Politik

Wieder heftige israelische Luftangriffe in Beirut

Die libanesische Metropole Beirut wurde in der Nacht erneut von schweren Luftangriffen des israelischen Militärs getroffen. Berichten zufolge war der Luftangriff möglicherweise auf Haschim Safi al-Din, den Chef des Exekutivrats der Hisbollah, gerichtet. Safi al-Din gilt als aussichtsreicher Nachfolger des kürzlich bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getöteten Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah.
04.10.2024 09:18
Aktualisiert: 04.10.2024 09:18
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ein Treffen der Hisbollah-Führung in einem unterirdischen Bunker, an dem auch Safi al-Din teilgenommen haben soll, wurde laut "New York Times" von der israelischen Armee angegriffen, basierend auf Angaben dreier israelischer Beamter. Ob Safi al-Din tatsächlich im Bunker war, bleibt unklar. Das israelische Militär gab keine Stellungnahme zu den nächtlichen Luftangriffen ab.

Nach Informationen libanesischer Sicherheitsquellen ereigneten sich die Luftangriffe wieder in den südlichen Vororten von Beirut, die von der Hisbollah dominiert werden. Videos zeigten Detonationen und riesige Flammen, die den Nachthimmel erhellten. Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Gebäude zur Evakuierung aufgerufen. Während die Luftangriffe andauerten, kämpften israelische Bodentruppen im Südlibanon gegen die Hisbollah. Ziel Israels ist es, die pro-iranische Schiitenmiliz aus Grenznähe zu vertreiben, damit etwa 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurückkehren können.

Pentagon: Gespräche mit Israel über Antwort auf iranischen Angriff

Die USA führen weiterhin Gespräche mit Israel über eine mögliche Antwort auf einen jüngsten iranischen Raketenangriff. Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh äußerte: "Wir beraten über die Reaktion, aber Details zu Zielen offen zu legen, wäre nicht sinnvoll." US-Präsident Joe Biden hatte zuvor angekündigt, dass die USA und Israel über einen möglichen Angriff auf iranische Ölanlagen diskutieren. Diese Aussage sorgte für Unsicherheit auf den Märkten.

Heute wird in Israel der zweite Tag des jüdischen Neujahrs gefeiert. Nach Irans Raketenangriffen im April dauerte es fünf Tage, bis Israel mit einem Gegenschlag reagierte. Die islamistische Hamas rief zu Solidaritätsaktionen weltweit auf, die bis zum Jahrestag des Gaza-Kriegs am 7. Oktober andauern sollen.

Am 7. Oktober 2023 hatten Hamas-Kämpfer mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser des Gaza-Kriegs. Seither greift die Hisbollah aus dem Libanon Israel an, um Solidarität mit der Hamas zu zeigen. Auch in der letzten Nacht heulten in Nordisrael wieder die Sirenen, da ein Flugobjekt abgefangen wurde.

Zahlreiche Tote durch israelischen Luftangriff im Westjordanland

Auch im Westjordanland führt Israels Militär verstärkte Luftangriffe durch. Ein israelisches Kampfflugzeug bombardierte ein Café in Tulkarm, wodurch mindestens 18 Menschen starben, wie das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah meldete. Die Verletztenzahl blieb zunächst unbekannt. Dieser Luftangriff, der Hamas-Führer Sahi Jasser Abd al-Rasegh Ufi galt, war der erste dieser Art seit Jahren im Westjordanland. Palästinensische Berichte bestätigen zudem den Tod des Islamischen Dschihad-Führers Gaith Radwan.

Im Rahmen der israelischen Bodenoffensive forderte das Militär die Zivilbevölkerung in mehreren libanesischen Städten zur Evakuierung auf. Die Einwohner sollen sich etwa 60 Kilometer südlich der Grenze in Sicherheit bringen. Laut dem "Wall Street Journal" hat das Militär keine Pläne für einen großangelegten Krieg im Libanon. Die Operation zielt derzeit auf die Zerstörung von Hisbollah-Tunneln und Waffendepots ab. Bei den Kämpfen wurden bislang neun israelische Soldaten getötet.

