Politik

Regierungsbefragung: Scholz warnt vor Stillstand bis zur Wahl

Zwei Wochen vor der Abstimmung über seine Vertrauensfrage im Bundestag stellt der Kanzler sich den Fragen der Abgeordneten. Dabei richtet er vor allem einen Wunsch an die Parlamentarier.
04.12.2024 16:30
Lesezeit: 2 min
Regierungsbefragung: Scholz warnt vor Stillstand bis zur Wahl
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nimmt an der Befragung der Bundesregierung im Plenarsaal im Bundestag teil. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Kanzler Olaf Scholz hat im Bundestag vor politischem Stillstand bis zur Neuwahl des Bundestags am 23. Februar gewarnt. In einer Regierungsbefragung forderte der SPD-Politiker die Opposition erneut zur Zustimmung zu mehreren Gesetzesvorhaben seiner rot-grünen Minderheitsregierung auf. „Die Zeit des Wahlkampfes ist nicht die Zeit des Stillstands. Man kann noch etwas tun“, sagte er. „Ich bitte Sie, dabei mitzuwirken.“

Beschlüsse zu Deutschlandticket und Einkommenssteuer gefordert

Die Regierung hat seit dem Bruch der Ampel-Koalition keine Mehrheit mehr und ist auf Unterstützung der Union oder des einstigen Partners FDP angewiesen. Konkret nannte Scholz vorgesehene Entlastungen bei der sogenannten kalten Progression bei der Einkommenssteuer, eine Erhöhung des Kindergelds und die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets im Nahverkehr. Zudem gehe es um eine Verlängerung der Mietpreisbremse für angespannte Wohnungsmärkte. Es wäre schlecht, wenn sie Ende nächsten Jahres auslaufe.

Zur Sicherung von Arbeitsplätzen in der Industrie brauche es zudem Sicherheit bei den Energiepreisen, machte der Kanzler deutlich. „Wir haben jetzt den Vorschlag gemacht, für das nächste Jahr mit den noch verfügbaren Mitteln einen Anstieg der Netzentgelte für die großen Überlandleitungen zu verhindern, die so wichtig sind und so viele Investitionen erfordern.“ Er bitte daher, den Vorschlag für eine Entlastung noch in diesem Jahr auch in diesem Parlament zu beschließen.

Scholz verteidigt Reise in die Ukraine, steht weiter zu Taurus-Absage

In der Befragung verteidigte Scholz auch seine jüngste Reise in die Ukraine. Für ihn sei gerade jetzt, vor diesem Winter mit seinen großen Gefahren zentral, mit der Ukraine darüber zu sprechen, was ihre Pläne seien, sagte er. „Das muss auch sehr ausführlich und intensiv geschehen.“ Die Union hatte ihm vorgeworfen, die Reise sei ein Wahlkampfmanöver.

Scholz verteidigte erneut seine Entscheidung, der Ukraine keine weitreichenden Taurus-Marschflugkörper zu liefern. Es komme jetzt auch darauf an, „einen kühlen Kopf zu bewahren.“

Sein Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verteidigte Scholz. Er betonte aber, dass keine Entscheidungen über die Köpfe der Ukrainer hinweg getroffen werden dürften.

Scholz verteidigt Wirtschaftspolitik

Seine Wirtschaftspolitik verteidigte Scholz. Die eingeleiteten Investitionen machten Wachstumsprozesse im Land möglich, „die viel größer sind als das, was wir in der Vergangenheit kennengelernt haben.“ Im Übrigen sei für Deutschland die aktuelle Schwäche der weltwirtschaftlichen Nachfrage „eine andere Herausforderung“ als für andere Länder.

Der Union warf Scholz vor, in ihrer Regierungszeit über mehrere Jahrzehnte viele bürokratische Hürden in Deutschland aufgebaut zu haben. Scholz verwies zudem auf die hohen Energiepreise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

Erste Befragung seit Aus der Ampel-Koalition

Scholz stellte sich erstmals seit dem Aus der Ampel-Koalition und der Neuwahl-Entscheidung den Fragen der Abgeordneten. In der kommenden Woche will er mit einem Antrag beim Bundestag die Vertrauensfrage stellen, über die dann am 16. Dezember abgestimmt werden soll. Damit will der Kanzler eine Neuwahl am 23. Februar herbeiführen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmwirkstoff ohne Alzheimer-Erfolg: Novo-Nordisk-Studie enttäuscht Anleger
24.11.2025

Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat mit seinem Abnehmmittel Semaglutid in einer Alzheimer-Studie einen Rückschlag erlitten. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...