Unternehmen

Institut: Ausbildungsmarkt in Deutschland stagniert

Der Ausbildungsmarkt steht still: Trotz wachsender Bewerberzahlen stagniert die Zahl der neuen Ausbildungsverträge. Unternehmen und Interessenten finden oft nicht zueinander – wirtschaftliche Herausforderungen und Passungsprobleme verschärfen die Situation. Welche Maßnahmen jetzt nötig sind, um den Fachkräftemangel langfristig zu vermeiden.
13.12.2024 08:36
Lesezeit: 1 min

Die nach dem Corona-Einbruch beobachtete leichte Erholung auf dem Ausbildungsmarkt scheint vorerst gestoppt. Nach einem Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den letzten drei Jahren ist deren Zahl in diesem Jahr wieder leicht gesunken. Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mitteilte, wurden bis zum Stichtag 30. September 486.700 duale Ausbildungsverträge neu abgeschlossen – 2.500 weniger als im Vorjahr und noch immer 38.300 weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Bewerber und Unternehmen finden nicht zueinander

Laut BIBB bleibt das Problem bestehen, dass viele Betriebe und Interessenten aus verschiedenen Gründen nicht zueinanderfinden: 70.400 Bewerber hatten bis zum Stichtag noch keine Lehrstelle. Dem standen 69.400 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Das Angebot an Ausbildungsstellen sank laut BIBB um 6.500 Plätze auf 556.100, während die Zahl der Interessenten um 4.200 auf 557.100 anstieg.

Konjunkturschwäche belastet den Markt

BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser bezeichnete die steigende Nachfrage zwar als positiv. "Andererseits sehe ich mit großer Sorge, dass die aktuelle konjunkturelle Schwäche offenbar auf den Ausbildungsmarkt übergreift, da die Zahl der neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträge nicht weiter wächst", erklärte er.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) äußerte sich besorgt. "Die sinkende Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist ein alarmierendes Signal", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Schwache Konjunktur und geplante Stellenkürzungen könnten den Ausbildungsmarkt weiter belasten. Sie appellierte an die Unternehmen, ihre Verantwortung für Ausbildung ernst zu nehmen. Andernfalls sei der Fachkräftemangel in Zukunft vorprogrammiert.

Wirtschaft fordert Lösungen für Passungsprobleme

"Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wirken sich auf den Ausbildungsmarkt aus. Besonders in der Industrie zeigen sich die globalen Herausforderungen, denen sich Ausbildungsbetriebe stellen müssen", sagte Nico Schönefeldt von der Deutschen Industrie- und Handelskammer.

Er ergänzte, dass neben wirtschaftlichen Herausforderungen auch berufliche, regionale und qualifikatorische Probleme die Verbindung von Angebot und Nachfrage erschweren. Als Lösung schlug er ein vergünstigtes Deutschlandticket für Azubis, eine verbesserte Berufsorientierung für Jugendliche und eine Stärkung der Ausbildungsreife vor.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Politik
Politik Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück
01.04.2025

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs...