Politik

Reaktion auf Trumps Grönland-Anspruch: Bundeskanzler Scholz betont Unverletzlichkeit von Grenzen

Angesichts der aktuellen Aussagen des designierten US-Präsidenten Donald Trump hat Bundeskanzler Scholz Trump an das fundamentale Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen erinnert. "Grenzen dürfen niemals gewaltsam verschoben werden", erklärte Scholz in Berlin. "Dieses Prinzip ist und bleibt eine essenzielle Grundlage unserer Friedensordnung."
08.01.2025 18:48
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bislang hatte Bundeskanzler Olaf Scholz den designierten US-Präsidenten kaum direkt kritisiert. Nach dessen Aussagen zur territorialen Expansion der USA ist diese Zurückhaltung vorbei.

Nur zwei Wochen vor der Amtseinführung Donald Trumps hat Bundeskanzler Scholz erstmals eine klare Gegenposition zum Republikaner eingenommen. Angesichts von Trumps Gedankenspielen zur territorialen Ausdehnung der USA betonte Scholz öffentlich die Bedeutung der Unverletzlichkeit von Grenzen. "Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden", erklärte Scholz, ohne Trump dabei direkt zu nennen. Dieses Prinzip sei universell und gelte für alle Länder, unabhängig von ihrer geografischen Lage.

Trump hatte zuvor mehrfach Interesse an Grönland, das zum Königreich Dänemark gehört, gezeigt. Auch über Kanada hatte er laut Äußerungen nachgedacht und das Land als potenziellen "51. Bundesstaat" der USA bezeichnet.

Gespräche zu Grönland: Scholz spricht mit europäischen Partnern

Am Dienstag sorgte Trump bei einer Pressekonferenz in Florida mit Äußerungen über Grönland für Aufsehen. Dabei schloss er auch militärische Mittel nicht aus. Daraufhin führte Bundeskanzler Scholz am Mittwoch Telefonate mit mehreren politischen Führungspersönlichkeiten, darunter EU-Ratspräsident António Costa, Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und Polens Ministerpräsident Donald Tusk. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wurden kontaktiert. Grönland, eine autonom verwaltete Region Dänemarks, ist Teil eines Nato-Mitgliedsstaates und somit strategisch relevant.

Irritation über Trumps Aussagen

Scholz zeigte sich in einem kurzfristigen Presse-Statement erstaunt über die Reaktionen aus den USA. "Es gibt ein gewisses Unverständnis über solche Äußerungen," sagte er, ohne Trump beim Namen zu nennen. Die Unverletzlichkeit von Grenzen sei ein zentraler Bestandteil westlicher Werte, betonte der Bundeskanzler: "Dieses Prinzip darf nicht infrage gestellt werden."

Seit der US-Wahl am 5. November hatte Scholz betont, konstruktiv mit Trump zusammenarbeiten zu wollen. Nach zwei Telefonaten mit dem künftigen US-Präsidenten hob Scholz insbesondere gemeinsame Ansätze in der Ukraine-Politik hervor. Doch nun ist es zum ersten Öffentlichkeitsstreit zwischen beiden gekommen. Auch aus Frankreich kam Kritik an den USA. Regierungssprecherin Sophie Primas sprach von "einer Form des Imperialismus". Sie forderte, Europa müsse aufwachen, sich schützen und militärisch stärker rüsten.

Trumps Forderung nach höheren Nato-Ausgaben

Ein weiteres kontroverses Thema war Trumps Forderung, die Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. "Das können sich alle leisten", sagte Trump in Mar-a-Lago. Scholz äußerte sich dazu nicht direkt.

Die Nato hatte sich 2014 darauf geeinigt, zwei Prozent des BIP für Verteidigung einzuplanen. Angesichts der russischen Bedrohung wird jedoch über eine Erhöhung auf Werte zwischen 2,5 und 3,5 Prozent diskutiert.

Bundesregierung verweist auf Nato-Prozesse

Deutschland erreichte 2023 erstmals die Zwei-Prozent-Marke und liegt aktuell bei 2,12 Prozent, wie die Nato-Statistik vom Juni zeigt. Regierungssprecher Steffen Hebestreit reagierte zurückhaltend auf Trumps Forderung nach fünf Prozent. "Es gibt hierfür etablierte Prozesse innerhalb der Nato," erklärte er. Sobald Ergebnisse vorliegen, werde darüber politisch entschieden.

Dabei geht es um die kontinuierliche Verteidigungsplanung der Nato, bei der ermittelt wird, welche Mittel notwendig sind, um die Verteidigungsfähigkeit zu gewährleisten. Hebestreit betonte, Deutschland werde auch unter Trump eng mit seinen Verbündeten zusammenarbeiten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Preis könnte 2026 von einst 9 auf 64 Euro klettern
16.09.2025

Die Finanzierung des Deutschlandtickets sorgt weiterhin für Spannungen zwischen Bund und Ländern. Hinter den Kulissen wird um einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Die Lage ist ernst“ – Maschinenbau fordert Taten von Merz
16.09.2025

Der deutsche Maschinenbau, eine Schlüsselbranche mit rund einer Million Beschäftigten, steckt in einer tiefen Krise: Schwache Konjunktur,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stimmung hellt sich auf – Hoffnung für Autobranche und Chemie
16.09.2025

Nach langer Durststrecke gibt es wieder positive Signale für die deutsche Wirtschaft. Das ZEW-Konjunkturbarometer zeigt einen deutlichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Gasspeicher über Zielmarke von 70 Prozent hinaus gefüllt- Winter-Risiken bestehen
16.09.2025

Die deutschen Erdgasspeicher sind derzeit zu rund 75 Prozent gefüllt und haben damit das für den 1. November festgelegte Ziel von 70...

DWN
Politik
Politik Taiwan veröffentlicht neuen Zivilschutzleitfaden für möglichen China-Angriff
16.09.2025

Taiwan hat ein aktualisiertes Handbuch zum Zivilschutz vorgestellt, das die Bevölkerung auf einen möglichen militärischen Angriff Chinas...

DWN
Politik
Politik Nord-Stream-Anschläge: Italien erlaubt Auslieferung von Ukrainer nach Deutschland
16.09.2025

Drei Jahre nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee rückt ein Gerichtsverfahren in Deutschland näher. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission billigt deutsche Haushaltsstrategie trotz hoher Neuverschuldung
16.09.2025

Die Europäische Kommission hat den von der Bundesregierung geplanten Schuldenkurs bis 2031 gebilligt. Trotz geplanter Milliardenkredite...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietrecht in Deutschland: Expertenkommission nimmt Arbeit auf
16.09.2025

Im Bundesjustizministerium hat eine neue Expertenkommission zum Mietrecht ihre Arbeit begonnen. Nach Angaben des Ministeriums soll das...