Finanzen

Goldpreis: Nicht jeder Anleger ist von Trump-Aktienrally überzeugt - was nun wichtig ist!

Seit der Wiederwahl von Donald Trump steigen die Aktienkurse an den US-Börsen kräftig. Aktien von Unternehmen wie Tesla oder Anbieter aus der Kryptowährungsbranche haben nach Trumps Wahlsieg zugelegt. Doch nicht alle Anleger und Börsenprofis trauen dem Aufschwung, auch US-Starinvestor Warren Buffett zeigt sich vorsichtig. Was heißt das für den Goldpreis und für Goldanleger?
15.11.2024 12:11
Aktualisiert: 15.11.2024 12:11
Lesezeit: 6 min
Goldpreis: Nicht jeder Anleger ist von Trump-Aktienrally überzeugt - was nun wichtig ist!
Goldbarren: Der Goldpreis leidet unter der Aktienrally, die von Trumps Wahlsieg ausgelöst wurde - das könnte sich aber bald ändern (Foto: dpa). Foto: Uli Deck

Der berühmte Investor Warren Buffett setzt auf eine vorsichtige Strategie und hortet Milliarden – ein Zeichen, das viele Anleger stutzig macht. Der renommierte Ökonom Barry Eichengreen spricht gar von einem „Zuckerrausch“ an den Märkten und warnt vor den wirtschaftlichen Risiken.

Nach Trump-Sieg: US-Börsen legen Aufwärtsrallye hin

Nach Donald Trumps Wahlsieg verzeichnen die Wall Street und die Nasdaq-Börse Rekordwerte. Seit klar ist, dass Donald Trump erneut als US-Präsident ins Weiße Haus einzieht, legte der Dow Jones 30 Industrial 2,6 Prozent zu. Der marktbreite S&P 500 verzeichnete innerhalb einer Woche nach dem Wahlsieg ein Plus von 2,1 Prozent und der Technologieindex Nasdaq 100 stieg 2,3 Prozent. Das erscheint nicht viel, doch die Aktienindizes markierten dabei neue Rekordhochs und ein Sieg Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen war von den US-Börsen bereits im Vorfeld eingepreist worden - die Aufwärtsrallye begann also schon viele Wochen vor der eigentlichen Wahl. So kletterte der S&P 500 beispielsweise in den drei Monaten zwischen Mitte August und Mitte November 2024 annähernd 10 Prozent, ebenso der Dow Jones. Der Nasdaq 100 erzielte sogar ein Kursplus von 10,6 Prozent.

Die starke Marktreaktion mag überraschen, da viele Investoren - wie bereits erwähnt - vorab von einem Sieg Trumps ausgegangen waren. Die Ursachen für diese Kursrallye, auch wenn nicht alle Anlageklassen davon profitieren, liegen vor allem in Trumps wirtschaftspolitischen Vorhaben. Diese sind so bedeutend, dass sie schon jetzt tiefe Spuren an den US-Börsen hinterlassen. Unter anderem plant der neue US-Präsident Zölle und niedrigere Steuern. Zudem will er illegale Einwanderung reduzieren. Diese Maßnahmen könnten zu höherer Inflation führen. Ökonomen sehen daher wenig Raum für Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed. Der Dollar gewann deshalb an Wert.

"Trump gilt als Verfechter niedrigerer Steuersätze für Unternehmen, weniger Regulierung und einer wachstumsorientierten Industriepolitik", so Analyst Marc Pinto von Janus Henderson. Das könnte der US-Wirtschaft Impulse geben und Aktien begünstigen. Pinto erinnert in seinem Statement an Trumps ersten Wahlsieg: "Bei der US-Wahl 2016 hatte der S&P 500 vom Vortag der Präsidentschaftswahl bis Jahresende um knapp 5 Prozent zugelegt, was als 'Trump-Rally' in die Geschichte einging. Wir erwarten dieses Mal einen ähnlichen Trend." Doch nicht alles sieht der Aktienexperte positiv - und rät zur Vorsicht: "Längerfristig zeigt die Geschichte jedoch, dass es für die Aktienmärkte relativ egal ist, welche Partei an der Macht ist." Das liege daran, so Pinto weiter, dass es auf lange Sicht nicht die Wahlen seien, die für die Aktienrenditen ausschlaggebend sind, sondern Faktoren wie Unternehmensgewinne, Wirtschaftswachstum und Zinsniveau.

Auch andere Börsenprofis halten die Börsenrallye nicht für einen Selbstläufer. Und mancher Ökonom sieht Trumps Pläne für die US-Wirtschaft sogar negativ.

Buffett geht auf Nummer sicher: Ein Warnsignal für den Markt?

Donald Trump gewann die US-Wahl vor allem mit seinem Versprechen, die Wirtschaft anzukurbeln und „America First“ zu stärken. Seine Pläne umfassen höhere Importzölle und wirtschaftliche Protektionismusmaßnahmen. Doch das "Orakel von Omaha" Warren Buffett, bekannt für seine langfristigen Investitionen, vertraut dem Aufschwung nicht. Statt in neue Investments zu gehen, hat er das Cash-Polster seines Unternehmens Berkshire Hathaway im letzten Quartal weiter erhöht, auf nun über 325 Milliarden Dollar. Dies entspricht mehr als 28 Prozent seines Anlageportfolios – ein Rekordwert. „Weiß Warren Buffett etwas, was wir nicht wissen?“, fragt das Wall Street Journal besorgt.

Die Tatsache, dass Buffett große Summen in sichere US-Staatsanleihen und Bargeld investiert, während die US-Börsen boomen, hat viele Investoren aufhorchen lassen. Denn in der Vergangenheit hat Buffett oft rechtzeitig auf Marktverwerfungen hingewiesen, indem er Kapital sicherte.

Tatsächlich sprechen auch andere Börsenexperten an der Wall Street über gefährliche Renditeniveaus bei Anleihen. Vincent Mortier, Chief Investment Officer von Amundi, dem größten Vermögensverwalter in Europa, befürchtet, dass die Euphorie am Aktienmarkt nicht lange anhalten könnte. „Wir werden vermutlich in den kommenden Tagen einige Gewinne realisieren“, sagte Mortier gegenüber Bloomberg. Amundi sei auf eine Trump-Sieges-Rally vorbereitet gewesen, inzwischen sei jedoch Vorsicht geboten.

Für Ökonomen wie Barry Eichengreen liegt in Trumps politischem Kurs die Gefahr einer Überhitzung des Marktes. Der Professor der University of California erklärt, dass die Euphorie über die Wahl Trumps auf wirtschaftlichen Versprechungen beruht, die langfristig jedoch erhebliche Unsicherheiten bergen könnten. „Die Märkte erleben eine Art Zuckerrausch“, sagt Eichengreen im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Er führt weiter aus: „Die Unsicherheit darüber, wohin das Land steuert, hat abgenommen, weil die Wahl eindeutig entschieden ist. Aber Trump ist mit seiner erratischen Politik eine Unsicherheitsmaschine.“ Seiner Einschätzung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Unsicherheiten wieder bemerkbar machen. Besonders kritisch sieht Eichengreen Trumps Pläne zur Handelspolitik, die hohe Zölle auf Importe vorsehen, was einen neuen Handelskrieg mit China und Europa provozieren könnte. Für Eichengreen ist klar: „Kaum jemand wird Trump aufhalten können, denn er hat die Macht, die Handelspolitik der USA neu zu gestalten.“

Es ist also Vorsicht geboten, da die Märkte empfindlich auf Trumps Politik reagieren könnten, sollten seine Maßnahmen nicht die erhoffte wirtschaftliche Stabilität bringen.

Goldpreis bleibt kurzfristig unter Druck - und langfristig?

Die Wahl Trumps zum Präsidenten hat die US-Börsen und Finanzmärkte in Hochstimmung versetzt. Die US-Aktienmärkte und der Dollar legen kräftig zu, während Bitcoin neue Höchstwerte erreicht. Nur der Goldpreis verzeichnet Verluste - und die Entwicklung des Goldkurses hängt sehr mit der Aktienrallye zusammen. Denn: Das gestiegene Vertrauen in die US-Finanzmärkte wirkt sich auf den Goldpreis eher negativ aus. Seit Trumps Wahlsieg ist Gold mehr als 5 Prozent im Wert gefallen. Der Goldpreis-Rekord vom 30. Oktober bei 2.787,29 US-Dollar ist damit in weite Ferne gerückt. Und auch am letzten Tag der Handelswoche zeigt sich der Goldpreis alles andere als bullish.

Solange sich die Aktienmärkte weiter positiv entwickeln, dürfte der Wert des gelben Edelmetalls auch künftig noch eine Weile unter Druck stehen. Eine langfristige Goldprognose ist das jedoch nicht. Wie bereits geschrieben, ist US-Ökonom Eichengreen nicht von Trumps Wirtschaftspolitik überzeugt und US-Starinvestor Warren Buffett setzt auf Anleihen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Entwicklung der US-Aktienmärkte auf wackligen Beinen steht. Hinzu kommt, dass die geplante Politik Donald Trumps die Handelsbeziehungen der USA zu China belasten dürfte - und das dürfte sich dann tendenziell positiv auf den Goldpreis auswirken. Während seiner ersten Amtszeit führte Trump einen Handelskrieg gegen China, geprägt durch Zölle und eine harte Rhetorik. Experten erwarten, dass Trump diese Linie nicht nur fortsetzt, sondern weiter verschärft. Ein Anstieg geopolitischer Spannungen, insbesondere durch eine verschärfte US-Position zu Taiwan, könnte die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen weiter anheizen.

