Baywa-Sanierung: Verkäufe im Auslandsgeschäft als notwendiger Schritt
Laut einem Gutachten kann der stark verschuldete Baywa-Konzern durch eine Gesundschrumpfung gerettet werden. In einem zweiten Entwurf des Gutachtens, das im Juli in Auftrag gegeben wurde, wird die «Sanierungsfähigkeit» des unter einem Schuldenberg leidenden Münchner Unternehmens bestätigt. Diese Mitteilung veröffentlichte Baywa in einer Pflichtmitteilung für die Börse.
Alle vier Geschäftsbereiche – Agrar, Baustoffe, Energie und Technik – können dem Sanierungskonzept zufolge erhalten bleiben. Das Konzept sieht jedoch den Verkauf «bestimmter wesentlicher, insbesondere internationaler Beteiligungen» vor. Darüber hinaus fordern die Gutachter eine «organisatorische Verschlankung» sowie zahlreiche operative Einsparungen. Eine weitere Maßnahme zur Sanierung könnte die Ausgabe neuer Aktien mit Bezugsrecht für die bestehenden Aktionäre sein. Die Sanierung soll bis Ende Dezember 2027 abgeschlossen sein.
Dreistelliger Millionenverlust und weitere Herausforderungen
Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte Agrarhändler Deutschlands und spielt insbesondere im Süden und Osten des Landes eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung. Die Hauptaktionäre des Unternehmens sind Beteiligungsgesellschaften der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern und Österreich. In den ersten neun Monaten des Jahres erlitten die Baywa-Verluste einen Nettoverlust von fast 641 Millionen Euro. Zudem prüft die Finanzaufsicht Bafin seit etwa drei Wochen den Jahresabschluss 2023, da vermutet wird, dass das Unternehmen seine finanziellen Risiken möglicherweise falsch dargestellt hat.
Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Florian von Brunn, äußerte sich laut Mitteilung zu diesem Thema und sagte, es sei positiv, dass es eine wirtschaftliche Perspektive für Baywa gebe. «Neues Vertrauen hängt jedoch auch von den Ergebnissen der Prüfung durch die Bafin ab. Falls die Zahlen geschönt wurden, müssen drastische Konsequenzen folgen.»
Die Baywa-Krise wird zusätzlich durch die schwache Weltwirtschaftslage verschärft. In den ersten neun Monaten des Jahres liefen sowohl das Agrargeschäft als auch der Bereich der erneuerbaren Energien weitgehend schlecht. Lediglich im Obst- und Gemüsehandel sowie im Verkauf von Landmaschinen gab es Zuwächse.