Politik

10.000 Nordkorea-Soldaten in Russland - Pentagon warnt vor Eskalation im Ukraine-Krieg

Lesezeit: 3 min
29.10.2024 07:04  Aktualisiert: 29.10.2024 07:04
Laut dem US-Verteidigungsministerium wurde eine Truppe von rund 10.000 nordkoreanischen Soldaten nach Russland entsandt. "Wir gehen davon aus, dass Nordkorea insgesamt etwa 10.000 Soldaten zur Ausbildung nach Ostrussland geschickt hat, die wahrscheinlich in den kommenden Wochen die russischen Kräfte nahe der Ukraine verstärken werden," erklärte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh.
10.000 Nordkorea-Soldaten in Russland - Pentagon warnt vor Eskalation im Ukraine-Krieg
Mitglieder der koreanischen Vietnamkrieg-Veteranenvereinigung versammeln sich zu einer Kundgebung in Seoul gegen die jüngste Stationierung nordkoreanischer Truppen in Russland (Foto: dpa).
Foto: Ahn Young-joon

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ein Teil dieser nordkoreanischen Soldaten ist bereits näher an die ukrainische Grenze herangerückt. Vermutet wird, dass diese Truppen bald im russischen Gebiet Kursk, nahe der Grenze zur Ukraine, zum Einsatz kommen.

Falls die nordkoreanischen Soldaten tatsächlich aktiv auf dem Schlachtfeld kämpfen, würde dies zu einer Verschärfung der Lage führen und laut Singh "die zunehmende Verzweiflung" von Russlands Präsident Wladimir Putin unterstreichen, dessen Armee auf dem Schlachtfeld "außerordentliche Verluste" hinnehmen musste. "Es ist ein Hinweis darauf, dass Putin möglicherweise in größeren Schwierigkeiten steckt, als die Öffentlichkeit annimmt," sagte Singh weiter. Die Einbindung nordkoreanischer Soldaten im russischen Angriffskrieg könnte auch "schwerwiegende Konsequenzen für die Sicherheit in Europa und im indopazifischen Raum" haben, warnte Singh.

Russische Quellen bestätigen, dass die nordkoreanische Außenministerin Choe Son Hui erneut nach Moskau reisen soll, nachdem sie bereits im Januar für drei Tage die russische Hauptstadt besucht hatte. Präsident Putin streitet die Präsenz nordkoreanischer Soldaten nicht ab und wies darauf hin, dass auch die Ukraine auf Personal aus Nato-Staaten zurückgreife.

Selenskyj fordert Nato-Unterstützung beim Nordischen Rat

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte erneut vor einer Eskalation, sollte Russland tatsächlich nordkoreanische Soldaten im Konflikt einsetzen. Bei seinem Auftritt in Island vor dem Nordischen Rat forderte er die Regierungschefs von Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegen und Island zu verstärkter Militärhilfe und einer Einladung zum Nato-Beitritt auf.

Ein formaler Nato-Beitritt der Ukraine während des andauernden russischen Angriffskriegs sei nicht zu erwarten, jedoch hoffe man auf ein klares Zeichen in Form einer Beitrittseinladung, betonte Selenskyj in seiner Rede in Reykjavik.

"Schutzwall gegen Russlands Ambitionen"

Selenskyj forderte die Regierungschefs des Nordischen Rates auch auf, Druck auf Deutschland auszuüben. Er wünsche sich eine "politische Entscheidung, die geopolitische Klarheit für die Ukraine und ganz Europa schafft und uns in Verhandlungen mit Russland stärkt", sagte er. Eine Einladung an die Ukraine, der Nato beizutreten, würde das Land zu einem "unüberwindbaren Schutzwall gegen Russlands imperiale Ambitionen" machen. Die Ukraine verdiene eine klare Antwort, so Selenskyj weiter. "Bitte arbeiten Sie mit Partnern in ganz Europa – besonders in Berlin – zusammen, um diese geopolitische Klarheit gemeinsam zu erreichen."

Auch im Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weiteren europäischen Regierungschefs drängte Selenskyj diesen Monat auf eine zügige Nato-Einladung. Diese Forderung stellt das Kernstück seines sogenannten "Siegesplans" gegen den russischen Angriffskrieg dar, der nunmehr fast 1.000 Tage andauert. Der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, soll heute (19.30 Uhr Ortszeit; Mittwochmorgen deutscher Zeit) US-Außenminister Anthony Blinken in Washington treffen.

Präsident fordert Rüstungsinvestitionen

Selenskyj dankte Dänemark und anderen Staaten für bisherige Militärhilfe und die Investitionen in die Rüstungsproduktion in der Ukraine. Sein Land brauche dauerhaft Artilleriegeschosse und Drohnen, um unabhängig von möglichen Lieferschwierigkeiten oder sich verändernden politischen Stimmungen zu sein.

"Wir sehen, dass Putin seine Waffenproduktion ausbaut und Schurkenregime wie Pjöngjang ihn dabei unterstützen. Nächstes Jahr plant Putin, ebenso viel Munition zu produzieren wie die EU. Um das zu verhindern, müssen wir jetzt handeln," forderte Selenskyj. Er plädierte daher für verstärkte Investitionen in die Waffenproduktion, insbesondere für Langstreckenwaffen und Drohnen, die als "Schlüsselwerkzeuge zur Einschränkung der russischen Fähigkeiten" dienen sollen.

Er appellierte an die Mitglieder des Nordischen Rates, Artilleriegeschosse in Drittstaaten zu kaufen, um die ukrainischen Soldaten an der Front zu unterstützen. "Unser Team wird Sie mit den nötigen Informationen zu den Ländern versorgen, die diese Munition liefern können." Darüber hinaus rief er die Staaten dazu auf, ihre eigene Verteidigungsindustrie weiterzuentwickeln. "Europa braucht industrielle Stärke und Unabhängigkeit von anderen Teilen der Welt," unterstrich Selenskyj.

Verletzte nach neuem Angriff in Charkiw

In Charkiw, einer Stadt im Osten der Ukraine, wurden bei einem russischen Luftangriff auf das historische Derschprom-Gebäude mindestens sieben Menschen verletzt, wie die örtlichen Behörden meldeten. Selenskyj verurteilte den Angriff auf das bekannte Konstruktivismus-Gebäude, das als erstes sowjetisches Hochhaus unter kommunistischer Herrschaft errichtet worden war und Anwärter für die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO ist.

Auch andere Städte wurden erneut Ziel russischer Angriffe. Selenskyj forderte, den Druck auf Russland weiter zu erhöhen und das Land durch zusätzliche Sanktionen weiter zu isolieren.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...