Technologie

Durch Trick: Intel-Werk in Magdeburg könnte 40 Prozent günstiger werden

Der US-Konzern Intel hat den Bau seiner großen Chipfabrik in Magdeburg verschoben. Wenn das Projekt nicht komplett abgesagt wird, könnte der verspätete Bau deutlich geringere Kosten verursachen.
10.10.2024 12:52
Aktualisiert: 10.10.2024 12:52
Lesezeit: 2 min
Durch Trick: Intel-Werk in Magdeburg könnte 40 Prozent günstiger werden
Die Bagger stehen still auf dem Intel-Baugelände in Magdeburg. (Foto:dpa) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Die Kosten für den verzögerten Bau einer großen Chipfabrik von Intel in Magdeburg könnten im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen um rund 40 Prozent sinken. Das sagte der Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind), Rafael Laguna, in einem Interview mit dem Fachdienst "Tagesspiegel Background - Digitalisierung & KI". Der Chipkonzern hatte Mitte September angekündigt, den Bau des neuen Werks in Magdeburg auf Eis zu legen. Das Projekt werde voraussichtlich um zwei Jahre verzögert, teilte Firmenchef Pat Gelsinger mit. Intel kämpft mit Verlusten und hat ein Sparprogramm eingeleitet.

Wenn Intel erst in zwei Jahren anfange, könnten sie zu geringeren Kosten bauen, sagte Laguna. Der Trick: In Magdeburg entstünde dann keine ganz neu konzipierte Fabrik, sondern eine Kopie von den Chipfabriken, die aktuell in den USA gebaut werden. "Man geht davon aus, dass die Kosten dadurch circa 40 Prozent niedriger sein werden, sodass man auch vier Milliarden weniger Subventionen bräuchte." Die ursprünglichen Pläne von Intel sahen eine Investition von rund 30 Milliarden Euro in Magdeburg vor. Die Bundesregierung hatte geplant, die Ansiedlung mit bis zu zehn Milliarden Euro fördern.

Vier Milliarden für Mikroelektronik

Laguna sagte, natürlich könne das Projekt auch ganz ausfallen. "Das wäre sehr schade." Der Sprind-Direktor plädierte dafür, die ursprünglich vorgesehenen Subventionen nicht zum Stopfen von irgendwelchen Haushaltslöchern zu verwenden. Der Experte empfahl der Politik, von den ursprünglich geplanten zehn Milliarden Euro für die Chipfabrik in Magdeburg sechs Milliarden unangetastet zu lassen. Die restlichen vier Milliarden könnte man ins breite Ökosystem der Mikroelektronik investieren.

Im Bereich der Mikroelektronik passiere viel, sagte Laguna. "Allein beim IPCEI Mikroelektronik werden 40 Firmen gefördert und wir haben vielversprechende Start-ups wie Black Semiconductor aus Aachen." Die Abkürzung IPCEI steht für "Important Project of Common European Interest" und bezeichnet wichtige Innovationsprojekte in Bereichen wie der Mikroelektronik. IPCEI können als Ausnahme vom Verbot staatlicher Beihilfen in der Europäischen Union bis zur ersten gewerblichen Nutzung gefördert werden.

Laguna betonte, für die Entwicklung der europäischen Chipindustrie braucht es jedoch noch viel mehr Geld. "Daher sind wir auch dabei, ein Konzept zu schreiben, wie man das Ökosystem mit den frei werdenden vier Milliarden Euro weiter befeuern könnte."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...