Technologie

Ende von Call-by-Call: Ein Ära der Billigvorwahlen geht zu Ende

Die Ära der Billigvorwahlen für Telefonate, bekannt als Call-by-Call, endet. Zum Jahreswechsel läuft das Marktmodell aus. Gründe für den Rückgang sind Flatrates und Internetdienste, die günstigere Alternativen bieten. Verbraucher sollten sich nun über neue Lösungen wie Auslandsflatrates oder Callthrough-Dienste informieren.
01.01.2025 10:26
Lesezeit: 2 min

Die Billigvorwahlen für Telefonate, bekannt als Call-by-Call, gehören der Vergangenheit an. Ein solches Marktmodell läuft zum Jahreswechsel aus, wie die Deutsche Telekom und der Verband der Telekom-Wettbewerber (VATM) auf Anfrage mitteilten. Es betraf ausschließlich Anrufe vom Festnetz, Mobiltelefonate waren nicht eingeschlossen.

Die Nachfrage nach Call-by-Call war zuletzt gering: Laut Bundesnetzagentur entfielen im Jahr 2023 nur noch 1,6 Prozent der Telefonminuten in Deutschland auf diese Vorwahlen. 2013 waren es 4,2 Prozent, und in den Nullerjahren lag der Anteil deutlich höher. Die Gründe sind klar: Flatrate-Tarife und Internetdienste ermöglichen bereits seit Jahren kostenlose Gespräche, wodurch Billigvorwahlen überflüssig wurden.

Entwicklung von Call-by-Call seit den 90er-Jahren

Zur Jahrtausendwende war Call-by-Call noch ein florierender Markt. Es bot eine kostengünstige Alternative zu den damals hohen Preisen der Deutschen Telekom, deren Monopol 1998 endete. Private Anbieter wie 01051 Telecom, 01050 com, Talkline und Tele2 nutzten die Öffnung des Netzes und boten Gespräche mit Einsparungen von bis zu 90 Prozent im Vergleich zu den regulären Tarifen der Telekom an.

Anfang der 2000er-Jahre war Call-by-Call ein Standard in vielen Haushalten. Eltern erinnerten ihre Kinder regelmäßig daran, „mit Vorwahl“ zu telefonieren, um die Kosten niedrig zu halten. In vielen Haushalten hingen Listen mit günstigen Vorwahlen und Minutenpreisen direkt am Telefon. Mit der Zeit verloren diese Erinnerungszettel jedoch an Bedeutung, da Flatrates und neue Technologien Call-by-Call überflüssig machten.

Internetdienste als Ersatz

Ein wesentlicher Faktor für das Ende von Call-by-Call war die Verbreitung von Flatrate-Tarifen für Inlandstelefonate. Für häufige Auslandsgespräche wurden spezielle Flatrates angeboten, wodurch Minutenpreise entfielen. Zudem ermöglichen Dienste wie WhatsApp, Facetime, Signal oder Threema kostenlose Gespräche über das Internet, wodurch Alternativen zu Call-by-Call geschaffen wurden.

Im Jahr 2020 beendete die Bundesnetzagentur die Regulierung des Call-by-Call-Marktes. Anschließend vereinbarten VATM und Telekom eine befristete Fortführung, die nun ausläuft.

"Call-by-Call war lange Zeit eine wichtige Option, insbesondere für Haushalte mit begrenztem Budget oder ohne Internetzugang", erklärte VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer. "Auch ältere Menschen, die keine digitalen Dienste nutzen möchten, sowie Menschen mit Migrationshintergrund, die regelmäßig ins Ausland telefonieren, profitierten davon."

Laut VATM entstehe nun zwar "eine Lücke für günstige Auslandsanrufe", jedoch seien Internet-Messenger und Flatrates praktikable Alternativen. Verbraucher sollten sich aktiv über passende Tarife oder Flatrates für internationale Gespräche informieren, da viele Anbieter spezielle Angebote bereithalten.

Callthrough bleibt verfügbar

Auch nach dem Ende von Call-by-Call bleiben Sparvorwahlen über Callthrough-Dienste bestehen. Diese funktionieren jedoch anders: Sie können sowohl über Festnetz als auch Mobilfunk genutzt werden, haben aber den Nachteil, dass laut Verivox jeder Anruf kostenpflichtig ist, selbst wenn kein Gespräch zustande kommt. Zudem sind Tarifansagen bei Callthrough-Diensten freiwillig, wie das Vergleichsportal hinweist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...