Politik

Wahlen in Deutschland: Anteil von Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund steigt

Viele Menschen mit Migrationshintergrund sind wahlberechtigt. Diese Zahl steigt stetig und wird das Land in Zukunft entscheidend beeinflussen: Inzwischen hat ein Viertel der Erwachsenen einen Migrationshintergrund. Sie machten letzten Jahr zwölf Prozent aller Wahlberechtigen aus. Wie sich das traditionelle Wählergefüge in Deutschland langfristig ändert.
24.12.2024 16:58
Lesezeit: 2 min
Wahlen in Deutschland: Anteil von Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund steigt
Viele der Millionen Asylbewerber seit 2015 sind heute eingebürgert – und damit wahlberechtigt. (Foto: dpa) Foto: Stefan Puchner

Wenn am 23. Februar 2025 vorzeitig der neue Bundestag gewählt wird, werden weit über eine halbe Million Menschen wahlberechtigt sein, die 2021 noch keine deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, aber bis Ende 2023 eingebürgert wurden. Im vergangenen Jahr waren das gut 200.100 Personen, im laufenden Jahr werden noch mehr erwartet. Denn mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Land rückt die Möglichkeit näher, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Hinzu kommt vor allem, dass die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts am 27. Juni 2024 in Kraft trat. Ausländer können nun schon nach fünf, in Fällen „besonderer Integrationsleistung“ sogar nach nur drei Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen.

Hunderttausende eingebürgerte Migranten

Im vergangenen Jahr haben Wahlberechtigte mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland zwölf Prozent aller Wahlberechtigten für eine Bundestagswahl ausgemacht. Zehn Jahre zuvor lag ihr Anteil noch bei neun Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden auf Basis des Mikrozensus mitteilte. „Da sich die aktuellsten Ergebnisse auf das Jahr 2023 beziehen, geben die angegebenen Werte mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 nur annäherungsweise Auskunft“, erklärten die Experten.

Ein Viertel hat eine Migrationsgeschichte

Laut den Daten hatten 2023 rund 17,1 Millionen Menschen ab 18 Jahren und damit ein Viertel (25 Prozent) der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland eine Migrationsgeschichte. Davon wären 41 Prozent oder 7,1 Millionen Menschen bei einer Bundestagswahl wahlberechtigt gewesen. Das Bundesamt gab die Statistik anlässlich des Internationalen Tages der Migrantinnen und Migranten am 18. Dezember bekannt.

„Voraussetzung für die Wahlberechtigung bei einer Bundestagswahl ist neben der Volljährigkeit die deutsche Staatsbürgerschaft“, so die Statistiker. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Wahlberechtigten mit Einwanderungsgeschichte im Jahr 2023 besaß diese seit der Geburt.

Gut ein Drittel (37 Prozent) erwarb sie durch Einbürgerung und ebenfalls gut ein Drittel (35 Drittel) besaß die Staatsbürgerschaft aufgrund ihres Status als (Spät-)Aussiedlerin oder (Spät-)Aussiedler. Weniger als 1 Prozent der Wahlberechtigten mit Einwanderungsgeschichte erhielt sie demnach aufgrund einer Adoption durch mindestens einen deutschen Elternteil.

Im Schnitt seit 32 Jahren in Deutschland

Von den Erwachsenen, die selbst nach Deutschland eingewandert sind, waren 2023 mehr als ein Drittel (36 Prozent) wahlberechtigt. „Diese Wahlberechtigten lebten durchschnittlich bereits 32 Jahre in Deutschland“, hieß es. Von den volljährigen Nachkommen zweier eingewanderter Elternteile waren 71 Prozent wahlberechtigt.

Und wie steht es um die Wahlbeteiligung? Das Bundesamt verwies auf Daten der German Longitudinal Election Study (GLES) des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften von 2022. Demnach liegt die Wahlbeteiligung von Menschen ohne Einwanderungsgeschichte etwas höher als bei Menschen mit Einwanderungsgeschichte. „Die Werte scheinen sich aber anzunähern“, hieß es.

2021 sollen laut des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) 59 Prozent der Erstwähler mit Migrationshintergrund vorzugsweise die SPD gewählt haben, auch die Grünen schnitten überdurchschnittlich gut ab.

Menschen mit Migrationshintergrund werden mit jedem Jahr eine immer wichtigere Rolle für den Wahlkampf der Parteien spielen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase durch steigende Investitionen: Wie EU und deutsche Wirtschaft betroffen sind
30.11.2025

Die rasanten Investitionen in künstliche Intelligenz lassen Experten vor einer möglichen KI-Blase warnen. Droht diese Entwicklung, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Rüstungsindustrie im Aufschwung: USA profitieren von der Aufrüstung
30.11.2025

Europa versteht sich gern als Friedensmacht, die auf Diplomatie und Werte setzt, während in ihrem Inneren eine hochdynamische Sicherheits-...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland übernimmt ausländische Markenrechte: Mehr als 300 Brands gefährdet
30.11.2025

Ausländische Marken geraten in Russland zunehmend unter Druck, seit viele Unternehmen ihre Aktivitäten im Land eingestellt haben. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa im Schuldenstrudel: Warum die alten Mächte wanken und der Süden aufsteigt
29.11.2025

Europa war lange in zwei Gruppen geteilt. Es gab die Staaten mit fiskalischer Disziplin, angeführt von Deutschland, und die...