ronald Reagan 1981 in Washington angeschossen wurde, warf sich ein Leibwächter schützend über ihn.

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