Bei Kryptowährungen hingegen scheint der Trump-Aufschwung eine stabilisierende Wirkung zu haben. Die wichtigste Kryptowährung erzielte mehrere Handelstage hintereinander ein Allzeithoch. Zuletzt lag das Bitcoin-Rekordhoch bei 93.208,26 US-Dollar, aufgestellt am 13. November. Doch auch bei Kryptowährungen ist Vorsicht geboten: Digitale Währungen wie Bitcoin und Ethereum profitieren bisher von der Marktstimmung - und von den Anlegern, die sich von klassischen Anlagen wie Gold abwenden. Allerdings könnte eine Rückkehr der Unsicherheit auch diesen Markt erschüttern, da Kryptowährungen traditionell stark auf makroökonomische Veränderungen reagieren.

Goldpreis, Bitcoin & Co.: Wie sollten sich Anleger jetzt verhalten?

Für Anleger ist es entscheidend, sich in der gegenwärtigen Situation strategisch zu positionieren. Die Tatsache, dass die US-Börsen aktuell einen Boom erleben, könnte kurzfristig attraktiv erscheinen, birgt jedoch mittelfristig Risiken. Ein mögliches Szenario könnte eine Abschwächung des Marktes sein, sollten Trumps aggressive Zollpolitik und die hohe Staatsverschuldung zu wirtschaftlichen Problemen führen. Mit der Mehrheit der Republikaner im Senat und im Repräsentantenhaus wird Donald Trump der mächtigste US-Präsident aller Zeiten sein, er kann nahezu ohne Sicherheitsgurt und Bremse durchregieren.

Für Ökonom Barry Eichengreen beeinflussten einzig und allein die Börsen Trumps Handeln. Er hebt in diesem Zusammenhang hervor: "Die Finanzmärkte könnten die entscheidende Bremse sein." Anlegern rät er daher, die langfristigen Folgen von Trumps Politik genau zu beobachten und nicht ausschließlich auf kurzfristige Gewinne zu setzen. Gerade Investoren, die langfristig planen, sollten defensive Strategien in Betracht ziehen, wie Buffett es vorgemacht hat.

Langfristig denken und diversifizieren

Die aktuellen Entwicklungen an den US-Börsen bieten ein zwiespältiges Bild: Einerseits sorgt Trumps Wiederwahl und sein wirtschaftsfreundlicher Kurs für steigende Aktienkurse. Andererseits wächst bei Investoren die Sorge, dass die Märkte langfristig nicht so stabil sind, wie sie derzeit scheinen. Buffett selbst deutet mit seiner Zurückhaltung bereits an, dass er den aktuellen Aufschwung nicht als nachhaltig ansieht und auf Sicherheit setzt. Barry Eichengreen warnt zudem vor Trumps unberechenbarer Politik und den daraus resultierenden Risiken für den globalen Handel.

Obwohl die US-Börsen in den vergangenen Monaten starke Zuwächse verzeichneten, bleibt die Lage also unsicher. Langfristig orientierte Investoren sollten sich nicht nur auf die aktuelle Euphorie verlassen, sondern auch auf eine mögliche Rückkehr der Marktunsicherheiten vorbereitet sein. Die Entwicklung im Goldmarkt, der Aufschwung bei Kryptowährungen und das Verhalten von Investoren wie Buffett zeigen: Wer sich auf die langfristige Perspektive konzentriert und diversifiziert, könnte bei potenziellen Marktkorrekturen besser dastehen.

Für Sie als Anleger gilt also, trotz des Booms an den US-Börsen Ruhe zu bewahren und mit Bedacht in die Zukunft zu blicken. Die Kombination aus steigenden Kursen und wachsenden Unsicherheiten erfordert eine flexible Anlagestrategie, die sowohl Sicherheit als auch Wachstumschancen berücksichtigt. Richten Sie beispielsweise einen Sparplan mit ETFs auf den MSCI World ein und setzen Sie parallel auf Zinsprodukte wie Anleihen oder Tagesgeld. Mit einer Investition in physisches Gold, also Goldbarren oder Goldmünzen, können Sie Ihr Wertpapierdepot absichern. Beachten Sie aber, dass Sie niemals mehr als 10 Prozent Gold in Ihrem Portfolio haben - und behalten Sie immer den Goldpreis im Blick.

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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