230 Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert

Israel wurde erneut von heftigen Angriffen aus dem Libanon getroffen. Die Hisbollah feuerte laut israelischen Angaben etwa 230 Raketen und Drohnen ab. Am Tag zuvor waren es noch 140 Geschosse. In vielen Städten Israels lösten die Sirenen Luftalarm aus. Einige Geschosse wurden abgefangen, andere landeten in unbewohnten Gebieten. Über Schäden oder Opfer gab es zunächst keine Berichte.

Obwohl die Hisbollah durch die israelischen Luftangriffe geschwächt wurde, bleibt sie eine effektive Guerillatruppe. "Die Hisbollah hofft auf eine stärkere israelische Bodenoffensive", zitiert die "Washington Post" einen ehemaligen libanesischen General. Hussein Ibish vom Arab Gulf States Institute erklärte gegenüber dem "Wall Street Journal": "Der Luftkrieg war erfolgreich, aber am Boden könnte die Hisbollah Israel in einen langwierigen Krieg ziehen."

Analyst: Israels Libanon-Taktik ähnelt Gaza-Vorgehen

Im Gegensatz zu früheren Bodenoffensiven, die Israel nur wenige Sicherheitsgewinne einbrachten, ähnelt der aktuelle Krieg im Libanon eher der Taktik gegen die Hamas im Gazastreifen, so Sanam Vakil von Chatham House. "Israel könnte die Drohung einer langfristigen Präsenz als Druckmittel nutzen", so Vakil.

Die Hisbollah lehnt bisher jeglichen israelischen Druck ab, ihre Angriffe zu stoppen, solange es keine Waffenruhe im Gazastreifen gibt. Die Friedensbemühungen der USA, Katars und Ägyptens scheiterten bislang.

Die US-Regierung verteidigte Israels Angriffe im Libanon. "Wir sehen nichts, das darauf hindeutet, dass Israel andere Ziele angreift als eine Terrororganisation", sagte der US-Außenamtssprecher Matthew Miller.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus für die Chefetage: DAX-Vorstände kassieren das 41-Fache ihrer Mitarbeiter
14.08.2025

Während die Wirtschaft stagniert, steigen die Managergehälter: DAX-Vorstände verdienen im Schnitt das 41-Fache ihrer Mitarbeiter – und...

DWN
Politik
Politik Trump öffnet Chip-Schleusen für China: Sicherheit nur noch zweitrangig
13.08.2025

Trotz jahrelanger Warnungen vor Pekings Militärambitionen gibt Trump den Verkauf modernster US-Chips an China frei – und stellt Profit...

DWN
Politik
Politik Bedrohung durch Russland? Estland weist russischen Diplomaten aus
13.08.2025

Die Beziehungen zwischen Russland und Estland sind seit Jahren konfliktgeladen und angespannt. Nun weist das EU- und Nato-Land einen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wegen EU-Sanktionen: China verhängt Sanktionen gegen zwei EU-Banken
13.08.2025

Im Konflikt um Russland-Sanktionen setzt Peking zwei europäische Geldhäuser auf seine Sanktionsliste. Es handelt sich um eine...

DWN
Politik
Politik 100 Tage schwarz-rote Koalition: SPD kritisiert Union
13.08.2025

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch fordert 100 Tage nach dem Start der schwarz-roten Koalition, Probleme in der Zusammenarbeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Perplexity AI will Chrome übernehmen: KI-Suchmaschine bietet Milliarden
13.08.2025

Ein KI-Start-up wagt den Angriff auf Google: Perplexity AI will mit seiner KI-Suchmaschine den Chrome-Browser für Milliarden übernehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse: Attraktive Benefits als Alternative zur Gehaltserhöhung
13.08.2025

Smartphone, Kita-Gebühr, Rad oder Deutschlandticket: Mit diesen zehn Gehaltsextras können Beschäftigte Steuern und Abgaben sparen. Wie...