Professor Oliver Falck vom Ifo-Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien hebt hervor, wie dringend eine umfassende Reform nötig sei: "Die Kosten von Nichtstun sind riesig, gemessen am Wachstumspotenzial, das im Bürokratieabbau schlummert." Untersuchungen des Instituts zeigen, dass ein Rückgang der Bürokratie auf das Niveau von Schweden das deutsche Bruttoinlandsprodukt jedes Jahr um besagte 146 Milliarden Euro steigern könnte.
Zusätzlich sieht Falck in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung eine große Chance zur Entlastung der Unternehmen: "Würde Deutschland bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung auf das Niveau von Dänemark aufschließen, wäre die Wirtschaftsleistung um 96 Milliarden Euro pro Jahr höher." Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen leiden unter der Last des Verwaltungsaufwands, wie auch Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, betont. Bürokratische Vorgaben wie Nachweispflichten, Statistikmeldungen und ständig veränderte Gesetze bürden Unternehmen erhebliche Zusatzkosten auf. Diese Belastungen müssen, so die Forderung, auf den Prüfstand.
Der Bürokratiekostenindex (BKI): Messinstrument für bürokratische Belastungen
Zur Erfassung der Bürokratiekosten in Deutschland wurde der Bürokratiekostenindex (BKI) eingeführt. Dieses Instrument soll die Entwicklung der Bürokratiekosten und den damit verbundenen Aufwand, den Unternehmen bei der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben betreiben müssen, transparent darstellen. Dazu zählen Pflichten wie das Stellen von Anträgen, das Erfüllen von Nachweispflichten sowie Melde- und Kennzeichnungspflichten. Der BKI bildet nicht nur den klassischen "Papierkram" ab, sondern auch Aufwände, die durch die Erfüllung bundesrechtlicher Vorgaben entstehen, wie etwa Überwachungsmaßnahmen oder Anpassungen interner Prozesse.
Der BKI basiert auf den Bürokratiekosten zum Stand vom 1. Januar 2012 und wird seither durch das Statistische Bundesamt regelmäßig aktualisiert. Das Ziel ist, einen Überblick über die Bürokratiekosten zu geben und eine Reduzierung dieser Kosten zu fördern. Werden neue Regelungen beschlossen, die Unternehmen entlasten, sinkt der Index. Im Gegensatz dazu steigen die Werte, wenn neue bürokratische Anforderungen hinzukommen. Die Entwicklungen im BKI werden vierteljährlich veröffentlicht und sind in der Online-Datenbank OnDEA des Statistischen Bundesamts öffentlich einsehbar.
Das Belastungsbarometer: Bürokratiekosten durch amtliche Statistik
Ein weiterer Teil der Bürokratiekosten in Deutschland wird durch das sogenannte Belastungsbarometer erfasst, das den Aufwand für Unternehmen bei der Erfüllung amtlicher Statistikpflichten abbildet. Zum Jahresbeginn 2024 betrug die jährliche Belastung durch Statistikpflichten insgesamt 324 Millionen Euro, was weniger als ein Prozent der gesamten Bürokratiekosten ausmacht. Diese Daten bieten Einblicke in die zusätzlichen Aufwände, die Unternehmen aufgrund bundesrechtlicher Statistikpflichten entstehen.
Das Belastungsbarometer, ein Subindex des Bürokratiekostenindex, wird einmal jährlich berechnet und berücksichtigt nur Belastungen, die durch gesetzliche Änderungen verursacht werden. Konjunkturelle Effekte bleiben unberücksichtigt, sodass der direkte Einfluss gesetzgeberischer Entscheidungen auf die Statistikpflichten der Unternehmen sichtbar wird. Änderungen in diesen Pflichten werden erst zwei Jahre nach ihrem Inkrafttreten gemessen, damit die Auswirkungen auf den Unternehmensalltag realistisch bewertet werden können.
Fazit: Bürokratiekosten Deutschland auf dem Prüfstand
Die Bürokratiekosten in Deutschland, die jährlich bei 146 Milliarden Euro liegen, haben spürbare Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistung des Landes. Die aktuellen Ergebnisse des Bürokratiekostenindex und des Belastungsbarometers verdeutlichen die erhebliche Last, die durch die Erfüllung zahlreicher gesetzlicher Pflichten entsteht. Eine Reduzierung dieser Kosten durch Bürokratieabbau und eine stärkere Digitalisierung könnten die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nachhaltig stärken und das Wirtschaftswachstum deutlich ankurbeln.